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110307.1 Kiel: Kriminalstatistik 2010 - Zahl der registrierten Straftaten auch in Kiel gesunken - Gewaltdelikte stehen im Focus der Polizei

ID: 361668

(ots) - Die Zahl der registrierten Straftaten in der
Kriminalstatistik der Landeshauptstadt ist erneut zurückgegangen. Die
Anzahl der Straftaten ist im Vergleich zum Jahr 2009 um 1.911 Delikte
auf 28.861 gesunken, das sind 6,2 Prozentpunkte. In
Schleswig-Holstein ist die Zahl der Straftaten um 8,8 Prozentpunkte
auf insgesamt 221.510 zurückgegangen. Der in den letzten Jahren zu
beobachtende Abwärtstrend hat sich nach einer Steigerung im
Jahresvergleich 2007/2008 in 2010 weiter fortgesetzt. Mit insgesamt
28.861 Fällen liegt die Fallzahl deutlich unter dem
10-Jahresdurchschnittswert von 34.168 und ist die niedrigste seit
zehn Jahren.

Kiels Polizeichef Thomas Bauchrowitz sagte bei der Vorstellung der
Jahresstatistik: "Die stetige und im Jahr 2010 sogar verstärkte
Reduzierung der Fallzahlen ist natürlich überaus erfreulich. Darin
finden die Kieler Polizeibeamtinnen -und beamten für ihre harte
tagtägliche Arbeit Bestätigung. Sorgen bereitet mir allerdings der
steigende Anteil von Tatverdächtigen unter 21 Jahren bei den
Raubdelikten. Hier verfolgen wir konsequent die gerade
aktualisierten Leitlinien zwischen der Landeshauptstadt und der
Polizei Kiel, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken."

Die Gesamtzahl der Rohheitsdelikte (Raub/Körperverletzung pp.) ist
in etwa gleich geblieben. Die in diesem Jahr veröffentlichten
PKS-Daten weisen einen Zuwachs der Raubdelikte in Kiel um 16% im
Vergleich zu 2009 auf. Dieser Anstieg beruht zu einem großen Teil auf
der negativen Kriminalitätsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte
2009. Die Polizeidirektion Kiel hat durch eine zeitnahe und
umfangreiche Reaktion im Rahmen des Kriminalitätsbekämpfungssystems
eine Reduzierung der Fallzahlen erreicht. Allerdings erfolgte die
statistische Erfassung der Taten aus dem Jahr 2009 zeitversetzt im
Jahr 2010 und wirkt sich dem zu Folge in der PKS von 2010 negativ




aus. Besorgt blickt Thomas Bauchrowitz auf die Entwicklung der
Raubtaten: "Die vielfach jungen Täter zeigen sich zunehmend
gewaltbereit. Sie traktieren ihre Opfer mit körperlicher Gewalt und
benutzen oft Waffen wie Messer und Schusswaffen zur Ausführung dieses
Verbrechens. Den Tätern ist teilweise gar nicht bewusst, welche
schweren körperlichen aber auch psychischen Folgen sie bei den Opfern
auslösen. In dieser Situation fühlen sich die Opfer hilflos und
erleiden Todesängste." Sollten die Geschädigten durch die Tat nicht
äußerlich verletzt worden sein, so verursachen diese Vorfälle oft
noch lange nach der Tat Angstzustände und Vermeidungsverhalten. Das
kann zum Beispiel bei Kassiererinnen oder Taxifahrern bis hin zur
Berufsunfähigkeit führen. Die Polizei Kiel reagiert auf die Lage,
indem die Beamten noch verstärkter in den Bereichen präsent sind, die
durch das Kieler Lage- und Analysesystem (KLAS) aktuell als
Schwerpunkte im Hinblick auf dieses Deliktsfeld erkannt wurden. So
wird die Entdeckungswahrscheinlichkeit potentieller Täter durch
intensive Kontrolltätigkeit erhöht. Die Reduzierung dieser
Verbrechenstatbestände ist daher oberstes Ziel aller Beamten in der
Polizeidirektion Kiel. Thomas Bauchrowitz: "Die bisherigen Festnahmen
und die gestoppte Serie von Überfällen auf Gewerbebetriebe zeigt,
dass die Polizei mit diesem Ansatz Erfolg hat. Die Beamten der
Kriminalpolizei nehmen Vernehmungen vor und gehen jeder Spur nach, um
den Beschuldigten letztendlich die Tat nach zu weisen." Er erhofft
sich durch die Festnahmen und die damit strafrechtlich verbundenen
Folgen, dass andere Täter von ihrer Tat abgeschreckt werden. Ein
weiteres Deliktsfeld, das die Polizei Kiel beschäftigt, ist die
Diebstahlskriminalität. Sie nahm auch im vergangen Jahr mit 46,7
Prozent wieder den größten Anteil an der Gesamtkriminalität ein, ist
aber um rund drei Prozentpunkte gefallen. Im Deliktsbereich der
registrierten Tageswohnungseinbrüche befindet sich Kiel weiterhin auf
hohem Niveau. Trotz durchgeführter Sondereinsätze verzeichnet die PKS
einen Anstieg um 9,6 Prozent. Der Leiter der Kriminalpolizei Kiel,
Kai Richter, sagt dazu: "Bei den Tätern handelt es sich oft um
Alleintäter. Sie begehen die Taten in wenigen Minuten und
verschwinden danach schnell wieder. Durch Festnahmen auf frischer Tat
oder durch spätere Ermittlungen können Serien aufgeklärt werden, die
zuvor die Statistik negativ beeinflusst haben."

