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Rede von Innenminister Ralf Jäger auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des ersten bundesweiten "24-Stunden-Blitz-Marathon"

ID: 952045

(ots) - Anrede, ich erinnere mich noch genau, als ich
vor eineinhalb Jahren den ersten Blitz-Marathon angekündigt habe. Es
gab skeptische Stimmen. Einige Kritiker bezweifelten den Erfolg des
Konzeptes. Ich glaube, ich kenne mittlerweile so ziemlich jede
kritische Meinung dazu. Ich kenne aber auch die Meinung der
Polizeibeamtinnen und -beamten und der Mitarbeiter in den Kommunen,
die den Blitz-Marathon mit großer Überzeugung und Engagement
durchführen.

Und vor allem kenne ich die Meinung der Menschen. Ich habe mit
ihnen an den Kontrollstellen geredet und habe sehr viele positive
Rückmeldungen bekommen. In den Gesprächen zeigte sich, dass die
Polizisten auf den starken Rückhalt aus der Bevölkerung setzen
können. Denn den Bürgern ist klar, dass wir keine Showveranstaltung
machen, sondern, dass es uns um weniger Tote und weniger
Schwerverletze im Straßenverkehr geht.

Das sehen auch viele Fachleute so. Von ihnen erhalten wir
beachtliche Bestätigung für unsere Strategie. Eine Auswahl davon
haben wir für Sie zusammengestellt. Stellvertretend will ich hier den
anerkannten Verkehrspsychologen Dr. Karl-Friedrich Voss aus Hannover
zitieren:

"Es geht der Polizei nicht darum, einzelne auszusortieren, sondern
darum die Anzahl zu schnellen Fahrens und der gefahrenen
Geschwindigkeit zu reduzieren."

Bemerkenswert ist, dass Dr. Voss noch vor einem Jahr einer der
schärfsten Kritiker des Blitz-Marathons war. Kennzeichen des
Blitz-Marathons ist die Kombination von intensiver Kommunikation über
die tödlichen Folgen von überhöhter Geschwindigkeit und der
Veröffentlichung der Kontrollstellen. Dieses Konzept hat auch meine
Innenminister-kollegin und -kollegen überzeugt. Unser gemeinsames
Ziel lautet: Wir wollen überall auf den Straßen in Deutschland
weniger Tote und weniger Schwerverletzte! Am 10. und 11. Oktober




bremst die Polizei deshalb bundesweit die Raser. Dazu werden 14.700
Polizistinnen und Polizisten an mehr als 8.600 Kontrollstellen rund
um die Uhr die Geschwindigkeit messen. In vielen Ländern beteiligen
sich zusätzlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kommunen am
Blitz-Marathon.

Geschwindigkeit ist der Killer Nr. 1. Jeder dritte Verkehrstote in
NRW ist Opfer von überhöhter Geschwindigkeit, in manchen Ländern ist
es sogar jeder Zweite. Deshalb warten wir nicht ab bis schwere
Verkehrsunfälle passieren. Wir handeln vorher.

Seit November 2011 kontrolliert die NRW-Polizei jeden Tag überall
dort flexibel und häufiger die Geschwindigkeit, wo zu schnell
gefahren wird. Seit Juli dieses Jahres gilt das auch für die
Kommunen. Sie können seit dem besser auf Bürgerwünsche eingehen und
zugleich deutlich flexibler blitzen.

Ein wesentlicher Baustein dieser Strategie ist der Blitz-Marathon.
Mit ihm bringen wir die Menschen zum Nachdenken und führen ihnen die
Gefahren von zu schnellem Fahren vor Augen. Wir wollen allen klar
machen, dass man damit nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben
anderer in Gefahr bringt.

Uns ist klar, dass wir das nicht von heute auf morgen erreichen
können. Wir befinden uns mitten in einem Prozess, den wir 2012 mit
dem ersten landesweiten Blitz-Marathon angestoßen haben.

