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Dunkelfeldstudie der Landespolizei





Innenminister Caffier: Licht ins Dunkel der Kriminalitätslage bringen

ID: 1355548

(ots) - Im Zusammenwirken mit der Universität Greifswald
und der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und
Rechtspflege Güstrow hat das Landeskriminalamt M-V im Auftrag des
Innenministeriums von Januar bis Februar dieses Jahres auf eigens
dafür entwickelten Fragebögen über 8.000 Einwohner unseres Landes zu
ihren Kriminalitätserfahrungen und -ängsten befragt. Innenminister
Lorenz Caffier und der Direktor des Landeskriminalamts Ingolf Mager
stellten heute die Ergebnisse dieser ersten Dunkelfeldstudie vor.

Gegenstand der Dunkelfeldstudie ist eine landesweite Befragung der
Bevölkerung Mecklenburg-Vorpommerns zu ihren Erfahrungen mit
Kriminalität, zur Opferwerdung, zum sozialen Umfeld und zum
Sicherheitsgefühl sowie der damit einhergehenden Bewertung und
Beurteilung der polizeilichen Arbeit bezogen auf das Kalenderjahr
2014. Die Teilnahmequote von 40,4% der insgesamt 8.151 per
Zufallsstichprobe ausgewählten und befragten Bürgerinnen und Bürger
unseres Landes unterstreicht das hohe Interesse der Bevölkerung am
Thema und die Notwendigkeit für die öffentliche Sicherheit. 3.170 der
zurückgesandten Fragebögen waren statistisch auswertbar und machen
die Statistik repräsentativ für die Bevölkerung
Mecklenburg-Vorpommerns.

"Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik spiegeln nur das
sogenannte "Hellfeld" wider. Vieles spielt sich aber im Dunkeln ab
und wird den Strafverfolgungsbehörden nicht bekannt, weil aus den
unterschiedlichsten Gründen keine Anzeigen gemacht werden", sagt
Innenminister Lorenz Caffier. "Die wissenschaftliche Methodik bei
diesem Projekt und der damit verbundene hohe qualitative wie
quantitative Anspruch konnten uns im Ergebnis wichtige Erkenntnisse
liefern." Auch wenn das gewonnene Datenmaterial noch weitgehender und
detaillierter untersucht werden muss, lassen sich erste Ergebnisse




durchaus ableiten.

Die Kriminalität in Mecklenburg-Vorpommern hat eine andere
Zusammensetzung als sie bisher aus der Betrachtung des Hellfeldes
(PKS) bekannt war. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend, doch im
Ergebnis der im Zuge der Projektauswertung festgestellten
Zusammensetzung lässt es sich heute deutlich präzisieren.

So sind 40,3 % der Bürgerinnen und Bürger in einem Alter von über
16 Jahren im vergangenen Jahr mindestens einmal Opfer einer Straftat
geworden oder es ist versucht worden, sie durch eine Straftat zu
schädigen. Laut Dunkelfelduntersuchung wurde nur etwa jede 14.
Straftat angezeigt. Aus der Hochrechnung der Straftatengruppen ergibt
sich für Mecklenburg-Vorpommern allein bei den untersuchten
Straftatenbereichen ein Gesamtfallaufkommen (Hellfeld + Dunkelfeld)
von ca. 750.000 Straftaten.

In etwa zwei Drittel aller angegebenen Fälle handelt es sich dabei
um Computerkriminalität. Dagegen kommen schwere Delikte, wie
Körperverletzung und Raub, nur relativ selten vor.

Wenig überraschend ist auch die Tatsache, dass Deliktsfelder, bei
denen Täter und Opfer eine enge soziale Verbindung/Beziehung
aufweisen oder bei welchen ein starker Eingriff in die Intimsphäre
geschah, ebenfalls durch ein hohes Dunkelfeld geprägt sind. Dies
betrifft beispielsweise entsprechende Sexualstraftaten und die
Häusliche Gewalt.

Insbesondere die Delikte der Computerkriminalität sowie im Bereich
der Sexualdelikte das Verbreiten pornografischer Inhalte, aber auch
die Häusliche Gewalt, müssen künftig noch stärker in den Fokus
gerückt werden und bei der Ausrichtung und Schwerpunktsetzung von
präventiven und repressiven Maßnahmen der Landespolizei
Berücksichtigung finden. In diesen Deliktsbereichen liegt das
ermittelte Dunkelfeld bei jeweils über 90 Prozent.

