ProSOS

ProSOS - Portal fuer Sicherheit, Rettung und Schutz

 

Innenminister Caffier: Der Munitionsbergungsdienst leistet gute Arbeit. Flächen werden planmäßig beräumt und Funde einer genauen Bewertung unterzogen

ID: 1260495

(ots) - "Die Munitions- und Kampfmittelbeseitigung,
hierunter ist die Erfassung, Bergung und Entsorgung zu verstehen, ist
ein weites und komplexes Aufgabenfeld. Ein Aufgabenfeld welches sich
nicht nur auf unser Bundesland beschränkt. Vielmehr stellt sich diese
Aufgabe in gesamt Europa und weit über dessen Grenzen hinaus", stellt
Innenminister Lorenz Caffier fest. "Der Munitionsbergungsdienst hat
hier primär die Aufgabe der Gefahrenbeseitigung sowie in der
Vorsorge, zu deren Schwerpunkte es gehört, vorhandene
kampfmittelbelastete Flächen zu erfassen und aus den Ergebnissen von
Untersuchungen vor Ort und geborgener Munition sowie Recherchen in
sonstigen verfügbaren Quellen eine Bewertung der vorliegenden
Erkenntnisse für die Zukunft vorzunehmen".

Bei Sandbaggerarbeiten auf See anlässlich geplanter
Sandaufspülungen im Bereich von Rerik und Boltenhagen kam es im
Herbst 2013 zu insgesamt drei Einsätzen, zu denen der
Munitionsbergungsdienst des Landes (MBD M-V) zur Bergung von
insgesamt vier Stück 8,8 cm Sprenggranaten aus dem Saugkopf eines
Baggerschiffes gerufen wurde.

Seit einer Sandaufspülung im Jahr 1997 aus der Lagerstelle
Trollegrund, bei der offensichtlich Kampfmittel an den Strand von
Rerik mit aufgespült wurden und im Jahr 2000 aufwendig und
kostspielig beräumt werden mussten, ist die Sandentnahmestelle
"Trollegrund" als kampfmittelbelastet bekannt und im Kataster
eingetragen. Sie liegt im Sicherheitsbereich des Flak-Versuchsplatzes
Rieden-Kühlungsborn, von dem aus zu Versuchen auf die offene See
geschossen wurde.

Aufgrund der Erkenntnisse des Munitionsbergungsdienstes erfolgte
im Zuge des Genehmigungsverfahrens für die geplanten
Sandbaggermaßnahmen im Jahr 2010 in der Phase der Anhörung zum Antrag
auf Erteilung einer Bewilligung für die Gewinnung mariner Sande in




den Küstengewässern - Lagerstätte Trollegrund durch den MBD M-V der
Hinweis auf Munitionsfunde bei Sandentnahmen zum Küstenschutz. In
einem entsprechenden Schreiben hat der MBD hier empfohlen, für das
Baggergut ein mit dem MBD abgestimmtes Verfahren, z.B. eine
Behandlung und Prüfung von Sanden bereits auf See z.B. an Bord des
Baggereschiffes, zur Anwendung zu bringen. Auch im Falle einer
später erfolgten Anfrage eines Ingenieurbüros zur Sandentnahme aus
der Lagerstätte Trollegrund im Jahr 2011 erfolgte die
Kampfmittelbelastungsauskunft mit Hinweis auf Munitionsfunde bei
Sandentnahmen zum Küstenschutz in der Vergangenheit. Auch hier wurde
nochmals empfohlen, das mit dem MBD abgestimmte Verfahren auf See zur
Anwendung zu bringen.

Die mit Rerik verbundene Halbinsel Wustrow war im 2. Weltkrieg
Flak-Schule und in der Teufelsschlucht (1,4 km entfernt vom Reriker
Ortskern in Richtung Nordosten) ist Munition gesprengt worden. In
diesem Bereich gab es in der Vergangenheit immer mal wieder
Einzelfunde von Kampfmitteln.

