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Ein Ermittlerüber die niederträchtigen Maschen der Trickdiebe

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(ots) - Kriminalhauptkommissar Andreas Meyer von der Essener Polizei bearbeitet seit sieben Jahren Raubdelikte und Straftaten zum Nachteil Älterer Menschen, sogenannte SÄM-Delikte. Vor allem Letztere gehen dem erfahrenen Ermittler oft sehr nahe.

Im Interview berichtet er, wieso.

Herr Meyer, was ist unter den sogenannten SÄM-Delikten zu verstehen?

Meyer: Das sind Straftaten, bei denen fast ausschließlich Senioren die Opfer sind. Gemeint sind damit Trickbetrügereien oder Trickdiebstähle, bei denen die Täter zum Beispiel die Gutgläubigkeit oder auch körperliche Schwäche der älteren Menschen ausnutzen. Die wohl bekanntesten Fälle sind der sogenannte Enkeltrick und die falschen Polizeibeamten. Aber es gibt noch zahlreiche weitere Maschen, bei denen die Opfer meist nicht betrogen, sondern bestohlen werden. Diese bearbeiten meine Kollegen und ich im Kriminalkommissariat 31.

Was sind das zum Beispiel für Taten?

Meyer: Da wäre zum Beispiel der Wasserwerkertrick. Oder der Zetteltrick. Oder der falsche Telekom-Mitarbeiter. Bei all diesen Taten, kommen die Täter zu ihren Opfern nach Hause und verschaffen sich unter einem Vorwand Zugang zur Wohnung. Und wenn die Täter einmal in der Wohnung sind, haben die Opfer meist schon verloren.

Was heißt das? Was genau passiert dann?

Meyer: Wenn die Täter in der Wohnung sind, kommt es meist auch zu einem vollendeten Diebstahl. Das Vorgehen der Kriminellen ist dabei immer ähnlich: Einer klingelt und behauptet zum Beispiel von den Wasserwerken zu sein und den Wasserdruck überprüfen zu müssen. Dann geht er zusammen mit dem Opfer ins Badezimmer. Während er das Opfer dort beschäftigt, betritt ein Komplize die Wohnung und durchsucht sie nach Wertsachen. Wenn der Komplize genug Zeit hatte, bedankt sich der falsche Wasserwerker und geht. Meist merken die Opfer dann erst später, dass Schmuck oder Geld aus einem anderen Raum gestohlen wurden.

Und die anderen Maschen, wie funktionieren die?





Meyer: Die funktionieren alle ähnlich, nur der Vorwand ist ein anderer. Beim Zetteltrick zum Beispiel, gibt ein Täter vor, zu einem Nachbarn zu wollen, der gerade nicht da ist. Deshalb möchte er eine Nachricht hinterlassen und bittet um Zettel und Stift. Auch hier ist das Vorgehen gleich: Einer sorgt dafür, dass man in die Wohnung kommt und lenkt ab, der Andere sucht nach Beute.

Wie viele Fälle dieser Art bearbeitet die Polizei in Essen und Mülheim jedes Jahr?

Meyer: Im vergangen Jahr waren es über 270 dieser Trickdiebstähle zum Nachteil älterer Menschen. Fast zwei Drittel davon wurden vollendet.

Und was kann man tun, um sich gegen die Kriminellen zu wappnen?

Meyer: Am wichtigsten ist es, die Täter erst gar nicht in die Wohnung zu lassen. Also misstrauisch zu sein, wenn jemand vor der Tür steht und in die Wohnung möchte. Und man sollte sich immer einen Ausweis zeigen lassen. Wenn einem das Ganze komisch vorkommt, kann man auch zum Beispiel bei den Stadtwerken anrufen und nachfragen, ob es seine Richtigkeit hat, dass hier ein Mitarbeiter in die Wohnung will. Generell sollte man keine Fremden in die Wohnung lassen, erst recht nicht, wenn man als älterer Mensch alleine ist.

Das ist aber vielleicht gar nicht so einfach, oder?

Meyer: Gerade älteren Leuten fällt es oft schwer, so abweisend zu sein. Viele Ältere sind sehr vertrauensselig, was ja eigentlich auch nicht schlimm ist, hier kann es aber gefährlich sein. Deshalb ist es auch immens wichtig, dass die Senioren über diese Tricks der Kriminellen informiert werden. Die Polizei warnt deshalb immer wieder vor den Maschen der Täter. Und auch Angehörige sollten mit ihren älteren Verwandten darüber sprechen.

Ist das der Grund, warum die Täter sich gezielt ältere Opfer aussuchen?

Meyer: Davon ist auszugehen. Die Älteren sich oft auch sehr vertrauensselig und hilfsbereit. Das nutzen die Täter aus. Hinzukommt, dass gerade Ältere den Täter ja auch nicht viel entgegenzusetzten haben.

Und was sollte man tun, wenn man Opfer eines solchen Trickdiebstahls wurde?

Meyer: Auf jeden Fall die Polizei informieren und Anzeige erstatten. Viele Opfer schämen sich allerdings dafür, dass sie auf die Kriminellen reingefallen sind. Das ist ein großes Problem. Denn neben dem finanziellen Schaden entsteht oft auch noch ein seelischer Schaden bei den Opfern. Ich habe schon ältere Leute gesehen, die nach so einer Tat regelrecht traumatisiert waren. Sie machten sich Vorwürfe, fühlten sich hilflos. Das kann richtig an die Substanz der alten Leute gehen. Und diese Schicksale gehen mir dann auch sehr nahe. Der finanzielle Schaden, der bei solchen Taten entsteht, ist oft gar nicht so groß. Der Seelische aber schon. Manche Opfer isolieren sich nach der Tat total. Manche werden zum Pflegefall. Das habe ich alles schon erlebt. Deshalb finde ich diese Taten auch so niederträchtig.

Auf der Homepage der Polizei Essen/Mülheim finden Sie Ansprechpartner rund uns Thema Kriminalprävention und Opferschutz. Außerdem gibt es dort eine Broschüre, die die gängigsten Maschen erklärt und Verhaltenstipps gibt: https://essen.polizei.nrw/kriminalpraevention-23

Die Polizei appelliert: Reden Sie mit Ihren Verwandten und Bekannten über die Maschen der Kriminellen und seien Sie selbst wachsam! Sollte ein Verwandter oder Bekannter Opfer einer solchen Masche geworden sein, verurteilen Sie ihn nicht! Die Täter sind schlau, dreist und skrupellos./bw

Rückfragen bitte an:

Polizei Essen/ Mülheim an der Ruhr Pressestelle Telefon: 0201-829 1065 (außerhalb der Bürodienstzeit 0201-829 7230) Fax: 0201-829 1069 E-Mail: pressestelle.essen(at)polizei.nrw.de

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Datum: 17.07.2020 - 12:19 Uhr
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