Doch auch auf die Erhöhung der Anzeigebereitschaft muss im Rahmen
der Kriminalprävention verstärkt hingewirkt werden. Denn mit
entsprechenden Informationen beeinflussen unsere Bürgerinnen und
Bürger die Schwerpunktsetzung der polizeilichen Arbeit. Die Polizei
kann Sicherheit und Ordnung nur gewährleisten, wenn sie von
Rechtsverstößen Kenntnis erlangt. Neue Deliktbereiche oder
Begehungsweisen sind häufig nur dann erkennbar, wenn dazu auch
Anzeigen bei der Polizei erstattet werden. In der Gesamtbetrachtung
der Deliktsgruppen stellt sich das Dunkelfeld wie folgt dar: 85,3
Prozent der Betrugshandlungen sowie 73,1 Prozent von
Sachbeschädigungen wurden nicht angezeigt. Weiterhin wurden von den
befragten Bürgerinnen und Bürgern der Polizei 70,3 Prozent der
Straftaten im Bereich der Körperverletzungen und 64,3 Prozent der
Raubstraftaten nicht bekannt gemacht. Darüber hinaus unterblieb eine
Anzeigenerstattung in 57,1 Prozent der Diebstahlshandlungen.

Die Dunkelfeldbefragung zeigt aber auch, dass die Bevölkerung mit
der Arbeit der Landespolizei in unserem Bundesland grundsätzlich
zufrieden ist und sich sicher fühlt, wenn es auch in der Bevölkerung
unterschiedliche Wahrnehmungen gibt:

So gibt es Unterschiede bei den Altersgruppen und bei den
Geschlechtern. Frauen fühlen sich in der Nacht deutlich unsicherer
als Männer. Menschen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren und Menschen
ab einem Alter von 70 Jahren fühlen sich unsicherer als die übrigen
Altersgruppen.

"Insgesamt freut es mich aber, dass sich die Menschen in unserem
Land überwiegend sicher fühlen. Ich bin zufrieden, dass der größte
Teil der befragten Bürgerinnen und Bürger die Arbeit der Beamtinnen
und Beamten mit gut und sehr gut bewertet hat", so die Reaktion von
Innenminister Caffier mit Blick auf den Umfragepunkt nach der
Zufriedenheit mit dem letzten Polizeikontakt.

Zugleich ist aber auch zu erkennen, dass die bislang eingeleiteten
Maßnahmen in die richtige Richtung zielen. In Auswertung der
Ergebnisse bleibt festzuhalten, dass die vorliegende Untersuchung nur
einen Ist-Zustand feststellen kann. Als ein zusammengefasstes
Ergebnis lässt sich aus der Studie bereits zum jetzigen Zeitpunkt ein
vielschichtiger Handlungsbedarf ableiten.

Handlungsfelder:

-Weiterentwicklung der Cybercrime-Bekämpfungsstrategie -
Maßnahmen zur Erhöhung der Anzeigebereitschaft -Weitere Maßnahmen
zur Aufhellung des Dunkelfeldes -Maßnahmen zur Verbesserung der
Außenwirkung der Landespolizei -Anpassung der Kriminalprävention an
die festgestellte neue Kriminalitätsstruktur -Sensibilisierung der
Öffentlichkeit für die Gefahren, die von der Cybercrime ausgehen -
Durchführung von regelmäßigen Wiederholungsuntersuchungen zum
Dunkelfeld und Standardisierung der Untersuchungsmethoden in
Deutschland -Einbeziehung der Kommunalen Verantwortungsträger

"Aufgrund der Ergebnisse der Studie und des sich hieraus ergebenen
Dunkelfeldes wird deutlich, dass eine Diskussion zur inneren
Sicherheit nur anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik zu kurz
greift", so Innenminister Caffier abschließend. "Die Studie zeigt
hierbei deutlich die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an unsere
Polizei und damit auch an die Politik. Neben einer Priorisierung in
der Kriminalitätsbekämpfung ist daher eine angemessene sachliche und
personelle Ausstattung mindestens aufrecht zu erhalten.
Straftatenverfolgung und polizeiliche Prävention bleiben weiterhin
wesentliche Aufgabenfelder der Polizei, müssen aber auch im
gesamtgesellschaftlichen Maßstab verankert sein."

Über die heute vorgestellten Punkte hinausgehende Ergebnisse des
Untersuchungsprojektes werden durch die Projektgruppe des
Landeskriminalamts nach Fertigstellung des Abschlussberichtes auf der
Homepage der Landespolizei zur Verfügung gestellt.

Anlagen

1.Fragebogen der Dunkelfeld
2.Präsentation zu den Kernbefunden der Dunkelfeldbefragung




Rückfragen bitte an:

Ministerium für Inneres und Sport Mecklenburg-Vorpommern
Pressestelle
Michael Teich
Telefon: 0385/588-2008
E-Mail: michael.teich(at)im.mv-regierung.de
http://www.regierung-mv.de


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Datum: 01.12.2015 - 15:15 Uhr
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