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++ Langfassung: Erneuter tödlicher LKW-Auffahrunfall auf der A 1 bei Bockel/300 000 Euro Schaden/Bergungsarbeiten dauern bis zum frühen Mittwochmorgen an (Fotos + weitere Hintergrundinformationen) ++

ID: 396150

(ots) - Sittensen/A1. Nachdem es zuvor zwischen
Posthausen und Oyten auf der Hansalinie in Fahrtrichtung Bremen
bereits zu einem tödlichen Auffahrunfall eines mit flüssigem
Sauerstoff beladenen Tanklastzuges gekommen war und sich ein zehn
Kilometer langer Rückstau aufbaute, kam es um 17.12 Uhr genau in
Höhe der Anschlussstelle Bockel am Stauende des ersten Unfalls zu
einem erneuten tödlichen LKW-Unfall mit zwei weiteren leicht
Verletzten und hohem Sachschaden, obwohl die mobile Stauwarnanlage
der A1-Baustelle und das Warnblinklicht des letzten Fahrzeuges vor
der Gefahr gewarnt hatte.

Zum Unfallzeitpunkt warteten am Ende des Staus auf dem rechten
Fahrstreifen hintereinander ein 60-jähriger litauischer
Sattelzugfahrer, ein 35-jähriger Ukrainer mit einem Sattelzug und
zuletzt ein 21-jähriger niederländischer Lastzugfahrer. Obwohl der
21-jährige Niederländer sogar die Warnblinkanlage seines schweren
Lastzuges eingeschaltet hatte, fuhr ein 56-jähriger Niederländer mit
seinem mit Paraffin beladenen Tanklastzug auf seinen Landsmann
ungebremst auf. Ein 72-jähriger Deutscher konnte ebenfalls nicht
rechtzeitig bremsen und touchierte danach den aufgefahrenen
Niederländer mit seinem Lastzug noch seitlich.

Der 56-jährige Niederländer wurde in dem völlig zerstörten
Führerhaus des Sattelzuges eingeklemmt und tödlich verletzt. Der
21-jährige Niederländer und der Ukrainer wurden leicht verletzt in
das Zevener Krankenhaus gefahren. Aus dem Auflieger des tödlich
verletzten Kraftfahrers flossen zudem mehrere hundert Liter Paraffin
auf die Fahrbahn aus. Am auffahrenden Sattelzug entstand ein Schaden
von 150 000 Euro, an den anderen Fahrzeugen und der Autobahn
entstanden weitere Schäden von über 120 000 Euro.

Für die Rettungs-, Bergungs- und Reinigungsarbeiten musste die
Richtungsfahrbahn Bremen der A 1 in Höhe der Anschlussstelle Bockel




gesperrt und der Verkehr dort abgeleitet werden. Durch den Unfall
staute sich der Verkehr dort fünf Kilometer zurück. Die
Autobahnpolizei Sittensen geht davon aus, dass die Arbeiten bis in
die frühen Mittwochmorgenstunden andauern werden. Eine weiträumige
Umfahrung über die A 7 und A 27 wird empfohlen.

Die Autobahnpolizei Sittensen hatte erst vor kurzem nach einem
voran gegangenem tödlichen Auffahrunfall durch einen Tanklastzug
intensiv vor der Gefahr von LKW-Auffahrunfällen gewarnt. Zahlreiche
Medien hatten darüber berichtet.

## Fotos in digitaler Pressemappe: Unfallsituation bei Bockel

## Früherer Präventionsbericht zum Thema Auffahrunfälle auf der
Hansalinie vom

22.03.2011 | 17:55 Uhr (Fotos in der digitalen Pressemappe zu
diesem Bericht)

POL-ROW: ++ Tödliche Auffahrunfälle auf der Hansalinie Polizei
warnt: Unaufmerksamkeit kann tödlich enden! (Fotos)++

Rotenburg (ots) - Rotenburg/A1. Die Hauptunfallursache bei den
tödlichen LKW-Unfällen auf der A1 ist immer wieder: Auffahren auf den
Vordermann. Dabei ist es weniger der unzureichende
Sicherheitsabstand, sondern vielmehr die Unaufmerksamkeit der Fahrer,
die zu den schrecklichen Unfällen führt.

