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Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2019: Zahl der registrierten Straftaten so niedrig wie zuletzt vor 29 Jahren - Menschen immer weniger direkt von Kriminalität betroffen

ID: 2320894

(ots) - Polizeipräsident Michael Maßmann zur heute veröffentlichten
Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2019: "Die Zahl der
registrierten Straftaten ist so niedrig wie zuletzt vor 29 Jahren. Es freut
mich, dass die Menschen in unserer Region statistisch immer weniger direkt von
Kriminalität betroffen sind. Bei uns in der Polizeidirektion Osnabrück lebt es
sich gut und vor allem sicher."

Kernpunkte der PKS 2019

-Gesamtzahl der Straftaten auf Tiefstand der letzten 29 Jahre -
Aufklärungsquote bleibt hoch

-Zahl der Wohnungseinbrüche stark rückläufig - über 50% weniger
Einbrüche seit 2017

-Sprengung von Geldautomaten: Ermittlungsgruppe eingerichtet -
Banken in der Pflicht

-Leichter Anstieg bei Gewaltkriminalität - auch Polizeibeamte
zunehmend Opfer von Gewalt

-Kinder- und Jugendkriminalität: Viele Straftaten durch fehlende
Medienkompetenz

-Straftaten gegen Senioren weiter im Fokus - größere
Ermittlungserfolge stellen sich ein

Gesamtzahl der Straftaten auf Tiefstand der letzten 29 Jahre - Aufklärungsquote
bleibt hoch

Das Straftatenaufkommen im Gebiet der Polizeidirektion Osnabrück, in der rund
1,5 Millionen Einwohner leben, ist gesunken. Mit 83.925 Straftaten von den
Ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald ist dies der niedrigste Wert in
der Kriminalstatistik seit 29 Jahren. Die Aufklärungsquote bleibt indes mit 63,4
% auf einem hohen Niveau. Sehr erfreulich ist zudem die weiter rückläufige
Entwicklung der Krimi-nalitätsbelastung der Menschen in der Direktion. Die
Anzahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner fiel auf einen neuen
Tiefstand der letzten 10 Jahre. Trotz der positiven Zahlen ist das
Sicher-heitsempfinden der Bevölkerung jedoch oftmals ein anderes. Neben der
Analyse der objektiven Sicher-heitslage ist deshalb die Einbeziehung des




subjektiven Sicherheitsgefühls der Menschen ein weiteres Schwerpunktthema.

Zahl der Wohnungseinbrüche stark rückläufig - über 50% weniger Einbrüche seit
2017

Einen nach 2018 nochmals überdurchschnittlichen Rückgang verzeichnete die
Direktion bei den Woh-nungseinbrüchen. In den letzten drei Jahren konnte die
Zahl der Einbrüche um 51 % reduziert werden. Insgesamt nahm die Zahl der Fälle
in 2019 um 365 Taten bzw. 23,3 % deutlich ab und sank mit 1.202 Einbrüchen auf
ein neues 30-Jahrestief. Die Aufklärungsquote stieg unterdessen im vergangenen
Jahr auf 28,1 % an - der beste Wert der letzten sechs Jahre. Maßmann: "Wir
konnten die Zahl der Einbrüche in den letzten drei Jahren um die Hälfte
reduzieren. Ein toller Erfolg, der wesentlich auf die sehr gute Präventions- und
Ermittlungsarbeit zurück-zuführen ist." Der Anteil der versuchten Einbrüche
stieg 2019 von 41 % auf 45 % an. Fast jeder zweite Einbruch blieb im
Versuchsstadium stecken. Sowohl der passive Einbruchschutz als auch der Einsatz
von geeigneter Sicherungstechnik zahlen sich offensichtlich immer mehr aus. Oft
reichen schon Vorkehrungen kleinerer Art, um nicht in den Fokus von Einbrechern
zu geraten. Beispiellos ist die im Oktober 2016 eingerichtete Ermittlungsgruppe
"Zentrale Ermittlungsgruppe Woh-nungseinbruchdiebstahl" zur Bekämpfung
überregional agierender Einbrecherbanden: In enger Abstim-mung mit der
Bundespolizei, der niederländischen Polizei und den Staatsanwaltschaften sowie
in Zu-sammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt, Europol, den Kreispolizeibehörden
Borken und Steinfurt (NRW), wurden drei Jahre lang überregionale Fälle bzw.
Fallserien mit Fördergeldern der EU erfolgreich bearbeitet. Im Ergebnis konnte
die Ermittlungsgruppe zwischen 2016 und 2019 insgesamt 13 internatio-nal
agierende Täterbanden zerschlagen - einschließlich der damit verbundenen
kriminellen Netzwerke. Der materielle Wert des Stehlgutes liegt bei rund zwei
Millionen Euro. Rund 350 Taten konnten aufge-klärt und 86 Tatverdächtige
ermittelt werden. Insgesamt 38 Personen nahmen die Ermittler fest. Die
professionelle Arbeit der Analysten und Ermittler wird seit November 2019 in
einer ständigen Ermitt-lungsgruppe namens "Zentrale Ermittlungsgruppe
Phänomene", dauerhaft, auch ohne EU-Fördergelder, fortgesetzt und ist somit
fester Bestandteil der polizeilichen Arbeit in der Osnabrücker Polizeidirektion.

