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Erste repräsentative Dunkelfeldstudie für die Polizeidirektion Osnabrück vorgestellt - Ergebnisse fließen in zukünftige Polizeiarbeit ein

ID: 1103923

(ots) -

- Bürger fühlen sich überwiegend wohl und sicher an ihrem Wohnort
- Anzeigequote bei Cybercrime nur bei 10 % - jeder zweite junge
Mensch unter 21 Jahren Opfer einer Straftat - Arbeit der Polizei
wird positiv bewertet -

Im November 2013 präsentierte Innenminister Boris Pistorius die
erste repräsentative Dunkel-feldstudie des Landeskriminalamts
Niedersachsen. Es war die erste repräsentative Studie, die für ein
Bundesland erstellt worden ist. Am 25. Juli 2014 stellte
Polizeipräsident Bernhard Witthaut die regionalen Ergebnisse aus der
Dunkelfeldstudie speziell für den Bereich der Polizeidirektion
Osnabrück vor. Witthaut: "Erstmals werden Erkenntnisse aus einer
Dunkelfeldstudie in unsere praktische Polizeiarbeit sowie in die
strategische Ausrichtung einfließen. Wir wollen Kriminalität
erfolgreich bekämpfen; besser noch Kriminalität gar nicht erst
entstehen lassen. Hierzu liefert uns die Studie - neben der
jährlichen Auswertung der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) -
viele nützliche und wichtige Erkenntnisse, um das
Kriminalitätsgeschehen noch realistischer bewerten zu können,
Ressourcen optimaler einzusetzen und Schwerpunkte in der
polizeilichen Arbeit möglicherweise neu zu setzten." Im Frühjahr 2013
hatte das Landeskriminalamt Niedersachsen die Fragebögen der Studie
an 40.000 zufällig ausgewählte Personen in Niedersachsen ab 16 Jahren
verschickt, um sie u.a. zu ihren Kriminalitätserfahrungen, zur
Ausprägung von Kriminalitätsfurcht und zur Bewertung der
Polizeiarbeit zu befragen. Es wurden 50 Fragen gestellt, die die
Befragten anonym beantworten und zurückschicken sollten. Durchgeführt
wurde die Befragung von der Kriminologischen For-schungsstelle des
Landeskriminalamtes Niedersachen u.a. mit Unterstützung durch die
Universität Hamburg. Insgesamt 6.400 Menschen über 16 Jahren




erhielten im Bereich der Polizeidirektion Osnabrück, der vom Teuto
bis zu den ostfriesischen Inseln reicht, einen standardisierten
Fragebogen zugesandt. Hiervon wurden 3.480 bzw. 45 % der Fragebögen -
also etwa die Hälfte - tatsächlich be-antwortet zurückgeschickt.
Diese erfreulich hohe Rücklaufquote lässt nun repräsentative
Rückschlüsse in Bezug auf die allgemeine Kriminalitäts- und
Sicherheitslage, insbesondere der polizeilich nicht registrierten
Kriminalität (Dunkelfeld), in der Polizeidirektion zu.

Die Themenfelder der Studie

Das Wohlbefinden der Menschen an ihrem Wohnort

Eine der Ausgangsfragen zu diesem Themenfeld war, wie die
Bürgerinnen und Bürger ihr Woh-numfeld und das Leben in ihrer
Nachbarschaft bewerten. Das Ergebnis: 92 % der Bürgerinnen und Bürger
in der Polizeidirektion bewerten die Nachbarschaftsqualität an ihrem
Wohnort als gut bzw. sehr gut. Auch das soziale Miteinander in der
Nachbarschaft (sog. Nachbarschaftsintensität) - beispielsweise die
gegenseitige Hilfe und das Verständnis unter Nachbarn oder die
Kontakte/Besuche zu/bei Nachbarn - wurde durch entsprechende Fragen
abgebildet. Rund 76 % der Befragten waren der Meinung, dass ihre
Nachbarschaftsintensität eher hoch bzw. hoch ist. Die Studie
bestätigte die Annahme, dass die Nachbarschaftsintensität in ländlich
strukturierten Regionen höher ist als in den Ballungsgebieten.
Positiv können sich diese guten Ergebnisse auf das
Sicherheitsempfinden auswirken, da aus kriminologischer Erfahrung das
Wohlbefinden der Menschen nicht zuletzt mit dem Empfinden von
Sicherheit zusammenhängt.

