ProSOS

ProSOS - Portal fuer Sicherheit, Rettung und Schutz

 

Demente Menschen betrogen; aufmerksame Zeugin verhindert Schlimmeres und setzt Polizei auf die Spur

ID: 1955175

(ots) - "Nun unterschreibt endlich!" Dieser Satz,
energisch, laut und vor allem äußerst ungeduldig gesprochen von einem
unbekannten Mann, ließ eine Frau am Nachbartisch, aufhorchen. Die
Rede ist von einer Frau, die am Sonntagabend in den Aachener
Kurparkterrassen saß und die Polizei rief. Sie hatte in dem
Restaurant mitbekommen, wie ein Mann, den sie schön öfters in dem
Lokal gesehen hatte, zwei betagte und völlig verwirrt wirkende
Senioren energisch aufforderte, etwas zu unterschreiben.

Die Frau aus dem benachbarten Kelmis (Belgien) hatte die
Gaststätte schon oft be-sucht. Bei fast jedem ihrer Besuche traf sie
dort den alten Mann (83 Jahre) und die Frau (91 Jahre). Dabei war ihr
aufgefallen, dass beide schwer dement schienen und sich - wohl
krankheitsbedingt - kaum artikulieren konnten. Folglich konnte jetzt
etwas nicht stimmen. Unmöglich der Ton des fremden Mannes. Unmöglich,
dass beide verstehen würden, was sie da unterschreiben sollen.

Sie hatte jedenfalls den richtigen Riecher. Zwei Polizisten
tauchten nach ihrem Anruf bei der Polizei in dem Lokal auf und
sprachen zuerst mal mit der aufmerksamen Frau. Dann nahmen sie sich
den vermeintlichen Betrüger zur Brust. Konfrontiert mit der
Vermutung, dass hier eventuell etwas Unrechtes geschehe, baten sie
ihn, seine Personalien anzugeben. Der Polizeicomputer spuckte sodann
aus: Der 58-Jährige stammt aus Essen und ist polizeibekannt. Wegen
verschiedener Betrugsdelikte zum Nachteil alter Leute ist er bereits
mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten.

Seine Antworten auf nun gezielte Fragen der Polizisten, was die
alten Leute denn unterschreiben sollten, wich er aus. Was er sagte,
erschien abenteuerlich. Er gab sich als guter Bekannter der beiden
Senioren aus. So habe er erfahren, dass der 83-Jährige mehrfach
größere Summen von der Bank abgehoben habe. Auf diese Weise seien




über 30.000 Euro abhandengekommen. Er habe sich angeboten, dem
Verlust des Geldes auf die Spur zu kommen. Hierzu habe er sich vor
Wochen bereits eine Vollmacht ausstellen lassen. Den Fragen, wie er
den 83-Jährigen überhaupt kennengelernt habe, ging er aus dem Weg.
Keine schlüssigen Antworten, so die Beamten.

Die 91-Jährige indes erklärte den Beamten, dass sie den Mann gar
nicht kenne. Sie sei fast blind. Deshalb unterschreibe sie auch
nichts, was sie nicht sehe. Also habe sie auch das Blatt nicht
unterschrieben, was der Unbekannte ihr da vorgelegt habe. Mehr war
aufgrund des Gesundheitszustandes der alten Dame nicht zu erfahren.
Auch nicht, ob ihr schon Geld fehle.

Noch an Ort und Stelle ermittelten die Beamten, dass der
58-Jährige in der Aachener Innenstadt, in der Schildstraße, eine
kleine Wohnung hat. Vorher hatte er vehement bestritten, hier in der
Region eine Wohnung zu haben. So gibt es an der Haustür auch keine
Klingel, die seinen Namen trägt. Seit 2002 scheint er in dem Haus zu
wohnen. Wegen des Lügengeflechts und der sonstigen Ungereimtheiten
bekamen die Beamten einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung. Die
Wohnung besteht aus einem Raum. In dem Raum fanden die Beamten
Dokumente, Vordrucke von Vollmachten und Notizen, die darauf
schließen lassen, dass es weitere Opfer von Betrügereien gibt. Die
Polizisten stellten die Unterlagen als Beweismittel sicher. Die
Wohnung versiegelten sie. Der 58-Jährige kam wegen Fluchtgefahr und
Verdunkelungsgefahr in Haft.

Später stellte sich noch heraus, dass der 58-Jährige dem Senior
neben den 30.000 Euro noch weitere 30.000 Euro abgenommen haben muss.
Insgesamt also 60.000 Euro. Nach Angaben der Tochter des 83-Jährigen
das gesamte Ersparte für den Lebensabend. Der Tatverdächtige war
sogar so dreist, dass er vor dem Betreuungsgericht eine gesetzliche
Betreuung beantragte. Die scheiterte erst, als die Tochter des
Seniors dem Gericht ihre Generalvollmacht vorlegte. Ebenso scheiterte
eine Bankvollmacht auf sei-nen Namen. Und dennoch, das zeigt wie
hartnäckig der Mann ist, hat er vor ein paar Tagen einen neuen
Versuch gestartet, die Betreuung des alten Mannes übernehmen zu
können.

Das Betrugskommissariat der Aachener Kripo hat den Fall
übernommen. Die Ermittlungen laufen. Man darf gespannt sein, was noch
alles rauskommt. Welches Leid der Mann wem noch gebracht hat.

Ein besonderes Lob hat sich natürlich die aufmerksame Zeugin
verdient. Alles richtig gemacht. (pk)




Rückfragen bitte an:

Polizei Aachen
Pressestelle

Telefon: 0241 / 9577 - 21211
Fax: 0241 / 9577 - 21205

Original-Content von: Polizei Aachen, übermittelt durch news aktuell


Themen in diesem Fachartikel:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 14.08.2018 - 10:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1955175
Anzahl Zeichen: 0

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: POL-AC
Stadt:

Aachen



Kategorie:

Polizeimeldungen



Dieser Fachartikel wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Der Fachartikel mit dem Titel:
" Demente Menschen betrogen; aufmerksame Zeugin verhindert Schlimmeres und setzt Polizei auf die Spur"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Polizei Aachen (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

Verkehrskontrollen am Wochenende ...

Die Aachener Polizei hat am vergangenen Sonntag Verkehrskontrollen in Aachen, Eschweiler und in der Eifelregion durchgeführt. Aufgrund des mäßigen Wetters, war das Verkehrsaufkommen jedoch eher gering. Auf dem Prager Ring wurden insgesamt 3205 Fa ...

Alle Meldungen von Polizei Aachen