Dieser Schwerpunkt prägt seit Jahren die Kieler Polizeiarbeit,
denn durch Eintritt Fremder in den privaten Wohnraum wird das
Sicherheitsgefühl der Bürger erheblich beeinträchtigt. Durch das
Kriminalitätslage -und Analysesystem nehmen die Beamten entsprechende
Lageauswertung vor. So können Schwerpunkte erkannt und entsprechende
polizeiliche Maßnahmen eingeleitet werden. Diese führen oft zu
weiteren Ermittlungsansätzen und im Erfolgsfall auch zur Festnahme
von Tatverdächtigen.

Im Folgenden wird auf einzelne Deliktsfelder näher eingegangen:
Diebstahl Die Diebstahlskriminalität nimmt den größten Teil der
Gesamtkriminalität ein. Der Anteil der einfachen Diebstähle ist aber
um 7,6 Prozentpunkte gefallen, der des besonderen oder unter
erschwerenden Umständen verübten Diebstahls um 14 Prozentpunkte.
- Diebstahl an Kfz. + 10,8 %
- Diebstahl aus PKW - 28,1 %
- ED Wohnräume + 2,8 %
- Tageswohnungs-ED + 9,6 %
- Fahrraddiebstahl - 0,5 %
- Taschendiebstahl - 7,4 %
- Ladendiebstahl - 11,6 %

Bei den Diebstählen aus Personenkraftwagen hat sich die Situation
weiter entspannt, hier sind die Taten im Vergleich zu den Vorjahren
deutlich zurückgegangen. Die Zahl der bekannt gewordenen Fälle im
Deliktsfeld Einbruchsdiebstahl in/ aus Wohnungen ist gestiegen, sie
liegt weiterhin deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Auch der Tageswohnungseinbruch nimmt zu. Der Fahrraddiebstahl ist
gegenüber 2009 weiter rückläufig und deutlich unter den Zahlen vom
Beginn des Jahrzehnts. Taschendiebstahl und Ladendiebstahl sind
gegenüber 2009 wieder deutlich zurückgegangen und sind bei
Betrachtung des gesamten Beobachtungszeitraums insgesamt rückläufig.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Der Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist im Vergleich
2009 zu 2010 um 20,7 % gestiegen. Die Fälle des Waren- und
Kreditbetruges sind um 11 % gestiegen.

Rohheitsdelikte

Die Gesamtzahl der Rohheitsdelikte (Raub/Körperverletzung pp.) ist
im Gegensatz zur Gesamtkriminalität zurückgegangen. Auch die Anzahl
schwerer und gefährlicher Körperverletzungen ist im Vergleich zum
Vorjahr gesunken. Die Raubtaten sind gegenüber 2009 statistisch
gesehen gestiegen, dennoch kann nicht von einem Anstieg der Taten
gesprochen werden, da die im letzten Quartal 2009 verübten Taten in
die Statistik für 2010 eingeflossen sind. Die Bekämpfung der
Rohheitsdelikte, insbesondere der schweren Raubtaten, ist ein
Aufgabenschwerpunkt von Polizei, Staatsanwaltschaft und das Amt für
Familie und Soziales. Diese Vereinbarung ist weiterhin aktuell und
wird konsequent durchgeführt. Dies dürfte sich aber bestenfalls
mittelfristig in der PKS niederschlagen.

Rauschgiftdelikte

Die Gesamtzahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz ist
im Wesentlichen ein Ergebnis der polizeilichen Aktivitäten. Die
Zahlen lassen nur bedingte Aussagen zur tatsächlichen Situation zu.
Sie zeigen aber einerseits, dass Betäubungsmittel nahezu überall
verfügbar sind und andererseits, dass es entsprechend dem
Rauschgiftbekämpfungskonzept der Kieler Polizei nachhaltig gelingt,
eine Vielzahl von Straftaten in diesem Bereich aufzudecken. Kai
Richter, Leiter der Kriminalpolizeistelle Kiel: "Die deutlichen
Rückgänge der Fallzahlen sind vor allem im Bereich der so genannten
"User-Delikte" zu verzeichnen, bei der Bekämpfung von Handel und
Schmuggel wurde der hohe Standard des Vorjahres gehalten." Nach wie
vor wird die Situation durch einen hohen Anteil von Cannabisdelikten
geprägt. Die Zahl der Drogentoten ist mit sieben Verstorbenen im
Vergleich zum Vorjahr (neun) weiter zurückgegangen.

