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"Wenn dann ein Kind auf die Straße läuft, haben Sie keine Chance ..." - Interview mit PHK Roland Deckenhoff zum Projekt "EDWARD"

ID: 1732028

(ots) -
Ein Tag ohne Verkehrstote in Europa - das ist das Ziel der Aktion
"EDWARD" (European Day Without A Road Death). Der Aktionstag am 21.
September soll auf Unfalltote und Schwerverletzte aufmerksam machen.
Auch das Polizeipräsidium Bochum beteiligt sich an der europaweiten
Aktion. Polizeihauptkommissar Roland Deckenhoff, stellvertretender
Leiter des Fachbereichs Verkehrsunfallprävention/Opferschutz, spricht
im Interview darüber, welche Ziele die Aktion verfolgt und was jeder
einzelne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr tun kann.

Herr Deckenhoff, ist es realistisch, die Verkehrstoten an einem
Tag auf null zu reduzieren? Persönlich halte ich es für eine Utopie,
dass ein spezieller Tag dafür ausreicht - in Europa sterben im
Schnitt 70 Menschen täglich im Straßenverkehr. Aber es ist ein
erstrebenswertes Ziel! Solche Aktionen helfen, zu sensibilisieren und
zu zeigen, dass jeder etwas dazu beitragen kann.

Zwei Verkehrstote gab es in diesem Jahr im Zuständigkeitsbereich
des Polizeipräsidiums Bochum - eine hohe Zahl? Zwei Tote sind zwei zu
viel - erstrebenswert sind immer null! Vor allem, wenn Kinder
involviert sind - zuletzt war dies im Jahr 2015 der Fall - ist auch
eine tiefe Betroffenheit bei den Kolleginnen und Kollegen zu spüren.
Man stellt sich die Frage: Hat man etwas falsch gemacht? Hat man
nicht genug informiert? Gibt es evtl. Ideen für neue Projekte, die
uns unserem Ziel näher bringen? Dennoch: Die Städte Bochum, Herne und
Witten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums zählen
statistisch gesehen zu den sichersten Städten, was den Straßenverkehr
angeht.

Was sind denn die Hauptunfallursachen? Vor allem überhöhte
Geschwindigkeit. Das ist vor allem in Kombination mit anderen Dingen
problematisch. Wenn Sie zum Beispiel den Abstand nicht einhalten und
gleichzeitig zu schnell sind, wird's gefährlich. Wenn dann ein Kind




auf die Straße läuft, haben Sie keine Chance. Je langsamer Sie
unterwegs sind, desto schneller können Sie reagieren. Das zeigt die
Bremsweg-Berechnung. Ein Beispiel: Wenn man in einer Tempo-30-Zone
fährt und 13 Meter vor dem Fahrzeug würde ein Kind auf die Straße
treten, dann kann ich bei Tempo 30 noch anhalten und komme zum
Stehen. Bei Tempo 50 brauche ich die 13 Meter nur um zu reagieren,
das Kind wird also mit der vollen Geschwindigkeit getroffen. Das kann
schwerste, wenn nicht sogar tödliche Verletzungen mit sich bringen.

Gibt es noch andere Ursachen? Wir haben auch viele Unfälle, die im
Bereich Abbiegen und Vorfahrtsverletzungen liegen. Was uns große
Probleme bereitet und worauf viele Kampagnen ausgelegt sind, ist
Ablenkung - vor allem durch das Handy.

Die Versuchung ist aber auch groß ... Na klar. Das erklärt sich,
wenn man sich unsere Gehirnstruktur anguckt: Da gibt es das
Reptilien- und Stammhirn. Dies erforscht jede Situation und
entscheidet mit einer Art Schalter, wozu ich tendiere. Was ist das
jetzt? Ist das eine Gefahr für mich? Ist es lebenswichtig oder
brauche ich es nicht? Wenn man also im Straßenverkehr unterwegs ist
und das Handy klingelt, ist dies der Auslöser. Wir schalten um: auf
Spaß, auf Information - und Straßenverkehr interessiert nicht mehr,
das läuft schon. Studien zeigen aber, dass man weit über die Hälfte
seiner kognitiven Fähigkeiten für den Straßenverkehr braucht.

Wie machen Sie das persönlich? Wenn ich keine
Freisprecheinrichtung habe, gehe ich nicht ran. Konsequent. Der
Anrufer muss warten, ich rufe zurück, sobald ich sicher stehe. Aber
selbst eine Freisprecheinrichtung lenkt mich ab.

Was können denn Verkehrsteilnehmer grundsätzlich für die
Sicherheit tun? Es gibt die Grundregeln der Straßenverkehrsordnung:
Jeder muss sich so verhalten, dass er sich und keinen anderen
gefährdet oder belästigt. Gegenseitige Rücksichtnahme ist das A und
O. Das bedeutet, auch mal den anderen rein zu lassen und nicht immer
auf sein Recht pochen. Oder in der Nähe einer Schule auch mit Kindern
zu rechnen und langsamer zu fahren. Man sollte die eigenen Interessen
in den Hintergrund stellen, umsichtig sein und sich natürlich an
Verkehrszeichen halten. Die werden nicht ohne Grund dort aufgestellt.
Außerdem sollte man nur ins Auto steigen, wenn man sich körperlich
fit und ausgeruht fühlt. Genauso wie man für sich selbst
verantwortlich ist, ist man auch für sein Fahrzeug verantwortlich.
Dies sollte funktionstüchtig und witterungsangepasst sein.

Was tut der Fachbereich Verkehrsunfallprävention/Opferschutz für
weniger Unfälle? Wir kümmern uns besonders um die Schwachen im
Straßenverkehr: die Kinder und die Senioren. Wir bieten verschiedene
Aktionen für unterschiedliche Zielgruppen an. Beispiele dafür ist der
Crash Kurs NRW für die weiterführenden Schulen oder auch die
Verkehrserziehung, im Besonderen die Puppenbühne, für die
Kindergarten- und Grundschulkinder. Wir betreuen über 100 Schulen im
Gebiet und die Kindertagesstätten. Wir weisen auf die Gefahren im
Straßenverkehr hin und versuchen, mit solchen Aktionen wie EDWARD
auch die Autofahrer zu sensibilisieren.




Rückfragen bitte an:

Polizei Bochum
Pressestelle
Tanja Pfeffer
Telefon: 0234 909 1027
Jens Artschwager
Telefon: 0234 909 1023
E-Mail: pressestelle.bochum(at)polizei.nrw.de
https://www.polizei.nrw.de/bochum/

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