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Zahlreiche Autofahrer(innen) mit Handy am Ohr festgestellt - zunehmende Gefahren infolge Ablenkung durch moderne Kommunikationstechniken

ID: 1323512

(ots) -
(Weserbergland) In der vergangenen Woche wurden im gesamten
Bereich der Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden vermehrt
Verkehrskontrollen mit Schwerpunkt "Verstöße durch Handy-Benutzung
während der Fahrt" durchgeführt. Bei den stationären und mobilen
Kontrollen wurden zahlreiche Verstöße festgestellt und als
Ordnungswidrigkeitenanzeigen den Bußgeldbehörden übergeben.

Auszugsweise sei ein Vorfall vom Mittwochvormittag (30.09.2015)
genannt. Hier war ein Pkw Mitsubishi auffällig, dessen Fahrerin (39)
kurz nach 09.00 Uhr mit Handy am Ohr in die stationäre Kontrollstelle
am Hastenbecker Weg fuhr und auch noch weiter telefonierte, als der
kontrollierende Polizeibeamte sie bereits stoppte. Weitere
Überprüfungen ergaben, dass die Mitsubishi-Fahrerin zudem nicht mehr
in Besitz einer Fahrerlaubnis ist, so dass sie neben dem
Ordnungswidrigkeitenverfahren zusätzlich noch ein Strafverfahren zu
erwarten hat.

Aufgrund der zahlreichen Verstöße, die in dieser Woche während der
Kontrollaktionen festgestellt wurden, wird nochmals auf die Gefahren
hingewiesen, die durch Telefonieren während der Fahrt und Ablenkung
durch Kommunikationsgeräte im Straßenverkehr entstehen:

In Medienberichten über Verkehrsunfälle liest man immer häufiger
Formulierungen wie "... das Fahrzeug geriet aus ungeklärter Ursache
auf gerader Strecke nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen
einen Baum..."; "...infolge Unachtsamkeit fuhr der nachfolgende
Fahrer auf den bereits stehenden Pkw auf ...", "Unfall gibt Polizei
Rätsel auf ...". Eine mögliche Erklärung für diese Unfallereignisse
und des Rätsels Lösung wäre die Benutzung eines Handys oder
Smartphones während der Fahrt.

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SMS am Steuer - eine ernstzunehmende Gefahr im Straßenverkehr.

"Hallo Schatz, bin schon auf der 83 hinter Bodenwerder und gleich




zu Hau| ", so der Text einer Kurznachricht, die Heiner B. noch
schnell an seine Ehefrau schicken wollte. 20 Minuten später wäre er
tatsächlich zu Hause gewesen, wenn er nicht diesen schrecklichen
Unfall gehabt hätte. Er geriet mit seinem Pkw nach links auf den
Gegenfahrstreifen und stieß mit einem entgegenkommenden Lastzug
zusammen. Er war fast eine Stunde im Wrack eingeklemmt und musste von
der Feuerwehr aus dem Blechknäuel geschnitten werden. Mit
lebensgefährlichen Verletzungen flog ihn ein Rettungshubschrauber in
eine Klinik. Die Mediziner vollbringen ein Wunder; Heiner B.
überlebt; er wird aber nie vollständig genesen und körperlich stark
eingeschränkt seinen Alltag bewältigen müssen.

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Tippen tötet - Sekunden, die das Leben entscheiden können

Eine Sekunde Unaufmerksamkeit, die das eigene Leben, aber auch das
Leben anderer entscheidend verändern kann. Eine SMS während der
Fahrt; ein Moment, in dem der Blick nicht nach vorne auf die Fahrbahn
gerichtet ist. Ein Moment, der über Leben und Tod entscheidet. Leider
viel zu oft geschehen solche Unfallereignisse auf unseren Straßen,
deren Verursachung in der Benutzung von Mobiltelefonen liegen dürfte.

Nach Schätzungen von Experten passiert inzwischen jeder fünfte
Unfall, weil am Steuer ein Handy benutzt wurde. Diese Art der
Ablenkung stellt eine zunehmende Gefahr im Straßenverkehr dar.

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Blindflug

Kein Autofahrer würde auf die fatale Idee kommen, sich während der
Fahrt für einige Sekunden eine Augenbinde umzulegen und mit
verbundenen Augen -wenn auch nur für kurze Zeit- die Fahrt
fortzusetzen. Wir machen es aber; nur in anderer Form.