Erster Polizeihauptkommissar Klaus-Dieter Kroll, Leiter des
Einsatz- und Streifendienstes der Autobahnpolizei in Sittensen, fragt
sich, wie er die Auffahrunfälle mit oft schwersten Folgen verhindern
kann. "Ein großes Problem ist", glaubt der Autobahnpolizist, "die
Gleichförmigkeit des Jobs der Brummifahrer." Tag für Tag, Stunde um
Stunde sitzen sie am Steuer ihres schweren Gefährts. Dabei umgeben
sie sich mit immer mehr elektronischen Hilfsmitteln, aber auch
Unterhaltungsgeräten, haben die Autobahnpolizisten festgestellt. In
einer Sekunde bewegt sich ein LKW bei 80 km/h rund 22 Meter vorwärts.
Drei Sekunden dauert das Einstellen eines Radiosenders - das sind 66
Meter, auf denen Blick des Truckers nicht der Straße gehört. Dazu
kommen Reaktionszeit bis zum Tritt auf die Bremse und der Bremsweg.
Zusammen ist das oft zuviel, der Crash ist dann nicht mehr zu
verhindern.

- Trommeln mit 80 km/h -

Zum Navigationsgerät und den üblichen Audiogeräten kommen
inzwischen Flachbildschirme, Notebooks und Kaffeemaschinen hinzu. Mit
Gardinen und bunten Wimpeln schränken die Fahrer die Sicht aus ihrer
kleinen Welt weiter ein. Der Autobahnpolizei Baden-Württemberg hat
zudem vor einigen Jahren während der Fahrt in die Führerhäuser der
Trucker geschaut: Da wird in der Zeitung gelesen, gegessen, SMS
geschrieben, Fernsehen geguckt, Fußnägel geschnitten und mit
Schlagzeugstärken getrommelt - alles während der Fahrt bei mehr als
80 km/h. Und plötzlich steht der Verkehr vor einem.

Dann kommen die Autobahnpolizisten einmal mehr zu einem
Führerhaus, das auf wenige Zentimeter zusammen geschoben ist. Zu
einem Fahrer, der mit schwerem Gerät aus seinem Führerhaus befreit
werden muss, wenn er denn noch lebt, was selten genug der Fall ist.
Und dann ist noch ein Smart dazwischen, wie bei einem schweren
Auffahrunfall auf der A1 nahe Stuckenborstel. Den erkannten die
Polizisten erst, als sie den andersfarbigen Lack zwischen den
demolierten Lastzügen entdeckten. Die Smart-Fahrerin überlebte nur
mit Glück. Anders als ein zehnjähriges Mädchen, das vor Jahren im
zusammen gequetschten Passat Kombi ihrer Eltern auf einer
Urlaubsfahrt getötet wurde.

- Achtung bei tief stehender Sonne -

Autobahnpolizist Kroll will sich damit nicht abfinden. Er sucht
nach Gründen, wieso zu diesen Unfällen kommen konnte und sieht vor
allem die Unaufmerksamkeit als Ursache. Dabei fiel dem Beamten auf,
dass sich die schweren Auffahrunfälle mit LKW-Beteiligung besonders
in Fahrtrichtung Bremen in den frühen Nachmittagsstunden ereignen,
wenn tief stehendes Gegenlicht im Frühjahr die Fahrer blendet. "Dazu
kommen die beginnende Ermüdung bei dem oft frühen Arbeitsbeginn der
Trucker und der biologische Tiefpunkt nach der Mittagszeit", glaubt
Kroll erkannt zu haben. In diesen Stunden verdoppeln sich die
Unfallzahlen fast, so die Erkenntnisse der Statistiker der
Rotenburger Polizei.

Die Unfälle eignen sich eher im gut ausgebauten
Entspannungsbereich zwischen den Baustellen, nicht in den engen
Abschnitten, wo die Fahrer physisch und psychisch angespannt sind.
"Die gut ausgebaute Autobahn in diesen Abschnitten gibt ein Gefühl
trügerischer Sicherheit", so Kroll. Die Geschwindigkeit regelt der
Tempomat, Störungen und Staus werden in diesem Bereich nicht
erwartet, die Gedanken sind bereits beim Feierabend, sind die
Erkenntnisse der Polizei.