Das Thema "Zu schnelles Fahren" ist bei den Menschen angekommen.
Eine Umfrage des Kölner Stadt-Anzeigers belegt: 55 Prozent der
Befragten sprechen sich für mehr Geschwindigkeitskontrollen aus. Sie
sehen darin ein wirksames Mittel zur Unfallverhütung. In einer
bundesweiten Befragung der DEKRA waren sogar 90 Prozent der
Verkehrsteilnehmer für mehr Kontrollen.

Die Daten aus Polizeibehörden zeigen, dass auch zwischen den
Blitz-Marathons langsamer gefahren wird. In Köln hat sich das
Verhältnis der hohen Geschwindigkeitsüberschreitungen zu geringeren
Überschreitungen völlig verändert. Noch im Jahr 2010 lag der Anteil
der hohen Überschreitungen bei circa 57 Prozent 2012 waren es nur
noch etwa 30 Prozent. In Dortmund hat sich seit November 2011 die
durchschnittliche Überschreitungshöhe von 14 auf jetzt 10 km/h
verringert. Andere Polizeibehörden im Land machen vergleichbare
Feststellungen. Das sind deutliche Anzeichen für den nachhaltigen
Erfolg unserer Strategie.

Die Bürgerbeteiligung ist uns besonders wichtig. Sie ist ein
zentrales Element bei jedem Blitz-Marathon. 15.000 Bürgerinnen und
Bürger haben uns im vergangenen Jahr sogenannte Wutpunkte gemeldet.
Das sind die Stellen, an denen sich die Menschen Kontrollen wünschen,
weil sie dort Angst vor Rasern haben. Wir nehmen die Sorgen der
Bürger ernst. Wir kümmern uns um jeden einzelnen Punkt. Auch jetzt
wird die Polizei wieder an solchen Orten kontrollieren. In den ersten
acht Monaten dieses Jahres starben 307 Menschen, 50 weniger als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das ist die niedrigste Zahl von
Verkehrstoten seit mehr als 60 Jahren. Allein 21 Menschen weniger
kamen durch Raser ums Leben. Das entspricht einem Rückgang von 18
Prozent. Damit setzt sich der Trend aus dem vergangenen Jahr fort.

Wir sind auf dem richtigen Weg. Die Zahl der Getöteten und
Schwerverletzen in NRW sinkt seit 2012 deutlich stärker als im
Bundesdurchschnitt. Aber klar ist auch: Jeder Tote ist einer zu viel!
Deshalb bleiben wir dran.

Die meisten Autofahrer messen wir übrigens nicht mit extrem
überhöhter Geschwindigkeit. Aber gefährlich sind bereits die geringen
Überschreitungen. Die Wissenschaft sagt uns, dass bereits eine
Verringerung des durchschnittlichen Geschwindigkeitsniveaus um 2 km/h
zu 15 Prozent weniger Toten und Verletzten führt.

Ich bin stolz auf die Arbeit, die die Kolleginnen und Kollegen
unserer Polizei und Kommunen bei der Verkehrssicherheit leisten. Sie
machen bei den täglichen Kontrollen und beim Blitz-Marathon mit
großem Engagement die Straßen sicherer und schützen damit Leben.

In Deutschland sterben jeden Tag 10 Menschen im Straßenverkehr. In
NRW sind es 10 pro Woche. Rein statistisch werden in der Zeit, in der
wir hier zusammen sind, in Deutschland acht Menschen schwer verletzt
und ein Mensch wird sterben.

Deshalb kämpfen wir gemeinsam gegen den Killer Nr. 1 im
Straßenverkehr. Anlage

Wissenschaftler und Interessenverbände zum
"24-Stunden-Blitz-Marathon"

- Dr. Jens Schade, Lehrstuhl für Verkehrspsychologie der
Technischen Universität Dresden:

"24-Stunden-Blitz-Marathons sind eine deutlich nachhaltigere
Maßnahme, als z.B. Plakataktionen. Geschwindigkeitskontrollen
schaffen Öffentlichkeit für das Thema Verkehrssicherheit. Der
Blitz-Marathon wirkt, weil er auf das Problem Geschwindigkeit
aufmerksam macht".