Sicherheitsempfinden und Kriminalitätsfurcht

Die subjektive Einschätzung eines jeden Menschen zur Sicherheit
spiegelt das Sicherheits-empfinden wider. Die Studie fragte nach dem
Sicherheitsempfinden der Menschen an ihrem Wohnort und in ihrer
Nachbarschaft. Ergebnis: 87,4 % der Menschen gaben an, dass ihr
Sicher-heitsgefühl in ihrem Umfeld eher hoch bzw. hoch ist. Demnach
fühlen sich die Menschen in der Polizeidirektion zu einem sehr großen
Anteil sicher. Bei der Unterscheidung des Sicherheitsempfindens nach
Geschlecht und Altersgruppen zeigt sich, dass Frauen, ältere Menschen
ab 65 Jahren und jüngere Personen im Alter von 16-20 Jahren sich
häufiger unsicher fühlen und Ängste bzw. Sorge haben, als der
Durchschnitt, was im Besonderen bei der Altersgruppe der jüngeren
Menschen in diesem Maße polizeilich nicht bekannt war. Witthaut:
"Gesteigerte Ängste bei älteren Menschen sind nicht unbekannt, dass
jedoch junge Menschen unter 21 Jahren das geringste Sicherheitsgefühl
aller Altersgruppen im Zusammenhang mit ihrem Wohnumfeld empfinden,
ist eine neue und ernst zu nehmende Erkenntnis." Die
Kriminalitätsfurcht spiegelt die persönliche Risikoeinschätzung
wider, im Hinblick auf die Frage, wie wahrscheinlich es die Befragten
halten, im nächsten Jahr Opfer einer Straftat zu werden. Ergebnis:
Etwa 90 % der Befragten halten es für eher oder sogar sehr
unwahrscheinlich, dass sie im nächsten Jahr Opfer einer Straftat
werden. Auch daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die
Menschen sich in der Polizeidirektion überwiegend sicher fühlen.

Opferwerdung (tatsächliche Viktimisierung)

In der Polizeidirektion Osnabrück wurden mit 27,8 % weniger
Menschen über 16 Jahren Opfer von Straftaten als im Durchschnitt in
Niedersachsen (29,7 %). Die Studie ergab, dass schwere Delikte wie
Sexualdelikte, Raub und Körperverletzungen eher selten vorkommen. Ein
hoher Anteil betrifft Delikte rund um das Eigentum. Demnach war im
Jahr 2012 etwa jede zehnte Person Opfer eines Diebstahls. Von den
3.480 Befragten in der Polizeidirektion Osnabrück gaben 12,1 % an,
dass sie in 2012 Opfer einer Straftat im Zusammenhang mit der
IT-Nutzung (z.B. Datenverluste durch Viren oder Phishing) geworden
sind. Die geringe Anzeigequote im Bereich Cybercrime von 10 %
bestätigt zusätzlich, dass die Bemühungen der Polizeidirektion
Osnabrück sowie des Innenministeriums Niedersachsen, spezielle
Ermittlungs- und verstärkte Präventi-onsarbeit in diesem Deliktsfeld
zu fördern und weiter auszubauen, erforderlich sind. Witthaut: "Wir
stehen in diesem Phänomenbereich vor großen Herausforderungen. Wir
brauchen zukünftig mehr Spezialisten, die in diesen Bereichen
arbeiten." Die bereits erwähnte höhere Unsicherheit von Frauen im
Hinblick auf ihr subjektives Sicherheitsgefühl, können die
tatsächlichen Opferzahlen - differenziert nach Geschlecht - nicht
bestätigen. Frauen sind statistisch mit 24,8 % seltener von
Straftaten betroffen als Männer mit 30,8 %. Zudem wurden die
Ergebnisse bei der Opferwerdung und der Anzeigenquoten in
Altersgruppen aufgeteilt. Überaschendes Ergebnis: Die meisten
Personen, die Opfer einer Straftat geworden sind, waren in den
jüngeren Altersklassen zu finden. Witthaut: "Offensichtlich ist im
Jahr 2012 jeder zweite junge Mensch unter 21 Jahren in der
Polizeidirektion Osnabrück Opfer einer Straftat geworden."
Beispielsweise lag die Quote der angezeigten Fälle im Bereich
Cybercrime bei nur 3 %, bei den leichten Körperverletzungsdelikten
bei lediglich 14 %. Durch das hohe Dunkelfeld wurden viele Taten,
insbesondere aus den Bereichen leichter Kriminalität, nicht
festgestellt und konnten entsprechend auch nicht verfolgt werden.
Witthaut: "Straftaten, die der Polizei nicht bekannt sind, können
nicht aufgeklärt werden."