Wer nur wenige Augenblicke auf das Handy schaut, legt eine enorme
Wegstrecke ohne Sicht zurück. Bei Tempo 100 legt man, während man
nur zwei Sekunden auf das Display schaut, knapp 60 Meter zurück. 60
Meter im Blindflug; keine Möglichkeit zur Reaktion bei auftretenden
Gefahren. Eine Abweichung von wenigen Zentimetern auf einen
zurückgelegten Meter bedeutet bei einer Wegstrecke von 60 Meter eine
erhebliche Kursabweichung. Richtet sich der Blick vom Display wieder
nach oben, ist es zu spät: der Baum rechts der Fahrbahn dringt
bereits tief in den Motorraum ein oder die steife Karosserie eines
entgegenkommenden Fahrzeuges lässt das Fahrzeug auffalten wie eine
Ziehharmonika.

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Neue Hauptunfallursache: Ablenkung durch moderne
Kommunikationstechniken

Ablenkung durch Handys; ein höchst gefährliches Unterfangen, wie
sich immer öfters herausstellt. Die Handybenutzung am Steuer läuft
als mögliche Ursache bereits der bisher häufigsten Unfallursache, dem
schnellen Fahren, den Rang ab. Zwar steht überhöhte Geschwindigkeit
immer noch weit vorn in der Rangliste, aber die neue
Hauptunfallursache könnte schon bald das Hantieren mit dem Smartphone
oder dem Handy während der Fahrt sein.

In die Pflicht nehmen sollte man auch die Anrufer. Wenn ich weiß,
dass mein Gesprächspartner im Auto sitzt und fährt, sollte man es
unterlassen, diese Person anzurufen. Inzwischen gibt es preiswerte
Freisprecheinrichtungen -auch zum Nachrüsten-, die zumindest über
Bedientasten am Lenkrad dafür sorgen, dass man den Blick nicht von
der Straße nehmen muss, oder sogar auf Sprachkommandos reagieren.

Aber auch das Gespräch an sich stellt, auch mit einer
Freisprecheinrichtung, eine gewisse Ablenkung dar. Die Konzentration
auf das Gespräch geht soweit, dass der Polizei häufig angeblich
betrunkene Autofahrer meldete werden, da diese durch ihre Fahrweise
auffällig geworden sind und ähnliche Merkmale eines alkoholisierten
Fahrers aufweisen (Schlangenlinien-Fahrt, plötzliche und abrupte
Lenkbewegungen, Rotlichtmissachtungen,...). Stoppt die Polizei
solche Fahrzeuge, kann nicht Alkoholbeeinflussung festgestellt
werden, sondern Konzentrationsmangel aufgrund eines geführten
(Telefon-) Gesprächs.

Die Ablenkung durch diese Kommunikationsgeräte kann in einigen
Fällen sogar schwerwiegender sein als bei Alkoholgenuss.

Trotz der Behauptungen vieler Menschen, sie seien
multitaskingfähig, zeigen diese Beispiele eindrucksvoll, dass die
meisten Menschen sich doch nur auf eine Sache konzentrieren können;
in diesem Falle nicht auf die Autofahrt, sondern auf das Gespräch.
Bestätigt wird die gesprächsbedingte Ablenkung durch Beobachtungen
der Polizei: auf mehrspurigen Straßen kann man mit einen deutlich
erkennbaren Streifenwagen eine große Strecke neben einem
telefonierenden Autofahrer oder einer Autofahrerin herfahren, ohne
dass man als Polizei bemerkt und das Gespräch beendet wird. Der
telefonierende Autofahrer ist abgelenkt und nimmt äußere Einflüsse
kaum noch wahr.

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Begrenzte Fähigkeiten eines Menschen

Jeder Fahrzeugführer muss wissen: die geistigen Fähigkeiten sind
begrenzt und werden durch ganz viele Faktoren herabgesetzt, wie
Hunger, Durst, Hitze, Stress, Müdigkeit und ABLENKUNG (die Aufzählung
ist nicht abschließend). Wenn dies alles zusammentrifft, bleiben kaum
noch Kapazitäten übrig zum Fahren (die Wahrnehmung wird stark
herabgesetzt oder sogar ausgeschaltet und dadurch die Reaktionszeiten
werden immer länger!).

Auch durch die Bedienung eines Navigationsgerätes stellen sich
Ablenkungssymptome ein, die mit dem Schreiben einer SMS vergleichbar
sind.

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Verstöße und Bußgelder

Wird man bei der Bedienung eines Mobiltelefons während der Fahrt
erwischt, drohen dem Betroffenen in Deutschland Bußgelder und
Punkteeinträge. Im Paragraph 23 der Straßenverkehrsordnung heißt es:

"Wer ein Fahrzeug führt, darf ein Mobil- oder Autotelefon nicht
benutzen, wenn hierfür das Mobiltelefon oder der Hörer des
Autotelefons aufgenommen oder gehalten werden muss. Dies gilt nicht,
wenn das Fahrzeug steht und bei Kraftfahrzeugen der Motor
ausgeschaltet ist."

