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(538/2017) Innenminister Boris Pistorius besucht landesweit erste eigenständige Organisationseinheit zur Bekämpfung von Kriminalität im Kontext der Informations- und Kommunikationstechnik in Göttingen

ID: 1731429

(ots) -
Spezialisierte "Task-Force Cybercrime" der Polizeiinspektion
Göttingen setzt Maßstäbe im Kampf gegen herausragende Straftaten im
virtuellen Raum

Aktuelles Ermittlungsverfahren "EK Assistent" umfasst ca. 18.000
Einzelstraftaten, 1.068 identifizierte Täter und rund 10 Millionen
Euro Schaden

GÖTTINGEN (jk) - Am 01.10.2016 wurde in der Polizeiinspektion (PI)
Göttingen eine besonders leistungsstarke, qualifizierte
Spezialeinheit zur Bekämpfung herausragender Straftaten im virtuellen
Raum und zum professionellen Umgang mit Digitalen Spuren
eingerichtet. Um sich einen eigenen Eindruck vom Entwicklungsstand
der Göttinger Spezialeinheit zu verschaffen, stattete der
Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, der
Task-Force am heutigen Tag (Montag, den 18.09.17) einen Besuch ab.
Rund 45 Minuten suchte der Innenminister hierbei das ganz
persönliche, vertraute Gespräch mit den Ermittlerinnen und
Ermittlern.

In einem anschließenden Pressestatement zeigte sich Pistorius
zufrieden:

"Die hervorragende Arbeit der Cybercrime-Einheit ist kein Zufall,
sondern das Ergebnis einer weitsichtigen Entwicklung der Göttinger
Polizei. Es ist ihr gelungen eine echte Vorbildfunktion bei der
Bekämpfung von Cybercrime einzunehmen - auch über die Landesgrenzen
hinaus. Für moderne Polizeiarbeit ist es unverzichtbar, dass die
Verbrechensbekämpfung im Internet genauso im Fokus steht wie die
klassische, analoge Ermittlungsarbeit. Wir arbeiten daher in ganz
Niedersachsen aktiv daran Strukturen weiter zu verbessern und
qualifizierte Fachleute einzustellen, um auch künftig
Cyberkriminalität entschlossen entgegenzutreten."

Kriminalhauptkommissar Oliver Knabe, Leiter der TF CC/DS, ging aus
Sicht seines Teams auf besondere Herausforderungen wie z. B. der




Anonymisierung von Datenwegen, im Zusammenhang mit rechtlichen
Voraussetzungen, örtlichen Zuständigkeiten oder auch in personeller
Hinsicht, ein und stellte stichpunktartig einige herausragende
Ermittlungskomplexe vor.

Stellvertretend für die Vielzahl der inzwischen zu verzeichnenden
Ermittlungserfolge (siehe hierzu Handout) erläuterte Knabe hierbei
den aktuellen Sachstand im "Ermittlungskomplex (EK) Assistent", dem
bislang wohl umfangreichsten Ermittlungsverfahren der letzten Jahre
im Bereich "Cybercrime".

Die Ermittlungen im "EK Assistent" beschäftigten sich mit einem
europaweiten und beständig weiterlaufenden Betrugs- und
Geldwäschenetzwerk, welches Schäden im Millionen Euro-Bereich
verursacht.

Hierbei handelt es sich um eine komplexe Struktur der
organisierten Kriminalität, welche hierarchisch auf mehreren Ebenen
straff geführt wird. Ziel des Organisators ist eine Vielzahl an
Computerbetrügereien zu Lasten von primär deutschen, aber auch
anderen westeuropäischen Unternehmen zu begehen.

Wie gingen/gehen die Täter konkret vor?

Die Täter bestellten Waren im Online-Versandhandel. Um anonym an
die Waren gelangen können, setzten sie sogenannte "Warenagenten" ein.
Diese Warenagenten wurden und werden nach vorliegenden Erkenntnissen
im Internet geködert, z. B. über seriös aussehende Internetseiten.
Aber auch Arbeitssuchende, die auf online Plattformen Arbeitsgesuche
geschaltet haben, werden gezielt von den Tätern kontaktiert.

Damit das Arbeitsangebot seriös wirkt, übersenden die Täter den
zunächst gutgläubigen Warenagenten Arbeitsverträge z.B. als
"Verzollungsassistent." Damit gelangen die Täter wiederum an die
Personaldaten der Warenagenten.

Die Personaldaten der Warenagenten werden auch genutzt, um z.B.
bei Verkäufern von Elektronikartikeln Kundenkonten einzurichten und
Bestellungen via abgephishter Kreditkartendaten vorzunehmen.

