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"Ich würde es jederzeit wieder tun" - Herner Polizist spendet Stammzellen

ID: 2177161

(ots) -
Stephan Hornberger (32) hat es getan. Der Polizeioberkommissar hat
Stammzellen gespendet und dadurch geholfen, einem Menschen das Leben
zu retten. Es war denkbar einfach.

Etwas Rückenschmerzen hat POK Stephan Hornberger von der Wache
Herne noch, als er auf der Pressestelle von seinem Eingriff erzählt.
Zu dem Zeitpunkt liegt die Operation eineinhalb Wochen zurück.
Stephan Hornberger hat Stammzellen gespendet - vermittelt über die
Deutsche Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS. Der Empfänger seiner
Spende: ein schwer krankes Kind. Über seine Motivation und der
überraschend kurze Weg zur Spende.

Auf die Idee, sich bei der DKMS registrieren zu lassen, hat den
32-Jährigen seine Frau gebracht. Als Krankenschwester wurde sie auf
das Thema aufmerksam und sprach auch ihren Mann darauf an. Fünf Jahre
ist es her, dass sich beide in der Datei registrieren ließen. "Das
war einfach und unkompliziert", erinnert er sich. "Über die Webseite
das kostenlose Spenderset anfordern, zuhause Speichelprobe nehmen und
an die DKMS zurückschicken." Fünf Jahre passiert nichts. Vor vier
Monaten, im März, liegt eine Mail im Postfach: Stephan Hornberger
kommt als Spender infrage. Was das bedeutet, kann er anfangs gar
nicht verarbeiten. Seine Frau aber macht ihm die Bedeutung bewusst:
"Sie war sofort aus dem Häuschen: Ohne dich wird ein Mensch
wahrscheinlich sterben, sagte sie. Du bist die letzte Chance für
diesen Menschen."

An diesem Punkt wird dem Beamten das erste Mal klar: "Ich habe
Verantwortung - einem Menschen gegenüber. Meine Hilfe zählt!" Denn:
Es gibt nicht unendliche viele sogenannte "genetische Zwillinge",
deren Stammzellen übereinstimmen. Tatsächlich kann es auch sein, dass
nur ein Mensch weltweit mit demselben Gewebematerial ausgestattet ist
und spenden kann. "Und dann stellt man sich mal vor, man selbst ist




der eine oder sogar der einzige, auf den ein anderer Mensch so
dringend wartet - und man kann nicht helfen, weil man bisher zu faul
oder zu desinteressiert war, sich zu melden." Deshalb ist es Stephan
Hornberger auch ein Bedürfnis, auf das Thema aufmerksam zu machen und
möglicherweise auch andere zu animieren, sich zu registrieren.

Dabei ist es kein großer Aufwand: Nach dem Brief muss der
32-Jährige beim Hausarzt Blut abnehmen lassen. So wird geprüft, ob er
immer noch als Spender infrage kommt und ob er körperlich gesund ist.
Mit dem Ergebnis wird er gefragt, ob er denn immer noch Interesse hat
zu spenden. Abspringen ist für ihn zunächst überhaupt keine Option.
"Aber dann kommt man schon ins Grübeln - schließlich steht eine
Operation bevor. Das ist immer mit einem Risiko verbunden. Da habe
ich schon auch überlegt, ob ich als Ehemann und Vater zweier Kinder
dieses Risiko mit mir vereinbaren kann", gibt er Einblick in seine
damaligen Gedanken. "Aber am Ende stand nie zur Debatte, dass ich es
nicht mache - man ist doch vielleicht der letzte Strohhalm, an den
sich der Mensch, der so schwer erkrankt ist, klammert."

Mitte Juni, knapp sechs Wochen nach dem Brief, steht eine
Voruntersuchung an. Stephan Hornberger wird über das Vorgehen und
auch die Risiken aufgeklärt. Er zählt zu den 20 Prozent der Fälle,
bei denen die Stammzellen tatsächlich über das Knochenmark entnommen
werden. In den meisten Fällen reicht eine Spende über das Blut aus.
Hier wird das Blut - vereinfacht gesagt - am einen Arm abgepumpt,
sozusagen gefiltert und am anderen Arm wieder eingeführt. Bei dem
32-Jährigen allerdings ist eine Operation am Rücken notwendig. In den
meisten Fällen kann man wählen, in diesem Fall hilft dem Patienten
nur die Knochenmark-Spende. "Gerne hätte ich gewusst, für wen ich das
tue. Ich hatte großen Respekt vor der Operation, vor allem vor dem
Kontrollverlust. Zu wissen, wem ich damit helfe, hätte es mir
leichter gemacht", erzählt der Herner Polizist. Zu diesem Zeitpunkt
darf er das aber nicht erfahren.

Es gibt klare Regeln zu den Informationen, die über Spender und
Patient ausgetauscht werden. Im Vorfeld weiß Stephan Hornberger nur,
dass er einem Kind hilft. Das Alter, das Land oder die Krankheit?
Unbekannt. "Dafür gibt es klare Regeln und das kann ich auch
verstehen. Es wäre auch nicht gerecht, seine Spende daran
festzumachen, ob man nun einem Kind oder einem älteren Menschen hilft
oder woher dieser Mensch stammt." Eine Woche nach der Operation
bekommt der Spender etwas mehr Informationen. Der Polizeioberkomissar
erfährt, dass er einem Kind, einem Jungen aus Deutschland geholfen
hat. In unregelmäßigen Abständen wird er künftig Informationen
darüber bekommen, wie es dem Jungen nach dem Eingriff geht. Aber erst
nach Ablauf von zwei Jahren wird er - sofern er und der Patient das
möchten - Näheres erfahren. Auch ein Kennenlernen ist dann möglich.
"Das würde ich gerne wissen. Ich möchte schon gerne erfahren, ob
meine Spende helfen konnte und wie es dem Kind dann geht."

Schon jetzt könnte Stephan Hornberger anonym mit seinem
"genetischen Zwilling" in Briefkontakt treten - die DKMS übermittelt
die Zeilen. Das aber möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht: "Ich
würde mich freuen, wenn sich die Familie bei mir meldet und wir in
Kontakt treten. Ich möchte aber nichts verlangen, ich habe freiwillig
gespendet - und damit ist es auch gut."

Als Polizeipräsident Jörg Lukat vom Engagement seines Mitarbeiters
erfährt, klickt er sofort selbst auf die Seite von DKMS, um sich zu
registrieren: "Leider komme ich aufgrund meines Alters nicht mehr als
Spender infrage. Gerne hätte ich mit meiner Registrierung dazu
beigetragen, möglicherweise ein Menschenleben zu retten. Denn: Der
Aufwand ist denkbar gering - und möglicherweise gibt es jemanden, der
genau diese eine Spende so dringend braucht. Ich bin begeistert von
diesem Engagement."




Rückfragen bitte an:

Polizei Bochum
Pressestelle
Tanja Pfeffer
Telefon: 0234 909-1027
E-Mail: pressestelle.bochum(at)polizei.nrw.de
https://www.polizei.nrw.de/bochum/

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