- Unaufmerksamkeit kann zum Tod führen -

Kroll: "Plötzlich steht der Verkehr, die Augen waren vielleicht
noch beim PKW-Verkehr auf den Überholfahrstreifen, der dort mehr
Ausstellungsraum zur Verfügung hat und erst später bremst. Die lange
Reihe der LKW kommt nicht selten früher zum Stehen." Da sich die
Reaktionszeiten aufsummieren, bleibt nach hinten immer weniger Zeit
zum Reagieren. Auffällig ist für die Autobahnpolizei, dass die
Unfallopfer der tödlichen Unfälle oft gar nicht reagiert haben. Sie
sind zum Teil ungebremst auf den Vordermann aufgefahren. "Da drängt
sich der Gedanke auf, dass sie sich nicht auf den Verkehr
konzentriert haben", merkt Klaus-Dieter Kroll an.

Was kann da helfen? Die Autobahnpolizisten haben bereits die
Warnlichter der mobilen Stauwarnanlage, übrigens durchaus kein
Standard bei Autobahnbaustellen, auf eine schnelle Blinkfrequenz
schalten lassen. Die gelben Lichter blinken jetzt bei Staugefahr 40
Mal in der Minute, bei Stau sogar 60 Mal. Das soll die Blicke der
Fahrer schnell auf die Stauwarntafeln lenken. Auf den Brücken warnen
breite Banner die Fahrer mit den Bildern von tödlichen Unfällen und
dem Hinweis "Abstand!". Da die Autofahrer in längeren
Autobahnbaustellen mitunter auf das Warnblinklicht verzichten, will
der private Autobahnbetreiber A1 Mobil in ausreichendem Abstand vor
Tagesbaustellen zusätzlich mit mobilen Hinweistafeln warnen.

Technische Hilfe könnte auch ein Notbremssystem geben, das
automatisch die Entfernung zum Vordermann erfasst und eine
Vollbremsung einleitet, wenn eine irregulär schnelle Annäherung an
das vorausfahrende Fahrzeug erfolgt. Rund 10 000 Euro kosten solche
Assistenzsysteme, eine eher geringe Summe angesichts der Gesamtkosten
eines Sattelzuges; noch weniger, wenn man die hohen Kosten nach einem
schweren LKW-Unfall mit Personenschaden aufsummiert.

- Polizei setzt auf Einsicht -

"Allein mit Kontrollen und Bußgeldern kommen wir nicht weiter",
glaubt Klaus-Dieter Kroll. Er setzt darauf, bei den Brummifahrern ein
Umdenken anzuregen. "Aufmerksam und vorausschauend Auto fahren!",
fordert der Kommissar von den Truckern. Schließlich geht es um nicht
weniger als das eigene Leben. Aber auch das Leben der anderen
Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn. Erster Polizeihauptkommissar
Kroll bittet die Fahrer um: Den Verzicht auf unnötige elektronische
Ablenkungsgeräte, die Einhaltung ausreichender Fahrtpausen und
Ruhezeiten zuhause, die Vermeidung fahrfremder Tätigkeiten sowie
einen sofortigen Stopp, wenn Sekundenschlaf droht. Und um besondere
Vorsicht auf der A 1 in Richtung Bremen, wenn hinter Sittensen wieder
die Sonne tief in die Führerhäuser scheint.

## Fotos in digitaler Pressemappe:

- Bilder EPHK Klaus-Dieter Kroll
- Tödlicher Auffahrunfall eines Tanklastzuges bei Bockel und
weitere Unfälle
- Völlig zerstörter Smart
- 10-jähriges Mädchen stirbt bei Auffahrunfall
- Blick ins Führerhaus: Navi, TV, Notebook und Gardinen
- A1-Baustelle




Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Rotenburg
Pressestelle
Detlev Kaldinski
Telefon: 04261/947-104
E-Mail: detlev.kaldinski (at) polizei.niedersachsen.de


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Datum: 03.05.2011 - 23:37 Uhr
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