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Zweite Dunkelfeldbefragung in Mecklenburg-Vorpommern/Innenminister Caffier: Wohnumfeld beeinflusst Sicherheitsgefühl nicht unerheblich

ID: 2112304

(ots) -
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine der
bedeutendsten Quellen für die Bewertung der Sicherheitslage in
Mecklenburg-Vorpommern. Nach der aktuellen Kriminalstatistik konnte
für Mecklenburg-Vorpommern ein erneuter Rückgang der Gesamtzahl der
im vergangenen Jahr erfassten Straftaten festgestellt werden. Die
Kriminalstatistik bildet allerdings nur das sogenannte Hellfeld, also
die Gesamtheit aller bei der Polizei registrierten und bearbeiteten
Straftaten ab. Delikte, von denen die Polizei aus diversen Gründen
keine Kenntnis erlangt, sind in der PKS demnach nicht dargestellt.
Für eine ganzheitliche Betrachtung der Sicherheitslage ist allerdings
eine Betrachtung sowohl des Hell- als auch des Dunkelfeldes
angezeigt.

Zur Erhellung des Dunkelfeldes wurde im Jahr 2018 bereits zum
zweiten Mal nach 2015 durch die Fachhochschule für öffentliche
Verwaltung, Polizei und Rechtspflege M-V im Zusammenwirken mit dem
Landeskriminalamt M-V und der Universität Greifswald eine
Dunkelfeldbefragung zur Sicherheit und Kriminalität in
Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Dazu wurden 10.424 Bürgerinnen
und Bürger Mecklenburg-Vorpommerns ab 16 Jahren ausgewählt und zu
ihrem Sicherheitsgefühl, ihrer Kriminalitätsfurcht, den eigenen
Opfererfahrungen, dem Anzeigeverhalten und ihren Erfahrungen mit der
Polizei für das Jahr 2017 befragt. Die ausgewählten Personen konnten
den übersandten Fragebogen in Papierform oder auch online auf
Deutsch, Englisch oder Russisch ausfüllen. Mecklenburg-Vorpommern ist
das erste Bundesland, in dem dieser Methoden-Mix angewandt wurde.
Dieses Vorgehen wurde zuvor auf Bundesebene und im Rahmen des
Nordverbundes abgestimmt und dient als Pilotierung für die vom
Bundesinnenministerium angekündigte bundesweite Dunkelfeldbefragung
"Viktimisierungssurvey Survey 2020".





Im Ergebnis der jüngsten Dunkelfeldbefragung in
Mecklenburg-Vorpommern lassen sich folgende Kernaussagen treffen:

1.Der im Hellfeld festgestellte Rückgang der Gesamtzahl der
Straftaten wird durch die Erhebung im relativen Dunkelfeld bestätigt.

2.Im Vergleich zur Dunkelfeldbefragung 2014 ist das
Sicherheitsgefühl weiter gestiegen. Das Wohnumfeld und die kommunale
Infrastruktur haben direkten Einfluss auf die Kriminalitätsfurcht und
das Sicherheitsgefühl

3.Die Anzeigebereitschaft insgesamt ist gestiegen, im Bereich der
Häuslichen Gewalt und bei Sexualdelikten aber auf einen weiterhin
sehr niedrigen Niveau

Insgesamt nahmen 4.189 Personen an der Befragung teil, was einer
Rücklaufquote von 40,2 % entspricht. Circa 8 % der Befragten nutzten
dabei die Onlinevariante zur Beantwortung des Fragebogens.

Innenminister Lorenz Caffier: "Die vorliegenden Daten der
Befragung lassen den Schluss zu, dass es sich bei der Verringerung
der Delikte im Hellfeld nicht um eine Verdrängung ins Dunkelfeld
handelt. Mecklenburg-Vorpommern wird also tatsächlich sicherer."

