Bochum/Herne/Witten / "Blitz-Marathon" - Feuerwehrmann Guido Schiller (45) erinnert sich an einen Horrorcrash
(ots) -
Wie bereits berichtet sind seit 2010 auf den Straßen unserer drei
Städte leider 48 Menschen tödlich verunglückt - 30 in Bochum, zehn in
Herne und acht in Witten. Zwölfmal war eine zu hohe Geschwindigkeit
die Ursache - auch bei den drei folgenreichen und grausamen Unfällen,
die ich nachfolgend noch einmal ins Gedächtnis rufe.
Immer wenn Feuerwehrmann Guido Schiller (45) über die Heerstraße
in Herne fährt, denkt er sofort an einen Verkehrsunfall zurück, den
er nie mehr vergessen wird. Warum? Zusammen mit seinen Kollegen war
der 45-Jährige zuerst an der Unfallstelle und kann die grausamen
Bilder dieses Horrorcrashs einfach nicht mehr aus seinem Gedächtnis
streichen.
Blicken wir nach Herne zurück:
Der 16. Januar 2011 ist ein ganz normaler Sonntag, es ist noch
früh -erst kurz vor 06:00 Uhr- und auf die dunklen Herner Straßen in
Herne fällt das Licht der Laternen.
Die drei Freunde -zwischen 20 und 25 Jahre alt- sind mit einem
Mercedes auf der Heerstraße unterwegs, als der Fahrer mit über
100km/h eine andere Fahrzeugführerin überholt. In der Linkskurve vor
dem dortigen Kirmesplatz bricht der Pkw plötzlich nach rechts aus,
schlägt an die Gehwegkante, landet auf dem Gehweg und stellt sich
zunächst quer zur Fahrtrichtung. Anschließend rutscht das Auto auf
die angrenzende Wiesenfläche und touchiert dort einen abgestellten
Anhänger sowie danach einen zweiten, der durch die ungeheure Wucht
ca. 40 Meter quer über die Dorstener Straße katapultiert wird. Der
Mercedes wird im Anschluss gegen einen Mast geschleudert, der sich
aufgrund der immer noch unvorstellbaren Wucht bis zur Rückbank des
Autos schiebt. Der Motorblock wird dabei herausgerissen.
Einer der Freunde auf der Rückbank ist bei Eintreffen der
Rettungskräfte bereits tot. Seine Kumpel sind schwerstverletzt und
können von Guido Schiller und seinen Feuerwehrkollegen nur mühsam mit
schwerem Gerät aus dem völlig zerstörten Wagen befreit werden.
Die Hoffnung der Rettungskräfte vor Ort sowie der betroffenen
Familien wird sich nicht erfüllen - auch die beiden anderen jungen
Männer überleben diesen Horrorcrash nicht. Die jungen Männer sterben
im Krankenhaus an den Folgen ihrer schweren Verletzungen.
Nicht angepasste Geschwindigkeit hat hier gleich drei jungen
Menschen das Leben gekostet. Das ist nicht zu begreifen, einfach
unvorstellbar- und vor allem nicht tolerierbar!
Bochum: Auf dem Castroper Hellweg - Mit 140 km/h in den Tod
gerast!
Der junge Mann, der am frühen Morgen des 22. März 2014 mit einem
geliehenen schwarzen BMW auf dem Castroper Hellweg unterwegs war, was
mag er wohl gedacht haben? Ein tolles Auto, stark im Anzug, eine hohe
PS-Zahl und eine Beschleunigung die einem bei steigender
Geschwindigkeit das Adrenalin in den Körper pumpt. Wir wissen es
nicht!
Tatsache ist aber, dass der junge Mann zunächst kurz hinter der
Josef-Baumann-Straße eine 24-jährige Autofahrerin mit so einer hohen
Geschwindigkeit in der dortigen Steigung überholt, dass ihr Fahrzeug
"wackelt".
