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110 Jahre Polizeipräsidium Bochum: Eine Reise durch die Geschichte - Teil 2 von 5

ID: 2138256

(ots) -
110 Jahre wird das Polizeipräsidium Bochum in diesem Jahr - Zeit,
zurückzublicken und die Jahre und Ereignisse Revue passieren zu
lassen. In 110 Jahren ist viel passiert in unserem Revier - über
viele Dekaden hinweg hat sich einiges verändert.

Wir wollen mit Ihnen durch die Zeit reisen - in einer Serie mit
fünf Teilen. Wir veröffentlichen Einblicke in die Geschichte unseres
Präsidiums in loser Reihenfolge. Der erste Teil handelte von der
Gründungszeit des Präsidiums (Nachlesen unter
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11530/4282534).

Teil 2 beschäftigt sich mit einer sehr dunklen Zeit - und die
Auswirkungen auf viele Jahre danach.

>> 1933-1945: Eine dunkle Zeit Es war das dunkelste Kapitel der
deutschen Geschichte: Hitlers Machtergreifung läutete 1933 die Zeit
des nationalsozialistischen Regimes ein, das mit seinen
menschenverachtenden Gräueltaten auch das Bild der damaligen Polizei
geprägt hat. Die Nationalsozialistische Partei bekam immer mehr
Einfluss und missbrauchte die Polizei als Machtinstrument.

Mit welchen Methoden das abstoßende Regime unter anderem
arbeitete, zeigt eine Anekdote des mittlerweile verstorbenen Bochumer
Polizeihauptkommissars Heinz Brandt, der die Geschichte des
Präsidiums vor 30 Jahren niedergeschrieben hat:

Bei Machtübernahme war Heinz Brandt Mitglied einer
katholischen-christlichen Jugendbewegung. Diese Organisation wurde
bald verboten, doch man traf sich weiterhin heimlich zum
Fußballspielen. Eines Tages erhielten die Jungen eine Vorladung der
Gestapo. Die Geheimpolizisten warfen den Jugendlichen ihr angebliches
Fehlverhalten vor und forderten sie auf, sofort ihren "Dienst" in der
Hitlerjugend anzutreten. Nur so konnten die Jungen weitere schlimme
Maßnahmen von sich abwenden. Brandt war mit einem blauen Auge




davongekommen. Zahllose andere Menschen, die in die Fänge der Gestapo
geraten waren, nicht.

1939, mit Kriegsbeginn, wurde die Polizei mit dem
Sicherheitsdienst der Schutzstaffel zusammengelegt. Für den Einsatz
an den Fronten wurden zahlreiche von ihnen zwangsrekrutiert und in
den Kriegseinsatz geschickt. Bis zum Kriegsende gab es kaum noch
Polizisten im Land. Nach dem ersten Weltkrieg mussten Feuerwehrleute
polizeiliche Aufgaben übernehmen, außerdem wurden Stadtwachten
gebildet. Infolge der heftigen Luftangriffe versahen diese aber fast
ausschließlich Luftschutzdienst.

>> Nachkriegszeit: Idealismus und amerikanische Zigaretten

Am 10. April 1945, knapp einen Monat vor der bedingungslosen
Kapitulation des Deutschen Reichs, rückten die Amerikaner in Bochum
ein. Der damalige Bürgermeister Dr. Franz Geyer übergab die Stadt,
die wenige Tage später unter britische Besatzung fiel.

Nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft brauchte es
seine Zeit, bis die Dinge wieder in halbwegs geordneten Bahnen
verliefen. Die Polizeiverwaltung Bochum war nach dem Sieg der
Alliierten zunächst nicht mehr existent. Es dauerte einige Zeit, bis
die Briten örtliche Polizeichefs einsetzten. Bald fassten sie alle
polizeilichen Belange der Städte Bochum, Wattenscheid, Wanne-Eickel,
Herne, Witten und Castrop-Rauxel zusammen. Nach englischem Vorbild
wurde die Polizei Sache der Gemeinden - alle Vorgaben wurden von der
Militärregierung gemacht.

Das Land war vom Krieg gezeichnet. Die Alliierten entließen im
Rahmen der Entnazifizierung Tausende Polizisten aufgrund ihrer
Nazi-Vergangenheit aus dem Dienst. Es waren kaum noch Kräfte
verfügbar. Aus diesem Grund wurde eine Hilfspolizei aufgestellt, die
sich überwiegend aus Angehörigen demokratischer Parteien
zusammensetzte. Sie nutzten alte Uniformen aus der Kriegszeit,
versehen mit einer zusätzlichen Armbinde. Pistolen trugen die
Polizisten nicht, bestenfalls waren sie mit Gummiknüppeln bewaffnet.
Schwer vorstellbar, wie eine Gruppe Männer ohne nennenswerte
Ausrüstung für Recht und Ordnung sorgte. Wie konnte das gelingen?
"Mit Idealismus und gutem Willen, aber ohne aufgeblähte
Führungsapparate", schrieb Polizeihauptkommissar Heinz Brandt weiter.