Jugendkriminalität

Im Januar erneuerten die Landeshauptstadt und die Polizeidirektion
Kiel die Vereinbarung von Leitlinien für die Zusammenarbeit von
Polizei und Sozialarbeit, um der Jugendkriminalität erfolgreich
entgegen zu treten. Das Erfolgsmodell wird dem zu Folge
fortgeschrieben und der veränderten gesellschaftlichen Ausgangslage
angepasst. Die Erwachsenen über 21 Jahren stellen mit 72,3 % (7.049
Personen) den größten Anteil der Tatverdächtigen (2009: 72,3 %).
Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil sind Jugendliche (14 bis unter
18 Jahre) mit 10,3 % (2009: 12,6 %) und Heranwachsende (18 bis unter
21 Jahre) mit 11,3 % (2009: 10,8 %) bei den Tatverdächtigen aber
deutlich überrepräsentiert. Dies ist nach kriminologischen
Erkenntnissen allerdings durchaus als "normal" anzusehen.
Besorgniserregend ist weiterhin der hohe Anteil Tatverdächtiger unter
21 Jahren im Bereich der Rohheitsdelikte. Bei den Raubtaten stellen
sie mit rund 67,1 Prozent den größten Teil, bei den gefährlichen und
schweren Körperverletzungen sind es 37,3 Prozent. Dies verdeutlicht,
dass die Anpassung der Leitlinien an die gesellschaftlichen
Veränderungen dringend notwendig war. Gewaltprävention im Kinder- und
Jugendbereich wird natürlich auch künftig eine zentrale Rolle in der
polizeilichen Arbeit einnehmen.

Straftaten gegen das Leben

Die Zahl der Straftaten gegen das Leben beläuft sich im Jahr 2010
auf 20.

Fazit

Nach fünf Jahren Rückgang und einem Anstieg in 2008, hat sich die
schon für 2009 zu verzeichnende Reduzierung der Fallzahlen auch 2010
fortgesetzt. Aktuell entwickelt sich die bekannt gewordene
Kriminalität in der Landeshauptstadt mit dem Landestrend. Einerseits
ist Thomas Bauchrowitz mit der Reduzierung der Kriminalität natürlich
zufrieden, andererseits trübt die Entwicklung der Raubtaten,
überwiegend durch Täter unter 21 Jahren begangen, die Zufriedenheit.
Entsprechende Maßnahmen hat der Polizeichef daher schon eingeleitet
und hebt die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft hervor: "Wir
bekämpfen dieses Deliktfeld mit großem personellem und zeitlichem
Einsatz. Durch Präsenzstreifen und offensive Personenkontrollen
potentieller Täter im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten, durch
fortwährende Aus- und Bewertung der dadurch gewonnenen
Personenkenntnisse und durch täterorientierte Ermittlungsarbeit mit
dem Ziel der zeitnahen Inhaftierung von Wiederholungstätern sowie
ständiger Überprüfung unserer Maßnahmen, wollen wir der Täter habhaft
werden und der Justiz zuführen. Dies geschieht natürlich in enger
Abstimmung und Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Kiel. Die
Zusammenarbeit verläuft reibungslos und im Sinne der Sache
erfolgreich." Nicht nur die Polizeidirektion Kiel ist von dieser
Problematik betroffen. die Bekämpfung der schweren Gewaltdelikte
sowie der schweren Diebstähle sind Landesschwerpunkte und werden die
polizeiliche Arbeit im Jahr 2011 prägen. Hier gilt es, das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung durch die Steigerung der
Aufklärungsquote nachhaltig zu stärken.

Die Gesamtkriminalitätsbelastung der Landeshauptstadt Kiel liegt,
wie in den Vorjahren, deutlich über dem Landesdurchschnitt, dies ist
aber für urbane Bereiche durchaus typisch. Im Vergleich der
Häufigkeitszahl der kreisfreien Städte nimmt Kiel nach Neumünster und
Lübeck den dritten Platz ein. Weiterhin gilt, dass die Kriminalität
in der Landeshauptstadt Kiel wesentlich auch durch die
"Magnetwirkung" einer Landeshauptstadt geprägt ist.

Die vollständige Kriminalstatistik der PD Kiel ist ab Montag, 9.
März 2011, 11 Uhr, im Internet unter www.polizei-kiel.de als Download
abrufbar.

Jürgen Börner




Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Kiel
Stabsstelle/Öffentlichkeitsarbeit
Gartenstraße 7, 24103 Kiel

Tel. +49 (0) 431 160 - 2010 bis 2012
Fax +49 (0) 431 160 - 2019
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E-Mail: Pressestelle.Kiel.PD(at)polizei.landsh.de


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