50 Meter hinter der Einmündung zum Gewerbegebiet "Gerthe Süd"
gerät er im rechtskurvigen, abschüssigen Fahrbahnverlauf mit den
linken Rädern des BMW gegen die Bordsteinkante, welche die Fahrbahn
vom Gleisbereich trennt. Nach weiteren 20 Meter landet das Fahrzeug
komplett auf den dortigen Grünstreifen und dann ins Gleisbett. Hier
schleudert der Wagen zunächst gegen einen Stromkasten und schließlich
gegen ein Warnschild, wodurch der BMW abhebt und gegen einen
Fahrleitungsmast prallt. Durch die Wucht des Aufpralls wird der Pkw
in zwei Teile zerrissen. Das Heck schleudert mit der rechten Seite
gegen eine Fußgänger-Ampel. Der Frontbereich mit dem Fahrersitz
bleibt im Gleisbereich auf dem Dach liegen.
Als die Polizei und Rettungskräfte am Unglücksort eintreffen ist
der junge Mann bereits tot. Später wird sich herausstellen, dass die
Geschwindigkeit des BMW zum Zeitpunkt des Aufpralls 140 km/h betragen
hat - erlaubt sind dort 50 km/h!
Dieser Unfall macht einmal wieder deutlich, dass überhöhte
Geschwindigkeit über Leben und Tod entscheiden kann. Der junge Mann
setzte sich über die geltenden Fahrvorschriften hinweg und beraubte
sich für ein wenig "Fahrspaß" seiner Zukunft - einen Tag zuvor war er
erst 30 Jahre alt geworden. Für seine Familie und seine Freunde ist
seither nichts mehr wie es war und die Sinnlosigkeit sowie die
Umstände seines Todes machen auch zwei Jahre später immer noch
fassungslos.
Witten: Nach der Party so richtig Gas gegeben und das Leben der
Freunde aufs Spiel gesetzt
In der Nacht auf den 26. Februar 2011 sind fünf Freunde in Witten
auf der Dortmunder Straße unterwegs. Die Stimmung im Auto ist
vermutlich entspannt und ausgelassen - so, wie man das nach einer
Party am Wochenende vermuten kann.
Der Genuss von Alkohol macht dabei enthemmter, risikobereiter und
euphorischer. Wohl auch bei dem unter Alkoholeinfluss stehenden
Fahrer (18), der mit seinem Golf zum Unfallzeitpunkt ordentlich Gas
gibt.
In Höhe der Einmündung zur Dortmunder Straße 25-31 kommt der junge
Mann mit seinem Pkw zunächst nach links von der Fahrbahn ab und
prallt dann gegen einen Ampelmasten. Durch die Wucht des Aufpralls
wird der Pkw stark beschädigt, insbesondere im Bereich der
Beifahrerseite. Der 18-Jährige wird durch den Aufprall verletzt,
allerdings nicht so schwer, wie der Beifahrer, der vor Ort nicht
ansprechbar ist. Die zwei Frauen und der Mann auf der Rückbank
verletzen sich bei dem Aufprall ebenfalls und stehen unter Schock.
Hier muss sich ein junger Fahranfänger der Verantwortung stellen,
dass er sich und seine Freunde durch leichtsinniges Verhalten
aufgrund des Fahrens unter Alkoholeinfluss und mit überhöhter
Geschwindigkeit in Lebensgefahr gebracht hat. Nur dem Quäntchen Glück
ist es zu verdanken, dass Familie und Freunde den fünf jungen
Menschen auch weiterhin gegenüberstehen können.
Unser Fazit:
Jeder dieser drei Unfälle hat seine eigene Geschichte. Sie sind
nicht einfach passiert, sondern wurden von Menschen verursacht - und
sind damit auch vermeidbar. Unser Ziel ist es, den entscheidenden
Einfluss, den die Fahrgeschwindigkeit auf die Folgen eines
Verkehrsunfalls hat, ins Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmer zu
rufen. Wir wissen, dass dort, wo eine hohe Kontrolldichte herrscht,
sich die Durchschnittsgeschwindigkeit reduziert und die Zahl der
Getöteten sowie Schwerverletzten zurückgeht.
Und die Geschwindigkeit kontrollieren wird auf den Straßen von
Bochum, Herne und Witten jeden Tag - auch am 21. April in Form des
zweiten europaweiten Blitzmarathons.