Viktimisierung

Jeder fünfte Teilnehmer der Befragung gab an 2017 Opfer einer
Straftat geworden zu sein, wobei schwerere Delikte, wie Raub,
Körperverletzung oder Sexualdelikte, relativ selten auftraten. Bei
der Befragung im Jahr 2014 lag die Viktimisierungsrate noch bei 40 %.
Der im Hellfeld festgestellte Rückgang der Kriminalitätsrate wurde
durch die Erkenntnisse der Befragung damit bestätigt. Bei der
Betrachtung der Viktimisierungsrate nach Alter und Geschlecht zeigte
sich, dass Männer häufiger Opfer von Straftaten werden als Frauen
(57,9 % vs. 42,1 %) und, dass Jüngere häufiger von Kriminalität
betroffen sind. Hierbei traten allerdings deliktsspezifische
Unterschiede auf. Opfer von Körperverletzungsdelikten sind primär
Männer im Alter von 22-39 Jahren. Die Hälfte der Betrugsopfer war
über 50 Jahre alt. Bei der Betrachtung der jüngeren Opfer eines
Betruges im Alter zwischen 22-29 sowie über 80 Jahre alt, zeigte
sich, dass 3/4 weiblich waren. Opfer von Computerkriminalität konnte
grundsätzlich jeder werden.

Kriminalitätsfurcht

Es wurde festgestellt, dass sich die Bürgerinnen und Bürger
generell sicher in Mecklenburg-Vorpommern fühlen. Das
Sicherheitsgefühl ist im Vergleich zu 2014 weiter gestiegen.
Innerhalb der eigenen Wohngegend fühlt sich der Großteil der
Befragten sowohl bei Tag als auch bei Nacht sicher. Während 95,7 %
der Befragten angaben, sich bei Tag "sehr sicher" oder "eher sicher"
zu fühlen, sinkt der Prozentsatz bei Nacht auf 65,6 %. Der
Prozentsatz der Leute, die sich "Sehr unsicher" fühlen liegt bei Tag
bei 1 % und steigt bei Nacht auf 6 %.

Allgemein ließ sich ableiten, dass Nicht-Kontaktdelikte, wie
Diebstahls- und Betrugsstraftaten, häufiger vorkamen, als
Kontaktdelikte. Gewaltkriminalität tritt, wie im Hellfeld auch, eher
selten auf.

Internetbetrug, Sachbeschädigung und Diebstahl werden als Delikte
betrachtet, in denen eine Opferwerdung zukünftig am
wahrscheinlichsten ist. Ein Drittel der Befragten hielten es
zumindest für möglich, Opfer einer Straftat aus diesen
Deliktsbereichen zu werden.

"Eine wichtige Erkenntnis der Befragung ist es, dass das
Wohnumfeld direkten und indirekten Einfluss auf die
Kriminalitätsfurcht und das Sicherheitsgefühl hat", stellt
Innenminister Lorenz Caffier fest. "Damit sind in erster Linie Müll
auf Straßen und Grünanlagen, unzureichende Straßenbeleuchtung sowie
Vandalismus und Graffiti gemeint."

Diesem Phänomen kann mit rein polizeilichen Maßnahmen allein nicht
begegnet werden.

"Hier sehe ich auch die Kommunen in der Pflicht, die Ergebnisse
der Studie ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen", so
Innenminister Caffier.

Dazu gehören beispielsweise, verwahrloste Gebäude abzureißen oder
zu modernisieren. Aber auch eine gute Straßenbeleuchtung stärkt das
Sicherheitsgefühl der Menschen.

Am meisten scheint die Befragten Müll auf den Straßen oder
Grünanlagen (33,1 %) und unzureichende Straßenbeleuchtung (30,6 %)
aber auch Graffiti und Vandalismus (27,1 %) zu stören.
Erfreulicherweise störten sich jedoch auch 31, 5 % der Befragten an
nichts in ihrem Wohnumfeld.

Anzeigebereitschaft

Die Befunde der Untersuchung zeigen, dass insgesamt 28% der
Straftaten angezeigt wurden. Die Bereitschaft zur Erstattung einer
Strafanzeige ist in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren
gestiegen. (Befragung 2014: 7 %) Die Anzeigebereitschaft variiert
jedoch je nach Deliktsart erheblich. Bei Diebstahlsdelikten wurden
48,1 % der Straftaten (2014: 43 %) zur Anzeige gebracht. Vorfälle
Häuslicher Gewalt wurden jedoch lediglich in 3 % der Fälle angezeigt.
Noch niedriger war in der durchgeführten Befragung die
Anzeigebereitschaft bei den besonders erniedrigenden
Sexualstraftaten. Es wurde von den Befragten kein Sexualdelikt zur
Anzeige gebracht. Die generelle Erhöhung der Anzeigenbereitschaft in
Bezug auf diese Delikte, die im Hellfeld festgestellt worden ist,
lässt sich in der Befragung somit nicht ableiten.