Nur so nebenbei: ein Fahrrad ist ebenfalls ein Fahrzeug, so dass
auch Radfahrern die Handybenutzung während der Fahrt nicht gestattet
ist.

Ein Verstoß als Kraftfahrzeugfahrer wird derzeit mit 60,00 Euro
und einem Punkt im Fahreignungsregister geahndet; die Benutzung eines
Mobiltelefons als Radfahrer wird mit 25,00 Euro verwarnt.

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Zahl der Verstöße / hohe Dunkelziffer

Bei entsprechenden Verkehrsüberwachungen konnten in den letzten
beiden Jahren innerhalb der Polizeiinspektion
Hameln-Pyrmont/Holzminden insgesamt über 2000 Verstöße festgestellt
und geahndet werden. Die Dunkelziffer liegt nach ersten
Einschätzungen um ein Vielfaches höher.

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Unser Appell: keine Ablenkung während der Fahrt

Leider wird das Telefonieren am Steuer von vielen
Verkehrsteilnehmern unterbewertet und trotz der Sanktionen als nicht
sonderlich schlimm empfunden.

Daher der eindringliche Appell der Polizei: lassen Sie sich
während der Fahrt nicht ablenken; weder durch Telefone noch durch
andere Bediengeräte, auch nicht durch intensiv geführte Gespräche.
Lassen sie das Handy links liegen und stellen Sie sowohl den Ton als
auch die Vibrationsfunktion aus. Keine Nachricht der Welt oder das
Absetzen einer Antwort ist es wert, sich oder andere zu gefährden
oder zu schädigen.

Ablenkung während der Fahrt stellt eine zunehmende Gefahr dar.
Auch wenn es inzwischen aus technischer Sicht möglich ist, nach einer
Kollision aus Gründen der Beweissicherung und Unfallrekonstruktion
die Handydaten auswerten zu lassen und diese "digitale Spuren" zur
Ursachenermittlung heranzuziehen, ist es dann bereits zu spät: der
Unfall ist passiert, lässt sich nicht rückgängig machen, mindestens
ein Mensch ist zu Schaden gekommen oder wurde schlimmstenfalls aus
dem Leben gerissen.

Wir wollen diese Unfälle nicht.

Wir verfolgen daher einen anderen Ansatz: neben den regelmäßig
stattfindenden Verkehrskontrollen mit dem Schwerpunkt
"Handybenutzung" und daraus resultierenden Sanktionierungen wollen
wir im Vorfeld -also bevor ein Unfall passiert- auf die am
Straßenverkehr teilnehmenden Personen präventiv einwirken und
appellieren an die Einsicht und Vernunft eines jeden Autofahrers,
aber auch an Radfahrer und Fußgänger.

Die gesamte Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden ist für
das Thema sensibilisiert und wird auf dieses Phänomen dementsprechend
reagieren. Die Präventionsarbeit ist neben der Verkehrsüberwachung
ein wesentlicher Bestandteil. Das Thema "Ablenkung durch
Handybenutzung" war bereits Bestandteil der
Verkehrspräventionsveranstaltungen "Crash-Kurs - junge Fahrer", die
sich insbesondere an Fahranfänger richteten und auf sehr positive
Resonanzen in den Schulen als Veranstaltungsort gestoßen sind.

"Kommunikation kann tödlich sein" oder "tippen tötet", unter
diesen Schlagworten laufen derzeit Kampagnen, die diese Thematik als
aktuellen Schwerpunkt aufgegriffen haben und genau auf diese
Problematik ausgerichtet sind.

Unterstützt wird die Präventionsarbeit durch Videomaterial, das in
bekannten Netzwerken und Videokanälen zu finden ist. Hier einige
Beispiele von sogenannten Schockvideos (teilweise in englischer
Sprache):

https://www.youtube.com/watch?v=k0H2HsX48XY

https://www.youtube.com/watch?v=roL2ie23xMQ

https://www.youtube.com/watch?v=3N6Nhzqz67Q

https://www.youtube.com/watch?v=wtNLe4Pxze4

https://www.youtube.com/watch?v=ArgCqCtB7M8

https://www.youtube.com/watch?v=B7I-hK-YZjE

https://www.youtube.com/watch?v=8Ue81-yyRWk

https://www.youtube.com/watch?v=SmUvHB-BtVc

https://www.youtube.com/watch?v=xA-I7JmOxC0

weiterführende Links:

http://www.landesverkehrswacht.de/presse/aktuelle-pressemitteilung
en/tippen-toetet.html




Rückfragen bitte an:

Polizei Hameln-Pyrmont/Holzminden
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Jens Petersen
Telefon: 05151/933-104
E-Mail: pressestelle(at)pi-hm.polizei.niedersachsen.de


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Datum: 05.10.2015 - 14:13 Uhr
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