Nach insgesamt 7 Soforteinsätzen am Strand von Rerik im Frühjahr
2014, bei denen 51 Granaten der Kaliber 13 mm bis 7,5 cm (enthaltene
Explosivstoffmasse von 3,4 kg und 16,8 kg Kampfmittelfragmenten)
geborgen wurden, hat die örtlich zuständige Ordnungsbehörde auf
Empfehlung des MBD M-V den Strand gesperrt. Anschließend erfiolgte
eine Beräumung des Strandbereiches mittels Durchsieben des
aufgespülten Sandes.

Hierbei wurde in Rerik eine Fläche von ca. 15.000 m² untersucht,
dabei rund 80.000 m³ Sand aufgenommen, durch zwei Siebanlagen mit
Maschenweite von zehn Millimeter kampfmittelfrei gemacht, wieder
eingebaut und grob nivelliert. Insgesamt wurden bei dieser Beräumung
304 Granaten bis zum Kaliber 10,5 cm, 71 Zünder sowie 1.527 kg
Munitionsteile durch die vom Munitionsbergungsdienst beauftragte
Firma geborgen und an den MBD M-V übergeben. Der Auftragswert der
Beräumung betrug rund 670.000,- EUR, zuzüglich Managementkosten und
Kosten für die Überwachung und Kontrolle sowie für den Abtransport
und die Vernichtung der geborgenen Kampfmittel.

Ende Juni vergangenen Jahres, also rund sechs Wochen nachdem die
umfänglichen Siebarbeiten in Rerik begonnen hatten, bestätigten
sowohl die mit der Strandaufspülung beauftragte Firma, als auch dass
mit der örtlichen Bauüberwachung der Nassbaggerarbeiten auf See
beauftragt Ingenieurbüro, dass bei den Baggerarbeiten ein Sieb mit
einer Maschenweite von 15 mm eingesetzt worden sein soll und dass das
Grobkorn (> 15 mm) zur Separation an einem Magnetabscheider
vorbeigeführt wurde, der alle magnetischen Bestandteile herausfiltern
sollte. Ferner sollen nach jeder Baggerung die Anlagen unter Beisein
der örtlichen Bauüberwachung auf etwaige Funde kontrolliert worden
sein. Dabei soll keine weitere Munition bzw. Munitionsschrott
festgestellt worden sein.

Innenminister Lorenz Caffier: "Bisher konnte leider die Frage noch
nicht beantwortet werden, warum während der gesamten Maßnahme der
Strandaufspülung, bei der rund 170.000 m³ Sand aus einer stark
belasteten Fläche des Meeresgrundes wohl durch das Sieb mit einer
Maschenweite von 15 mm gelaufen ist, kein einziger Fund eines
Kampfmittels von Bord des Baggerschiffes dem Munitionsbergungsdienst
gemeldet wurde."

Die Kampfmittelräumung am Strand von Rerik im Mai 2014 durch die
vom MBD beauftragte Fachfirma erfolgte durch Fraktionierung über eine
Separationsanlage mit Mittelkornband und Feinkornsieben mit einem
Durchlass von zehn Millimetern und der Separation ferromagnetischer
Bestandteile mit einem Magnetbandabscheider über den Bändern. Alle
geborgenen Kampfmittel und -fragmente wurden auf diese Art aus dem
Sand separiert.

Die Sohle der ausgekofferten Sandmassen, also das alte
Strandniveau wie es vor der Aufspülung vorgelegen hat, wurde
flächendeckend auf Kampfmittel untersucht, hierbei wurden
-insbesondere im westlichen Strandabschnitt - zwar größere Mengen
Schrott und abgeschnittene Spundwandbohlen gefunden, aber keine
Kampfmittel. Nach Abschluss der Arbeiten wurde eine flächendeckende
computergestützte Sondierung auf die gesamte Arbeitsfläche gelegt.
Aus dieser Sondierung ergaben sich ebenfalls keine Hinweise auf
tieferliegende Störpunkte wie z.B. frühere Sprengtrichter, aus denen
die jetzt gefundenen Kampfmittel stammen könnten.