Die angeworbenen Warenagenten werden dann als Drehscheibe für den
Versand der Waren gen Osten, aber auch z.B. nach Großbritannien und
Finnland genutzt. Das heißt: Die von den Betrügern im Internet
bestellten Waren werden an den Warenagenten geliefert, der diese
umetikettiert und anschließend weiterleitet. Die Koordinierung der
Warenagenten läuft dabei online über eine speziell dafür
eingerichtete Internetseite, welche der jeweilige Warenagent mit
Benutzername und Passwort nutzen kann. Hier werden dem Warenagenten
bereits bezahlte und adressierte Paketmarken zur Verfügung gestellt,
damit die Weiterleitung der Pakete auch reibungslos klappt.

Was die Warenagenten nicht wissen: Menschen, die als Warenagenten
arbeiten und widerrechtlich erlangte Waren weiterleiten, können sich
gem. § 261 StGB als Geldwäscher strafbar machen. Zudem sehen sie sich
auch den zivilrechtlichen Forderungen der geschädigten Verkäufer
ausgesetzt. Somit werden aus den gutgläubigen Opfern Täter gemacht,
die sich straf- und zivilrechtlich verantworten müssen.

Zusammen mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der IuK-Kriminalität
der Staatsanwaltschaft Göttingen (Internetschwerpunkt
Staatsanwaltschaft), mit der die Göttinger Ermittler seit dem Jahr
2011 eine sehr enge, vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit
verbindet, konnte die TF CC/DS in diesem herausragenden Verfahren
folgende Erfolge erzielen:

1. Überwachung eines in Rumänien stehenden Servers,

2. Identifikation von 1.068 Warenagenten,

3. Ermittlungen von über 18.000 Einzelstraftaten,

4. Schadenhöhe von insgesamt ca. 10 Mio Euro.

"Dass die Göttinger Task-Force so erfolgreich ist, ist den ganz
individuellen Fähigkeiten aller meiner Mitarbeiter/innen zu
verdanken. Ich bin sehr glücklich, dass in unserem Team viele
unterschiedliche Experten arbeiten, die alle ein hohes Maß an
Engagement, Motivation und Fachkenntnis besitzen. Kreativität,
Innovationsfreude, Flexibilität, Offenheit und
Qualifizierungsbereitschaft komplettieren die Eigenschaften und sind
der entscheidende Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg", so Task-Force
Leiter Oliver Knabe.

Die zurzeit aus insgesamt 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
bestehende "Task-Force Cybercrime/Digitale Spuren (TF CC/DS)" setzt
auch über die Landesgrenze hinaus Maßstäbe bei der Verfolgung von
Internetkriminalität aller Art. 1.500 Straftaten wurden bislang von
den Experten bearbeitet.

Bereits seit dem Jahr 2007 beschäftigten sich einige Ermittler mit
der stetig fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden
Kriminalität im Internet, spezialisierten sich auf deren Bekämpfung
und bildeten sich entsprechend fort.

In der Folge wurde Ende des Jahres 2011 die landesweit erste
Ermittlungseinheit für Straftaten im Kontext der Informations- und
Kommunikationstechnik im 3. Fachkommissariat des Zentralen
Kriminaldienstes eingerichtet. Neben der steigenden Zahl von
Einzelvorgängen wurden von Beginn an auch komplexe
Ermittlungsverfahren mit deutlich überregionaler Bedeutung
bearbeitet. Die ersten Umfangsverfahren im Zusammenhang mit der
Bekämpfung sog. "Abo-Fallen" im Internet und der illegalen sog.
SIM-Lock-Entfernung erlangten auch in rechtlicher Hinsicht
bundesweite Bedeutung.

Die Einrichtung der TF CC/DS im Oktober letzten Jahres bildete den
krönenden Abschluss der Bestrebungen der Ermittler. Aufgrund ihrer
vorbildlichen Entwicklung kann die Göttinger Einheit heute auf
umfassendes Expertenwissen, ein bundesweites Netzwerk an Kontakten in
Sicherheitskreisen und enorme Ermittlungserfahrung zurückgreifen.




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Polizeiinspektion Göttingen
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Otto-Hahn-Straße 2
37077 Göttingen
Telefon: 0551/491-2017
Fax: 0551/491-2010
E-Mail: pressestelle(at)pi-goe.polizei.niedersachsen.de
http://www.pi-goe.polizei-nds.de

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Datum: 18.09.2017 - 14:37 Uhr
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