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Kurve kriegen: NRW-Initiative gegen Jugendkriminalität

ID: 377301

(ots) - Die Polizei in NRW will mit einer neuen
einmaligen Initiative verhindern, dass gefährdete Kinder und
Jugendliche zu Intensivstraftätern werden. "Sie sollen früh nötige
Hilfe bekommen, um sie vor einem Abgleiten in die Kriminalität zu
bewahren. Unser Motto lautet: Kurve kriegen", sagte Innenminister
Ralf Jäger heute in Düsseldorf. Die NRW-Initiative soll im Sommer
zuerst in Aachen, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Hagen, Köln sowie im
Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Wesel erprobt werden. Das Konzept
basiert auf den Erkenntnissen der Enquetekommission "Prävention", die
im vergangenen Jahr dem Landtag NRW ihren Abschlussbericht vorgelegt
hat.

Erfahrungen zeigen, dass Intensivtäter häufig bereits vor dem 14.
Lebensjahr durch Gewalt- und Eigentumsdelikte auffallen. "Hier müssen
wir mit einem individuellen und sehr konzentrierten Programm
ansetzen, weil sich besser im Kindesalter Entwicklungen mit guter
Aussicht auf Erfolg beeinflussen lassen", erläuterte Jäger.

Die Polizei erfährt als erstes davon, wenn Kinder Straftaten
begehen. Deshalb soll den Modellbehörden ermöglicht werden, gezielt
und umsichtig zu helfen, damit Kinder und Jugendliche noch die "Kurve
kriegen". Wir wollen die Arbeit der Jugendämter ergänzen. Geplant
ist, pädagogische und psychologische Fachkräfte in die Teams der
Polizei einzubinden. Diese kümmern sich dann vor allem um
strafunmündige Kinder, die zum Beispiel innerhalb der letzten zwölf
Monate durch eine Gewalttat oder drei schwere Eigentumsdelikte
aufgefallen sind. Auf jede Straftat soll unverzüglich eine
pädagogische Maßnahme erfolgen. Dafür gibt es in Absprache mit den
Jugendämtern maßgeschneiderte Angebote - vom sozialen Training bis
hin zur intensiv pädagogischen Betreuung in einer Einrichtung der
Kinder- und Jugendhilfe.

Sind die Lebensumstände eines Kindes von Gewalt geprägt, spiegelt




sich dies in seinem Verhalten. Er schlägt beim kleinsten Anlass zu.
Hier kann zum Beispiel ein Coolness-Training helfen, in dem ein Kind
durch Rollenspiele lernt, sich nicht provozieren zu lassen. Ohne
Unterstützung läuft für viele dieser Kinder die Spirale immer weiter
nach unten. Aus diesem Grund sind auch präventive Maßnahmen zur
dauerhaften sozialen Integration angedacht, wie beispielsweise
Lernhilfen, Sprach- oder Sportkurse.

Die Teams aus Polizei und pädagogischen Fachkräften sollen sich
eng mit den Jugendämtern abstimmen und Eltern in das Konzept mit
einbeziehen. Die intensive Betreuung soll mindestens zwei Jahre
dauern. Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe oder therapeutische
Hilfen erfolgen wie bisher über das zuständige Jugendamt. "Das Team
der Polizei ergänzt die Arbeit der Jugendämter", sagte der Minister.

Das grundsätzliche Problem schilderte Jäger anhand von zwei
Lebenswegen von heute 18- und 19-Jährigen Intensivtätern: Nachdem
Stefans Vater mit mehreren Haftstrafen mit schlechtem Beispiel voran
gegangen ist, droht nun auch Stefan der Widerruf seiner Bewährung und
damit das Gefängnis. Bereits mit 17 Jahren verbüßte er seine erste
Arreststrafe. In den zwei Jahren zuvor hatte er schon 35 Straftaten
begangen. Thorsten sitzt zurzeit wegen Einbrüchen und Raubüberfällen
in Haft. Er ist seit dem 15. Lebensjahr drogenabhängig. Thorsten
besuchte die Hauptschule, schwänzte aber oft den Unterricht. Er
beraubte und verprügelte seine Mitschüler, während er als
Grundschüler durch Stehlen auffiel. Stefan beendete seine Schulzeit
ebenfalls auf der Hauptschule, nachdem er mit 15 Jahren schon vom
Gymnasium zur Realschule gewechselt hatte. Die ersten kriminellen
Erfahrungen sammelte er im Alter zwischen 10 und 13, indem er klaute
und auch schon mal zuschlug. Beide Jungen wuchsen in einem sozialen
Brennpunkt auf, hatten straffällige Geschwister und Mütter, die mit
der Erziehung überfordert waren.

"Die traurigen Beispiele zeigen: Wir müssen genau hinschauen und
frühzeitig handeln. Diese Entwicklung müssen wir anderen Jugendlichen
ersparen und ihnen stattdessen eine Zukunftsperspektive geben",
betonte der Innenminister. "Hätte die Polizei die Möglichkeit gehabt,
direkt ein nachhaltiges Hilfsprogramm für Thorsten und Stefan
anzubieten, wären wahrscheinlich viele Straftaten und Opfer vermieden
worden. Stefan würde vielleicht sein Abitur und Thorsten eine
Ausbildung machen."

Im vergangenen Jahr gab es in NRW 3.969 mehrfachtatverdächtige
Kinder und Jugendliche, die rund 30.000 Straftaten begingen. Damit
verübten sechs Prozent der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen
fast ein Drittel aller Straftaten ihrer Altersgruppe. "Diese Zahlen
belegen: Es ist fünf vor zwölf. Wir setzen mit unserer NRW-Initiative
den Hebel früher und damit effektiver an. Nachhaltig und dauerhaft,"
erklärte Jäger. "Jedes Kind, das mit unserer Hilfe die Kurve kriegt,
ist ein Gewinn. Ein Gewinn für den persönlichen Lebensweg und ein
Gewinn für unsere Gesellschaft".

Weitere Informationen und das Logo des Projektes finden Sie im
Internet unter www.mik.nrw.de.




Innenministerium NRW
Pressestelle
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40213 Düsseldorf

Tel.: 0211/871-2301
Fax: 0211/871-2500

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Datum: 01.04.2011 - 11:13 Uhr
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