"Wenn eine Anzeige erstattet wird, gibt es meistens die Erwartung,
dass der Täter oder die Täterin gefasst und bestraft wird", so
Innenminister Lorenz Caffier. " Allerdings wird bei Opfern von
Sexualstraftaten die Anzeigebereitschaft meist von Gefühlen der
Erniedrigung und Scham sowie Zweifel an der Glaubwürdigkeit negativ
beeinflusst."

Darüber hinaus geben ein Drittel der Befragten als Gründe für eine
Nichtanzeige von Sexualstraftaten an, dass die Aufklärungsaussicht
und die Erfolgsaussichten vor Gericht zu gering sein würden.

Rechtliche Beratung und Informationsangebote für Opfer

In der Befragung wurde festgestellt, dass Opferhilfe nicht oder
nur in geringem Maße in Anspruch genommen wurde. Trotz der
Verbesserung des polizeilichen Opferschutzes wendeten sich viele
Betroffene nicht an entsprechende Beratungsstellen. Informationen zu
Hilfsangeboten wurden etwa bei jeder zweiten Strafanzeige gegeben.
Jedoch zeigten sich auch hier Unterschiede in den Deliktsbereichen.
Bei Raubstraftaten wurde in über 90 % der Fälle über die rechtlichen
Möglichkeiten informiert. Bei anderen Deliktskategorien ist in einem
Drittel der Fälle keine Beratung oder Vermittlung an eine
Opferhilfeeinrichtung erfolgt.

Die polizeiliche Opferschutzkonzeption sollte künftig konsequenter
Anwendung in der täglichen Praxis finden. Durch die
Opferschutzbeauftragten sollten die rechtlichen Beratungen und die
Unterbreitung von Informations- und Hilfsangeboten ausgeweitet
werden.

Wahrnehmung der Polizei

Die Polizei allgemein und ihr Handeln in einer konkreten Situation
ist von den Befragten überwiegend positiv bewertet worden. Den
höchsten Anteil an Zustimmung erhielten dabei die Aussagen zu
Vertrauenswürdigkeit und respektvollem Verhalten. Es zeigt sich im
Vergleich zum Jahr 2014, dass die Landespolizei im Jahr 2017
vertrauenswürdiger wahrgenommen wird. Verbesserungspotential im
Auftreten der Beamten besteht darin, dass diese ihre Entscheidungen
erklären. Es zeigte sich ein Geschlechtsunterschied in der
Zufriedenheit mit der Polizei. Männer waren statistisch signifikant
unzufriedener mit der Polizei als Frauen. Die Zufriedenheit stieg mit
dem Alter der Befragten an.

Innenminister Lorenz Caffier: "Die Befragten zeichneten das Bild
einer engagierten, hilfsbereiten und kompetenten Landespolizei. Die
Zufriedenheit mit dem letzten Kontakt war auch unter Berücksichtigung
der Erfahrung, Opfer einer Straftat geworden zu sein, stets hoch."

Fazit:

Aus den Ergebnissen der Befragung können unterschiedliche Ansätze
für Präventionsmaßnahmen in den verschiedenen Deliktskategorien
abgeleitet und weiter verfolgt werden. Um auch zukünftig
Entwicklungstrends abzubilden, ist es notwendig, die
Dunkelfeldbefragung für das Land zu verstetigen. Aber auch regional
wird es intensivere Untersuchungen geben. So wird zum Beispiel im
Juni in Kooperation der Stadt Neubrandenburg, des Polizeipräsidiums
Neubrandenburg und der Fachhochschule Güstrow eine Kriminologische
Regionalanalyse durchgeführt, die Aussagen zur dortigen regionalen
Situation treffen wird.




Rückfragen bitte an:

Ministerium für Inneres und Europa Mecklenburg-Vorpommern
Pressestelle
Michael Teich
Telefon: 0385/588-2008
E-Mail: michael.teich(at)im.mv-regierung.de
http://www.regierung-mv.de

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