Die in Rerik geborgenen Kampfmittel wurden umfassend untersucht,
alle vollständigen Kampfmittel wie auch die Fragmente mit
Führungsbändern wiesen ausnahmslos Spuren eines Verschusses aus. Die
Kampfmittelfragmente wiesen typische Spuren einer Detonation durch
Funktionsauslösung auf. Bei größeren Fragmente mit waren sogar die
Spuren einer detonierten Zündladung zu erkennen, ebenso an den
geborgenen Zündern selbst. Weiterhin wurden an den Kampfmitteln
überwiegend Sandverkrustungen mit Anhaftungen von Muscheln
festgestellt.

Bei der separaten Vernichtung der geborgenen Kampfmittel in einer
mobilen Vernichtungsanlage konnte nachgewiesen werden, dass eine
Vielzahl der geborgenen Kampfmittel, insbesondere der vollständigen
Kampfmittel, bei der Verbrennung detonierte, es sich somit um
Blindgänger mit Sprengstoff-Füllung gehandelt hat.

Anhand der genannten Erkenntnisse ist aus Sicht des
Munitionsbergungsdienstes auch nachgewiesen, dass die geborgenen
Kampfmittel nicht aus einer noch nicht erkannten Sprengstelle im
Strandbereich stammen können, sondern es sich um verschossene
Kampfmittel handelt, die sich funktionsgemäß durch Auslösung des
Zeitzünders in der Luft zerlegt haben und ins Meer gefallen sind.

"Am Strand von Boltenhagen sind vor der Aufspülung keinerlei
Kampfmittelfunde nachgewiesen worden, so dass ein Zusammenhang mit
der Strandaufspülung offensichtlich ist", stellt Innenminister Lorenz
Caffier im Ergebnis fest. "Die Hinterlassenschaften des 2.
Weltkrieges der ehemaligen NVA sowie der GUS-Streitkräfte stellen
auch heute noch eine sehr ernstzunehmende Gefahr dar, die es in
keinem Fall zu unterschätzen gilt. Die Munitionsbeseitigung in
unserem Land wird auch in den nächsten Jahren eine wichtige und
notwendige Aufgabe bleiben. Dabei können wir auf die gute Ausbildung,
die Umsicht und Professionalität sowohl des Personals des
Munitionsbergungsdienstes M-V als auch der beauftragten zivilen
Räumfirmen vertrauen."

In Boltenhagen wurde gegenwärtig eine Beräumung einer Fläche von
rund 50.000 m² beauftragt. Mit Stand vom 07.06.2015 wurden mit der
Abnahme des MBD bereits 18.0000 m² der Fläche bearbeitet und auch zur
für die Öffentlichkeit wieder freigegeben. Der noch erforderliche
Zeitaufwand für die Beräumung hängt maßgeblich von der Anzahl der
künftigen Metallfunde ab. Bisher sind insgesamt sechs Granaten und
ein Zünder gefunden worden. Die gefundenen Granaten liegen zwischen
2,0 und 3,7 cm Durchmesser. Das Innenministerium geht davon aus, dass
die Räumarbeiten bis zum 19.06.2015 abgeschlossen sein werden.




Rückfragen bitte an:

Ministerium für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern
Pressestelle
Michael Teich
Telefon: 0385/588-2008
E-Mail: michael.teich(at)im.mv-regierung.de
http://www.regierung-mv.de


Themen in diesem Fachartikel:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden   Gladbeck: Unbekannte entwenden Mitsubishi Space Star  Häusern. Alkohol am Steuer
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 08.06.2015 - 11:01 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1260495
Anzahl Zeichen: 0

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: IM-MV
Stadt:

Schwerin



Kategorie:

Polizeimeldungen



Dieser Fachartikel wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Der Fachartikel mit dem Titel:
" Innenminister Caffier: Der Munitionsbergungsdienst leistet gute Arbeit. Flächen werden planmäßig beräumt und Funde einer genauen Bewertung unterzogen"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Ministerium f (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von Ministerium f