An diesem Donnerstag, zwischen 06.00 und 22.00 Uhr, werden über
viele Grenzen hinweg Raser gestellt. Die erfolgreiche Aktion zur
Verkehrssicherheit wird in NRW bereits zum neunten Mal durchgeführt.
Seine Premiere hatte der "Marathon" am 10. Februar 2012.
Kennzeichen des "Blitz-Marathons" ist die Kombination von
intensiver Kommunikation über die tödlichen Folgen von überhöhter
Geschwindigkeit und der Veröffentlichung der Kontrollstellen im
Internet sowie in den lokalen Medien.
In diesem Jahr werden ca. 40 Polizeibeamte der Bochumer Direktion
Verkehr die Messungen auf sieben Bochumer, sechs Herner sowie sechs
Wittener Straßen durchführen.
Die Kontrollstellen in Bochum:
Berliner Straße, Castroper Hellweg (12.00 Uhr:
Medienkontrollstelle), Dorstener Straße, Essener Straße,
Heinrich-Gustav-Straße, Ottostraße, Westenfelder Straße
Die Kontrollstellen in Herne:
Bahnhofstraße, Berliner Straße, Cranger Straße, Heerstraße (10.00
Uhr: Medienkontrollstelle), Holsterhauser Straße, Westring.
Die Kontrollstellen in Witten:
Ardeystraße, Dortmunder Straße (14.00 Uhr: Medienkontrollstelle),
Hackertsbergweg, Marktweg, Wannen, Wetterstraße
Den Medienvertretern bieten wir an, auch am neunten
"Blitz-Marathon" erneut aktiv teilzunehmen und uns am 21. April an
den Kontrollstellen zu besuchen, wo sich die obigen Unfälle ereignet
haben.
Hier sind Polizisten vor Ort, die in zurückliegender Zeit schlimme
Verkehrsunfälle aufgenommen haben, bei denen Personen schwer verletzt
oder getötet worden sind - durch eine viel zu hohe Geschwindigkeit!
Der erste Pressetermin findet um 10.00 Uhr an der Einmündung
Dorstener Straße/Heerstraße in Herne statt. Hier ist auch
Feuerwehrmann Guido Schiller dabei und wird eindrucksvoll über seinen
Einsatz bei dem fürchterlichen Verkehrsunfall am 16. Januar 2011
berichten.
Ab 12.00 Uhr richten wir eine Kontrollstelle am Castroper Hellweg,
Höhe Josef-Baumann-Straße in Bochum ein, wo mit dem Lasergerät
gemessen wird.
Der dritte Termin wird ab 14.00 Uhr in Witten stattfinden. Dort
laden wir die Journalisten zur Dortmunder Straße ein, wo die
Messungen in Höhe der Hausnummer 25 durchgeführt werden.
Bereits achtmal ist es uns gelungen, vielen Menschen ins
Bewusstsein zu rufen, wie gefährlich zu schnelles Fahren eigentlich
ist. In den Gesprächen an den Kontrollstellen haben wir erfahren,
dass die meisten Autofahrer sehr wohl wissen, dass die
Geschwindigkeit über Leben oder Tod entscheidet. Darüber hinaus
wissen wir alle, dass jedes Unfallopfer für die Familie, Freunde,
Mitschüler oder Arbeitskollegen großes Leid bedeutet - oft für den
Rest des Lebens.
Auch bei diesem "Blitz-Marathon" kommt es uns wieder nicht auf die
Anzahl der Knöllchen an. Feuerwehrmann Guido Schiller und wir wollen
weniger Tote und Schwerverletzte auf den Straßen von Bochum, Herne
und Witten! Wir wollen, dass sich alle Verkehrsteilnehmer - egal ob
Fahrzeugführer oder Fußgänger - dauerhaft an die Verkehrsregeln
halten, um sich und andere zu schützen! Um das zu erreichen, sind
ständige Geschwindigkeitskontrollen einfach unerlässlich, um uns
Autofahrern die Augen zu öffnen!
Rückfragen bitte an:
Polizei Bochum
Pressestelle
Volker Schütte
Telefon: 0234-909 1023
E-Mail: pressestelle.bochum(at)polizei.nrw.de
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Datum: 19.04.2016 - 09:00 Uhr
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Bochum
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