- Prof. Dr. Schläpfer, Universitätsklinikum Bonn,
stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie:

"...Mit der breiten Berichterstattung durch die Presse wird für
einen Verstärkungseffekt gesorgt...Dies führt zu einer unterbewussten
Konditionierung..." und "...diese offene Präsenz von Kontrollen durch
Bilder in den Medien setzt sich im Bewusstsein vieler fest und bleibt
länger präsent.....Mit geheimen Kontrollen erwischt man einzelne
Fahrer...Es geht um Verhaltensänderung. Wichtig sind in diesem Fall
Wiederholung und ein Maß an Originalität. In diesem Zusammenhang
finde ich die große Präsenz der Aktion ziemlich gut. So etwas habe
ich noch nicht gesehen."

- Prof. Dr. Schlag, Lehrstuhl für Verkehrspsychologie der
Technischen Universität Dresden

(auf die Frage, ob der Blitzmarathon die Menschen auch auf die
Gefahren hinweist:) "Ich würde das sogar betonen, wir haben ja gar
nicht so viele Übertreter erwischt, auch, weil natürlich vorher
Öffentlichkeit über die Blitzaktion hergestellt wurde und die Leute
darüber informiert wurden, wo geblitzt wird. Das ist gar nicht die
einzige Absicht, die diese Art der Überwachung hat, sondern sie soll
das Thema in den Köpfen verankern. Sie soll eine andere Einstellung
zur Regelbeachtung, aber auch zum Geschwindigkeitsverhalten insgesamt
mit sich bringen."

- Dr. Voss, Dipl.-Psychologe, amtlich anerkannter
verkehrs-psychologischer Berater

"Die Polizei macht sich weitgehende Gedanken, die
Verkehrssicherheit zu verbessern. Es geht der Polizei nicht darum,
einzelne auszusortieren, sondern darum die Anzahl zu schnellen
Fahrens und der gefahrenen Geschwindigkeit zu reduzieren."

- Jacqueline Grünewald, Sprecherin des ADAC Nordrhein

begrüßt den "24-Stunden-Blitz-Marathon", als Aktion, die "auf die
Problematik des Rasens aufmerksam macht". "Von "Abzocke" könne keine
Rede sein."

- Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der

Polizei "Die 24-Stunden-Blitz-Aktion ist ein hervorragendes
Mittel, um die Gefahren des Rasens ins öffentliche Bewusstsein zu
bringen."

- Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen
Polizeigewerkschaft "Zu hohe Geschwindigkeit gehört zu den
Hauptursachen von Verkehrsunfällen - diese haben oftmals
unbeschreibliches Leid zur Folge. Daher werden alle
Verkehrsüberwachungsmaßnahmen, die der Erhöhung der
Verkehrssicherheit dienen, von uns unterstützt. Der
"Blitz-Marathon", wie er von Nordrhein-Westfalen konzipiert
wurde, ist eine hervorragender Weg, das Thema
"Geschwindigkeitsunfälle" gezielt in die Öffentlichkeit zu
tragen. Darüber hinaus kontrollieren in Nordrhein-Westfalen
Polizei und Kommunen das Geschwindigkeitsverhalten der
Verkehrsteilnehmer flächendeckend mit mobilen und stationären
Anlagen. Kraftfahrzeugführer müssen eben immer und überall damit
rechnen, dass ihr Verhalten im Straßenverkehr überprüft wird."




Rückfragen bitte an:

Ministerium für Inneres und Kommunales
Pressestelle Ministerium für Inneres und Kommunales
Telefon: 0211/871-2300
Fax: 0211/871-2500
E-Mail: pressestelle(at)im.nrw.de
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