Sonderbetrachtung Wohnungseinbruch

Der Deliktsbereich Wohnungseinbruch ist in der Polizeidirektion
Osnabrück und auf der Landesebene ein Schwerpunktthema der
polizeilichen Arbeit. Für die Polizeidirektion Osnabrück konnten die
Werte in diesem Zusammenhang nicht für alle Fragestellungen
repräsentativ dargestellt werden. Sie weisen jedoch die gleichen
Verhältnisse und Tendenzen zur Landesebene auf. 14,8 % der
niedersachsenweit Befragten gaben laut Dunkelfeldstudie auf die
Frage, für wie wahrscheinlich sie es hielten, dass sie Opfer eines
Wohnungseinbruchs werden, an, dass sie es für eher/sehr
wahrscheinlich halten, Opfer eines Wohnungseinbruchs zu werden. 0,9 %
der nie-dersachsenweit Befragten waren in 2012 Opfer eines Einbruchs.
Die Anzeigenquote bei den Wohnungseinbrüchen ist mit 84 % in ganz
Niedersachsen sehr hoch. Trotzdem sollten noch mehr Taten auch
tatsächlich zur Anzeige gebracht werden. Witthaut: "Je mehr Taten
angezeigt werden, umso mehr Tatzusammenhänge, Tatserien und
Täterstrukturen/-profile können wir erkennen." Neben der intensiven
Ermittlungsarbeit setzt die Polizeidirektion weiter auf die gute und
intensive Präventionsarbeit in Zusammenarbeit mit den Kommunen,
Verbänden und Unternehmen.

Bewertung der Arbeit der Polizei

93 % der Menschen in der Polizeidirektion Osnabrück empfinden die
Polizei als bürgerfreundlich. 92 % haben Vertrauen in die Polizei und
87 % sind der Meinung, dass die Polizei professionell arbeitet.
Witthaut: "Wir freuen uns über dieses äußerst positive Ergebnis. Mein
Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tagtäglich das
positive Erscheinungsbild der Polizei prägen. Trotz der guten Werte
werden wir weiter an uns arbeiten, um noch ein Stückchen besser zu
werden."

Hintergrund zur Dunkelfeldstudie

Die Entwicklung der Kriminalität in Niedersachsen wurde bisher
ausschließlich durch die poli-zeiliche Kriminalstatistik (PKS)
abgebildet. In der PKS sind lediglich die bei der Polizei
registrierten, also die tatsächlich angezeigten Straftaten, enthalten
- jedoch nicht die nicht angezeigten/nicht registrierten Taten. Die
polizeilich nicht registrierten Straftaten sind der Polizei nicht
bekannt (sog. Dunkelfeld). Das Dunkelfeld ist aber neben der PKS die
zweite wichtige Größe für eine realitätsbezogene Beurteilung der
Kriminalitäts- und Sicherheitslage. Deshalb hat sich das Land
Niedersachsen entschieden, eine umfangreiche Dunkelfeldforschung zu
betreiben. Der Anfang ist mit der ersten repräsentativen
Dunkelfeldstudie des LKA Niedersachsens getan. Sogar eine spezifische
regionale Auswertung der Dunkelfeldstudie für die Bereiche der sechs
niedersächsischen Polizeidirektionen, darunter auch Osnabrück, war
möglich. Es ist geplant, die Studie zukünftig im Turnus von zwei
Jahren durchzuführen.




Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
Telefon: 0541 - 327 1024
E-Mail: pressestelle(at)pd-os.polizei.niedersachsen.de
http://www.pd-os.polizei-nds.de


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Datum: 25.07.2014 - 13:09 Uhr
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