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Bekämpfungsstrategien bei Häuslicher Gewalt durch regionale Netzwerkarbeit zeichnen sich aus (FOTO)

ID: 1932663

(ots) -
In Deutschland wird laut Terre des Femmes alle 2,5 Tage eine Frau
von ihrem Partner, Ex-Partner oder Lebensgefährten getötet. Und rund
25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren erleben laut
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mindestens
einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in einer
Partnerschaft. Grund genug für die Polizeidirektion Osnabrück und dem
Institut für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück
gemeinsam am 10. Juli eine Fachveranstaltung mit dem Titel "Häusliche
Gewalt - Zusammenhänge mit religiösen Ideologien und Extremismen" zu
veran-stalten. Über 90 Gäste nahmen an der Veranstaltung, angelehnt
an das 5. Symposium von Polizei und Universität vom Februar 2018, im
Osnabrücker Schloss teil - darunter Experten, aber auch zahlreiche
Interessierte aus der Region.

In seiner Einleitung machte Michael Maßmann, Leiter der
Polizeiinspektion Osnabrück, deut-lich, dass das Thema Häusliche
Gewalt für die Osnabrücker Polizei ein sehr wichtiges und zugleich
äußerst sensibles Thema sei und bereits seit vielen Jahren eine
besondere Stellung in der polizeilichen Arbeit in Stadt und Landkreis
Osnabrück einnehme. Polizeihauptkommissarin Monika Holtkamp von der
Polizeiinspektion Osnabrück stellte im Anschluss das seit 2011
existierende Osnabrücker Modell "Fallmanagement zur Deeskalation bei
häuslicher Gewalt und Stalking" vor. Insgesamt 19 Netzwerkpartner,
darunter Polizei, BISS Stadt und Landkreis, "FAUST",
Frauenberatungsstelle, Gleichstellungsbeauftragte Stadt und
Landkreis, usw., thematisieren in regelmäßig stattfinden
Fallkonferenzen Hochrisikofälle von häuslicher Gewalt. Ziel: Das
systematische Erkennen und Bearbeiten von Hochrisikofällen im Verbund
mit den Netzwerkpartnern. "Das Modell zeichnet sich dadurch aus, dass




regelmäßig die Fachleute aus den verschiedenen Institutionen an einem
Tisch zusammenkommen, um ge-meinsam gravierende Fälle zu erörtern",
so Holtkamp. Das Fallmanagement funktioniere in Osnabrück sehr gut.
Auch deswegen schauten viele Städte innerhalb Niedersachsens und über
die Landesgrenzen hinaus mit großem Interesse auf das "Osnabrücker
Modell".

Jasser Abou Archid, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom IIT,
erläuterte durch seine wissen-schaftlichen Expertisen und praktischen
Erfahrungen an einem konkreten Fall Häuslicher Gewalt aus Belm, wie
unterschiedlich die Motivation sein könne, warum es zur Häuslichen
Gewalt komme. Gewalt werde bei den Tätern oftmals durch die irrige
Vorstellung kulturell, traditionell oder religiös zu handeln,
begründet und gerechtfertigt. Im Belmer Fall habe er den aus
syrischen stammenden Mann, der unter anderem seine Frau wiederholt
geschlagen hatte in der Justizvollzugsanstalt in Lingen besucht, um
dessen Motivation für die Misshand-lungen seiner Frau zu hinterfragen
und zu ergründen. Dadurch, dass Abou Archid ebenfalls aus Syrien
stammt und Imam ist, gelang es ihm sehr schnell, einen Zugang zum
Täter zu finden. Durch Quellentexte aus dem Koran und durch Verse von
Gelehrten, konnte Abou Archid dem Mann muslimischen Glaubens deutlich
machen können, dass Gewalt durch nichts zu rechtfertigen ist und auch
die verschiedenen Religionen Gewalt ablehnten. Der Gerade bei den
Fällen Häuslicher Gewalt, bei denen ein Migrationshintergrund eine
Rolle spiele, kämen Jugendamt und Polizei schnell an ihre Grenzen. Es
fehle meist das kulturelle und religiöse Verständnis. Um die
richtigen Maßnahmen treffen zu können sei es wichtig, muslimische
Seelsorger, Theologen, und Wohlfahrtspflege bei der Aufarbeitung von
Fällen der Häuslichen Gewalt intensiver miteinzubeziehen.

Samy Charchira, ebenfalls vom IIT, referierte über den religiösen
Extremismus. Sein Pladoyer: "Häusliche Gewalt in extremistischen
Familienstrukturen ist vor allem eine Aufgabe der Familien- und
Jugendhilfe. Und wir brauchen bei der muslimischen Sozialen Arbeit
die glei-chen Standards." Ein erster Schritt: Am Institut für
Islamische Theo¬logie ab Wintersemester 2019 der Studiengang Soziale
Arbeit angeboten. Seit 2017 hat die Universität Osnabrück darüber
hinaus den Auftrag - gefördert durch das Bundesforschungsministerium
- einen Bachelor - und Masterstudiengang "Soziale Arbeit in der
Migrationsgesellschaft" aufzubauen. Ziel sind wissenschaftlich
qualifizierte Theologinnen und Theologen mit Kompetenzen in der
Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie Sozialarbeiterinnen und
Sozialpädagogen mit Kompetenzen in der Sozialarbeit und
Sozialpädagogik sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialpädago-gen mit
theologischer Kompetenz. Auch die Radikalisierungsprävention müsse in
diesem Zusammenhang eine größere Rolle spielen - der Übergang sei
mitunter fließend. Am Ende mache der Mix aus verschiedenen Angeboten
die Qualität der Arbeit aus, so Charchira.

In der Polizeidirektion Osnabrück kam es 2017 zu 3.137 Fällen von
Häuslicher Gewalt. 2.190 der Opfer waren weiblich, 755 männlich. 10
Jahre zuvor waren es insgesamt 2.153 Fälle - 45 Prozent weniger. In
Stadt und Landkreis Osnabrück kam es 2017 zu 1.108 Fällen. Ein
wesent-licher Grund für die Steigerung ist die intensivierte
Aufklärungsarbeit in Sachen häusliche Gewalt durch Polizei und andere
mit der Thematik befassten Institutionen, wodurch Opfern im ersten
Schritt bewusstgemacht werden soll, dass häusliche Gewalt strafbar
ist. Die Auf-hellung des Dunkelfeldes muss weiterhin ein Ziel der
(Aufklärungs-)Arbeit aller Institutionen bleiben. sprachen




Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
Telefon: 0541 - 327 1024
E-Mail: pressestelle(at)pd-os.polizei.niedersachsen.de
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Datum: 12.07.2018 - 10:08 Uhr
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