Sprengung von Geldautomaten: Ermittlungsgruppe eingerichtet - Banken in der
Pflicht

Die Zahl der versuchten bzw. vollendeten Sprengungen von Geldautomaten
beschäftigt die Polizei seit einigen Jahren. In den letzten fünf Jahren waren es
allein in der Polizeidirektion bis heute 64 Sprengun-gen - die meisten entlang
der deutsch-niederländischen Grenze. In 30 Fällen erbeuteten die Täter kein
Geld, es blieb beim Versuch. Im Januar hatte die Direktion eine
Ermittlungsgruppe eingerichtet. Durch die sehr guten und engen Verbindungen zu
den niederländischen und nordrhein-westfälischen Polizeibe-hörden will die
Polizei den Tätern auf die Schliche kommen. Aber auch die Banken sind in der
Pflicht. Maßmann: "Wir müssen den Tätern den Reiz zur Tat nehmen. Das kann neben
intensiver Präventions- und Ermittlungsarbeit nur gelingen, wenn die Banken ihre
Sicherheitsvorkehrungen erhöhen - und zwar flächendeckend. Die Niederlande macht
es bereits vor."

Leichter Anstieg bei Gewaltkriminalität - auch Polizeibeamte zunehmend Opfer von
Gewalt

Insgesamt nahm die Gewaltkriminalität, zu der gravierende Gewaltstraftaten wie
beispielsweise Tötungsdelikte, Vergewaltigung, Raub, gefährliche und schwere
Körperverletzung gehören, mit 3.086 Taten um 0,2 % im Vergleich zum Vorjahr zu.
Die Zahl der Fälle, bei denen im letzten Jahr ein Messer als Angriffsmittel
eingesetzt wurde, stieg deutlich an und lag bei 323 Fällen. Im Jahr 2018 waren
es noch 274 Angriffe - 2017 auch schon 245. Auffällig: Knapp ein Drittel aller
Messerangriffe geschahen unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln -
überwiegend bedingt durch Alkohol. Nicht nur für die Polizei ist das Phänomen
Gewalt gegen Polizeibeamte ein Dauerthema, sondern auch für Feuerwehr- und
Rettungskräfte sowie für öffentliche Personen. Im Jahr 2019 bilanzierte die
Direkti-on insgesamt einen Anstieg der um 6 % auf 533 Fälle. Mehr als zwei
Drittel aller Fälle, geschahen unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer
Drogen. Traurig: 1.181 Polizisten wurden im letzten Jahr in der Polizeidirektion
selbst Opfer von Gewalt. Nahezu jeder zweite Polizeibeamte in der Direktion ist
somit statistisch im letzten Jahr selbst Opfer geworden. Maßmann: "Warum werden
Menschen, die anderen Menschen helfen wollen, immer öfter selbst Opfer? Die
Entwicklung betrachte ich mit großer Sorge. Es mangelt in Teilen der
Gesellschaft an Respekt und Achtung gegenüber Amtsträgern. Die zunehmende
Verrohung ist Teil des Problems."

Kinder- und Jugendkriminalität: Viele Straftaten durch fehlende Medienkompetenz

Insgesamt sind die Fallzahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität
positiv zu bewerten. Die Zahlen sind jahrelang zurückgegangen und stagnieren im
Vergleich auf niedrigem Niveau - aktuell bei 5.659 Fällen. Bei detaillierter
Betrachtung verzeichnet die Direktion allerdings besonders bei der Verbreitung
porno-grafischer Schriften einen starken Anstieg um 58 %. Besorgniserregend: Die
Veränderung der Alters-struktur der Tatverdächtigen bei den 463 Fällen aus dem
letzten Jahr. Der Anteil der Tatverdächtigen Kinder- und Jugendlichen nahm
hierbei um 264 % zu. Neu ist die Erkenntnis, dass vermehrt auch Kinder unter 14
Jahren tatverdächtig sind. Dabei geht es in den meisten Fällen um das Verbreiten
von kinder-pornografischen Inhalten über die die sozialen Netzwerke und
Messengerdienste wie WhatsApp. Be-sonders das Versenden und Teilen von
entsprechenden Nackt- oder freizügigen Bildern bzw. Videos via Smartphone hat
überproportional zugenommen. Oftmals waren es im letzten Jahr WhatsApp Gruppen
oder Chats, in denen die verbotenen Inhalte verschickt wurden. Teilweise
gelangten sie anschließend noch in die sozialen Netzwerke. Die bei jungen
Menschen sehr beliebten sogenannten (WhatsApp-) Sti-cker spielen ebenfalls eine
größere Rolle. Mit nur wenigen Klicks ist solch ein Sticker, beispielsweise mit
einem Nacktbild eines Kindes, fertiggestellt und versendbar. Der Erwerb, die
Verbreitung und der Besitz solcher Inhalte ist nach dem Strafgesetzbuch strafbar
und kann mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft
werden. Trotz des hohen Engagements polizeilicher Präventionsteams und
zahlreicher weiteren Präventionsmaßnahmen von Schulen, Kommunen und anderen
Institutionen, fehlt offensichtlich gerade bei den ganz jungen Menschen, die ein
Smartphone besitzen, die nötige Medienkompetenz. Möglicherweise wissen viele der
jungen Menschen nicht, dass sie sich strafbar machen. Doch Unwissenheit schützt
eben nicht vor Strafe. Noch dazu beschäftigen Themen wie Cybermobbing,
Cybergrooming, Sexting und Sex-tortion die Polizei immer öfter. Maßmann: "Viele
Kinder bekommen heutzutage schon sehr früh ihr erstes Smartphone. Unsere
Erfah-rungen belegen, dass die Medienkompetenz bei den ganz jungen Menschen ganz
und gar nicht aus-reicht. Es besteht akuter Handlungsbedarf. Wir müssen die
jungen Menschen frühzeitig über die Gefahren und die rechtlichen Grenzen der
Nutzung des Internets aufzuklären. Eltern und Lehrern kommt dabei eine
entscheidende Rolle zu."

