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Kriminelle Kinder sollen ihr Leben in den Griff bekommen

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(ots) - Das Land Nordrhein-Westfalen setzt
große Erwartungen in eine neuartige, bundesweit einmalige Initiative.
Mit der Initiative "Kurve kriegen" sollen kriminelle Kinder und
Jugendliche lernen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. "Wir wollen
verhindern, dass sie zu jugendlichen Intensivtätern werden", sagte
Innenminister Ralf Jäger heute (10. Oktober) bei der Vorstellung von
"Kurve kriegen" in Köln. "Unsere Antwort lässt sich auf eine griffige
Formel bringen: Frühe Hilfe statt später Härte. Unser Ziel ist, dass
diese Kinder und Jugendlichen ihrem Leben eine neue Richtung geben."

Köln ist eine von acht Modellregionen, die für die Umsetzung von
"Kurve kriegen" ausgewählt wurde. "Um junge Menschen vor dem
Abrutschen in die Kriminalität zu bewahren, muss man früh ansetzen.
Das heißt, wenn sie noch Kinder sind", begründete Jäger den
neuartigen Ansatz. Dies betrifft Kinder wie den heute 13-jährigen
Tim, der in Köln bereits mehrfach auffällig geworden ist. Kurz nach
seinem 11. Geburtstag fällt Tim der Polizei das erste Mal auf, weil
er einem anderen Kind absichtlich ins Gesicht getreten hat. In den
folgenden zwei Jahren begeht Tim acht weitere Straftaten. Zwei
Diebstähle, zwei Sachbeschädigungen und vier Körperverletzungen. Tim
ist erst 13 Jahre alt und bereits neun Mal bei der Polizei als Täter
erfasst.

Die Polizei erfährt in der Regel als erstes davon, wenn Kinder
straffällig werden. Sie erfasst die Umstände der Tat und bewertet die
individuellen Risikofaktoren. Für "Kurve kriegen" nimmt sie nicht nur
die Straftaten in den Blick, sondern schaut auch auf die
Lebensumstände. Denn es gibt eine ganze Fülle von Problemen, die
ursächlich für ein Abgleiten in die Kriminalität sein können. Die
Polizei spricht deswegen gezielt die Eltern sowie die betroffenen
Kinder und Jugendlichen an und bietet nach Absprache mit dem




Jugendamt die Teilnahme an "Kurve kriegen" an. In Köln nehmen bisher
17 Familien an dem Programm teil. Auch Tim und seine Mutter haben ihr
Einverständnis gegeben.

Um "Kurve kriegen" umzusetzen, wird bei der Polizei eine
pädagogische Fachkraft eingebunden. In Köln ist ein erfahrener
Sozialpädagoge der Arbeiterwohlfahrt in das Team integriert. Er geht
in die betroffenen Familien, schafft in Gesprächen Vertrauen und
plant gemeinsam mit ihnen und dem Jugendamt die individuellen
Maßnahmen. Diese werden unbürokratisch und schnell umgesetzt.

Dafür werden bestehende Angebote des Jugendamtes ergänzt oder neue
Maßnahmen eingeleitet. Der Sozialpädagoge greift auf einen
Instrumentenkoffer mit verschiedenen Maßnahmen regionaler Anbieter
zurück. Die Palette reicht vom sozialen Training bis hin zur intensiv
pädagogischen Betreuung. Der Umfang richtet sich nach jedem
Einzelfall. Die Fallbetreuung soll mindestens zwei Jahre andauern. In
der Zeit ist der Sozialpädagoge der Ansprechpartner für die Familien
und vor allem für die Kinder.

Die Sorgeberechtigen spielen bei "Kurve kriegen" eine zentrale
Rolle. Das Konzept beruht auf Freiwilligkeit und der Bereitschaft zur
Teilnahme. Die Eltern werden mit einbezogen, denn auch sie sollen
die Kurve kriegen und brauchen dafür Unterstützung.

Neben Köln ist die Initiative "Kurve kriegen" auch in Aachen,
Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Hagen, dem Rhein-Erft-Kreis und dem
Kreis Wesel gestartet. Aktuelle Zahlen machen die Dringlichkeit
deutlich: Im Jahr 2010 lag die Zahl der mehrfachtatverdächtigen
Kinder und Jugendlichen in NRW bei etwa 4.000. Sie haben knapp 30.000
Straftaten begangen. Das heißt: Knapp sechs Prozent dieser Kinder und
Jugendlichen begehen fast ein Drittel aller Straftaten in ihrer
Altersgruppe. Statistisch gesehen gibt es einen kleinen, aber dafür
harten Kern an Intensivtätern. Durch sie werden viele Menschen
geschlagen, beraubt oder gedemütigt. Prävention ist deshalb der beste
Opferschutz.

"Ein Blick auf die hohe Rückfallquote von nahezu 70 Prozent nach
Jugendstrafmaßnahmen macht deutlich, dass Abwarten und Wegsperren
keine Lösungen sind", machte Jäger deutlich. Ein weiterer Aspekt sind
die zu erwartenden Ausgaben. Jeder einzelne Platz im
Jugendstrafvollzug kostet die Gesellschaft jährlich über 36.000 Euro.
Verbunden mit der oftmals mangelnden Schul- und Ausbildung der
betroffenen Kinder und Jugendlichen sind die anschließenden sozialen
Folgekosten immens.

"Das Ziel, Kinder und Jugendliche vor einem dauerhaften Abgleiten
in die Kriminalität zu bewahren, wird uns sicher nicht in jedem Fall
gelingen. Da bin ich realistisch", erklärte Jäger. "Doch jedes Kind,
das mit unserer Hilfe die Kurve kriegt, ist ein Gewinn - ein Gewinn
für seinen persönlichen Lebensweg und ein Gewinn für die Sicherheit
der Menschen."

Weitere Informationen und das Logo des Projektes finden Sie im
Internet unter www.kurvekriegen.nrw.de.






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Datum: 10.10.2011 - 12:05 Uhr
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