Wie wichtig eine funktionierende Polizei für die Menschen war,
demonstrierten etliche Plünderungen und Übergriffe auf Höfe in der
Region. Zwischen April und Juni kam es laut eines Berichts an den
Regierungspräsidenten in Arnsberg allein in Bochum zu 31 Morden, 18
Mordversuchen, 50 Überfällen auf Bauernhöfe (mit 84 Stück gestohlenem
Großvieh), 134 Plünderungen und 74 Raubüberfällen. Erst ab Juli
besserte sich die Situation allmählich.

Die Polizisten wurden für ihre Arbeit schlecht bezahlt - auf dem
Schwarzmarkt reichte es zum Teil höchstens für ein Päckchen
amerikanische Zigaretten. Das Essen war knapp, die
Gesundheitsversorgung lückenhaft. "Nirgendwo war eine Besserung
erkennbar", schrieb Brandt. "Man muss sich heute wirklich fragen, wo
die Leute die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hernahmen."

Aus den Trümmern des Krieges bauten die Menschen das Land Stück
für Stück wieder auf. Zudem bildeten die Verantwortlichen im März
1947 ein wichtiges Kontrollorgan: den Polizeiausschuss. Dieses
Gremium sollte als neutrale, unpolitische und selbstständige
Institution die Arbeit der Bochumer Polizei und des
Polizeipräsidenten überwachen. Im Protokoll der konstituierenden
Sitzung von 11. März 1947 ist vermerkt: "Der Polizeiausschuss hat
schwere Aufgaben vor sich, gilt es doch, in Deutschlands schwerster
Zeit, in der die materielle und geistige Not auf uns lastet, in der
die Moral unseres Volkes auf ein tiefes Maß gesunken ist, eine
Polizei aufzubauen, die mit diesen Schwierigkeiten des täglichen
Lebens fertig wird." Kommandant Oberst Jackson, der mit einem
weiteren britischen General an der Bildung des neuen Gremiums
beteiligt war, stellte gleich zu Beginn die Bedeutung des Ausschusses
klar: "In einer Demokratie sind die Polizeibeamten die Diener der
Öffentlichkeit und sind der Aufsicht durch die Öffentlichkeit
unterworfen. Diese Aufsicht wird durch diesen Polizeiausschuss
ausgeübt, der aus gewählten Vertretern der Öffentlichkeit besteht."
Er mahnte zu einem unpolitischen und unparteiischen Handeln. 1953
wurde der Ausschuss durch den Polizeibeirat ersetzt, der im
Wesentlichen dieselbe Funktion ausführt. Diese Institution besteht
bis heute.

>> Geschichte wichtig für selbstkritisches Handeln

Die Zeit von 1933 bis 1945 hat bei uns allen traurige und
erschütternde Spuren hinterlassen. Diese Zeit und ihre
menschenverachtenden Taten dürfen nie in Vergessenheit geraten.
Dessen sind wir uns als Polizeipräsidium jeden Tag bewusst.

Alle neuen Kolleginnen und Kollegen des Polizeipräsidiums Bochum
besuchen nicht zuletzt deshalb den Geschichtsort Villa Ten Hompel in
Münster. Gemeinsam führen Historiker die jungen Polizistinnen und
Polizisten durch die Begegnungsstätte und erläutern die Geschichte.
Dieser Ort dient als Geschichtsort zur Aufbereitung von Verantwortung
und Schuld. Diese Auseinandersetzung mit der Geschichte soll allen
Polizeibeamtinnen und -beamten helfen, ihr Handeln im Dienstalltag
selbstkritisch zu betrachten. Denn: Wir wissen heute die Wahrheit.
Wir wissen, dass wir es besser machen müssen und wir wissen, dass wir
es können.

-------------------------- Teil 3 der Serie wird voraussichtlich
am Dienstag, 4. Juni veröffentlicht. Dann geht es um die Zeit des
Wirtschaftswunders - ein Hinweis vorweg: Die Polizeipuppenbühne
erblickt dann das Licht der Welt.

------------------------ 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum -
Feiern Sie mit uns! Am 15. Juni 2019 öffnet die Polizei zum TAG DER
OFFENEN TÜR seine Pforten am Gelände der Bereitschaftspolizei Bochum
(Adresse: Krümmede 2, 44791 Bochum). Erleben Sie Ihre Polizei mit all
ihren Einsatzgebieten und feiern Sie mit uns diesen besonderen
Geburtstag.




Rückfragen bitte an:

Polizei Bochum
Pressestelle
Jens Artschwager
Telefon: 0234 909-1027
E-Mail: pressestelle.bochum(at)polizei.nrw.de
https://www.polizei.nrw.de/bochum/

___________________
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15. Juni 2019 - Tag der offenen Tür
Feiern Sie mit uns 110 Jahre Polizeipräsidium Bochum
Infos: bochum.polizei.nrw

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Datum: 31.05.2019 - 10:30 Uhr
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