Straftaten gegen Senioren weiter im Fokus - größere Ermittlungserfolge stellen
sich ein

Bei den Straftaten zum Nachteil von Senioren ist von Schockanrufen, Enkeltricks,
falschen Gewinnver-sprechen oder falschen Polizeibeamten die Rede. Ältere
Menschen werden mitunter durch perfide Tricks der Täter bzw. Täterbanden um ihr
Erspartes gebracht. Das Sicherheitsempfinden ist dadurch stark in
Mitleidenschaft gezogen worden. Allein die Fälle bei den falschen Polizeibeamten
haben stark zugenommen, allerdings blieben im letzten Jahr 86 % der Fälle im
Versuchsstadium stecken - im Vorjahr waren es 65 %. Die Direktion hatte 2018
einen Schwerpunkt gesetzt und die Ermittlungen intensiviert und konzentriert.
Ein beachtlicher Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Der "Zentralen
Ermittlungs-gruppe Phänome" gelang im Februar 2020 ein internationaler Schlag
gegen eine Callcenter-Bande: Deutsche Ermittlungs- und Justizbehörden konnten in
enger Zusammenarbeit mit türkischen Sicher-heitsbehörden auch die Hintermänner
einer großen Betrüger-Bande im Kontext sogenannter "falscher Polizeibeamte"
ermitteln und festnehmen. Darunter auch die mutmaßlichen Haupttäter des mehr als
70 Mitglieder starken und international agierenden kriminellen Netzwerkes. Sie
beschlagnahmten bei Durchsuchungen mehrere hochwertige Autos, Bargeld und
Schmuck. Der Schaden bei den bundesweit betroffenen Betrugsopfern beläuft sich
allein in diesem Ermittlungsverfahren auf über drei Millionen Euro.
Vorangegangen waren umfangreiche Ermittlungen der Osnabrücker Polizeiinspektion
mit zahlrei-chen Festnahmen und Verurteilungen von sogenannten Geldabholern und
Logistikern. Fast immer läuft die Kommunikation über das Telefon. Maßmann: "Wir
brauchen klare Kompetenzen im Bereich der Vorratsdatenspeicherung, da
Ermittlungen oft erst Wochen und Monate später geführt werden." Neben der
konzentrierten Ermittlungsarbeit ist die Prävention der zweite zentrale Baustein
zur Verhin-derung solcher Straftaten. Die Polizei hat mit intensiver
Präventionsarbeit auf den starken Anstieg der Fallzahlen in den vergangenen
Jahren reagiert. Neben Warnhinweisen in zielgruppengerechten Medien, wie zum
Beispiel der "Apotheken-Umschau", und einer proaktiven Öffentlichkeitsarbeit,
ist eine enge Zusammenarbeit mit regionalen Partnern eingespielte Routine. In
Osnabrück wurde jüngst vom Präven-tionsteam ein Theaterstück zur
Sensibilisierung älterer Menschen entwickelt. Schauspieler gehen mit der Polizei
in der Region auf Tour und stellen dem älteren Publikum spielerisch die Maschen
der Täter vor.

Fazit zur PKS 2019: Maßmann: "Insgesamt eine sehr positive Bilanz mit viel Licht
und wenig Schatten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden bei der
Begehung von Straftaten immer öfter genutzt. Und: Kriminalität wird zunehmend
komplexer."

Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
Telefon: 0541 - 327 1024
E-Mail: pressestelle(at)pd-os.polizei.niedersachsen.de
http://www.pd-os.polizei-nds.de

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Datum: 13.03.2020 - 06:00 Uhr
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