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"Wem Unrecht geschieht, der muss für sein Recht kämpfen!" / Interview mit der Opferschutzbeauftragten des Polizeipräsidiums Rheinpfalz

ID: 2023916

(ots) - Spärlich bekleidet und weinend rennt eine
junge Frau durch die Straßen von Ludwigshafen. Sie hat eine rote
Schwellung am Arm, in ihrem Gesicht schwillt das Auge langsam zu,
während von einem Cut an der linken Braue Blut rinnt. Sie ist
verzweifelt. Weil sie weiß, dass wenn sie jetzt nach Hause
zurückgeht, dort ihr Albtraum wartet. Ihr Mann, der sie mit einem
Rucksack voller Metallgegenstände schlägt, der ihr die Haare rasiert,
um sie zu demütigen und der nun auch keinen Halt mehr vor ihren
Kindern macht. Sie rennt durch die Straßen und findet schließlich
Schutz bei einer Unbekannten, die fragt, ob sie helfen kann und die
Polizei anruft.

Die Geschichte entspringt nicht der Fantasie eines Drehbuchautors.
Sie ist Realität. Täglich werden Frauen Opfer von Gewalt in engen
sozialen Beziehungen. 2017 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums
Rheinpfalz 2.186 Fälle Häuslicher Gewalt verzeichnet. Für 2018
zeichnen sich nach dem ersten Halbjahr ähnliche Tendenzen ab.

Welche verheerenden Auswirkungen Gewalt in engen sozialen
Beziehungen hat, weiß Elisabeth Bender. Sie ist Opferschutzbeauftrage
im Polizeipräsidium Rheinpfalz und kümmert sich um Betroffene. Im
Interview erklärt die 41-Jährige Polizeioberkommissarin aber auch,
welche Möglichkeiten die Frauen haben, und dass Gewaltsituationen
nicht ausweglos sind.

Was macht eine Opferschutzbeauftragte?

Meistens bekomme ich die Sachverhalte von meinen Kollegen der
Polizeidienststellen im Polizeipräsidium Rheinpfalz geschickt. Ich
wende mich dann an die Opfer um herauszufinden, wie ich konkret
helfen kann und an welche Stelle ich die Frauen am besten vermitteln
soll. Außerdem stehen meine Kontaktdaten auch im Internet. Das heißt,
dass auch Frauen deren Fall noch nicht bei der Polizei liegt, sich
bei mir melden können und Hilfe bekommen. Neben mir gibt es außerdem




auf jeder Polizeidienststelle in unserem Präsidium einen
Ansprechpartner für Opferschutz. Auch diese Kolleginnen und Kollegen
können jederzeit angesprochen werden und bieten Unterstützung.

Wenn ich selbst betroffen bin und merke, ich kann nicht mehr, was
wäre der beste Weg?

Es ist ganz wichtig, zunächst einmal darüber zu sprechen und
jemand ins Vertrauen zu ziehen. Egal wen. Das kann zum Beispiel die
Polizei sein. Aber zum Beispiel auch jemand von der
Interventionsstelle. Die Interventionsstelle ist eine Art Brücke ins
Hilfesystem. Sie tritt proaktiv an die Frauen heran und signalisiert
"Wir sind da!". Danach schaut sie dann, welche Organisation im
Hilfesystem genau die richtige ist, um der Frau weiterzuhelfen. Und
wir haben ein sehr großes Hilfesystem. Da sind zum Beispiel auch die
Trauma-Ambulanz, die den Frauen psychologisch beisteht oder die
psycho-soziale Prozessbegleitung, die während der Gerichtsverfahren
unterstützen kann. Darüber hinaus gibt es noch viele andere
Frauenunterstützungseinrichtungen. Nicht zuletzt können außerdem
Angehörige und Freunde eine große Hilfe sein.

Wenn ich nun erfahre, dass beispielsweise meine Schwester von ihrem
Partner misshandelt wird. Wie sollte ich mich dann verhalten?

Zunächst einmal geht es vor allem darum aufmerksam zu sein und
zuzuhören. Wenn es Hinweise darauf gibt, dass ein Angehöriger
betroffen ist, sollten diese im Vertrauen angesprochen werden. Im
nächsten Schritt können sich dann auch die Familienmitglieder an
mich, die Polizei oder an alle Frauenunterstützungseinrichtungen
wenden. Hier wird ihnen genau erklärt, welche Möglichkeiten sie haben
und wie sie ihre Angehörige am besten unterstützen können.

Welche Möglichkeiten hat denn die Polizei, um mir zu helfen, wenn ich
betroffen bin?

Seit 17 Jahren haben wir bei der Polizei einen Paradigmenwechsel.
Das heißt unser gesamtes Vorgehen richtet sich mittlerweile nur noch
gegen die Täter. Die Frauen können zum Beispiel in ihrem gewohnten
Umfeld bleiben und die Männer werden der Wohnung verwiesen und
bekommen beispielsweise ein Kontaktaufnahmeverbot durch uns. Der
Opferschutz hat bei uns eine ganz besondere Bedeutung bekommen. Die
Frauen werden schon vor Ort von den Kollegen beraten, über ihre
Möglichkeiten informiert und werden dann ans Hilfesystem
weitergereicht. Außerdem ergänzt seit zwei Jahren unser
Hochrisikomanagement diesen Prozess in der Polizei.

Hochrisikomanagement, was ist das?

Wir haben über die Jahre neue Verfahren implementiert, um Opfer
von häuslicher Gewalt besser zu schützen. Trotz aller Maßnahmen kam
es immer noch zu gravierenden Gewaltexzessen. Folge des Ganzen ist
unser Hochrisikomanagement. Das bedeutet, dass mit spezifischen
Analyse-Tools jeder Fall geprüft wird, um weitere Maßnahmen gezielt
zu ergreifen und die Gefahr somit zu reduzieren. Eine unabhängige
wissenschaftliche Studie hat gezeigt, dass dieses Vorgehen sehr
wirkungsvoll ist.

Viele Betroffenen zögern, sich Hilfe zu suchen und aus der
Gewaltspirale auszubrechen. Was sagen Sie diesen Frauen?

Ich kann jede Frau nur ermutigen, für sich selbst einzustehen. Wem
Unrecht geschieht, der muss für sein Recht kämpfen! Der muss sich
Hilfe holen. Meine klare Botschaft ist: Schütz dich! Hol dir Hilfe.
Ruf uns an! Notruf 110. Wir kommen zu dir. Wir stehen dir bei.
Niemand muss Hemmungen haben, sich an die Polizei zu wenden. Wer
Unterstützung braucht, darf sie einfordern und wird sie auch immer
von uns bekommen.

Kontakt zur Opferschutzbeauftragten:
Elisabeth Bender
Bismarckstraße 116
67059 Ludwigshafen
Tel.: 0621 - 963-1162
opferschutz.pprheinpfalz(at)polizei.rlp.de




Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Rheinpfalz
Hannah Michel
Telefon: 0621-963-1034
E-Mail: pprheinpfalz.presse(at)polizei.rlp.de
www.polizei.rlp.de/pp.rheinpfalz

Pressemeldungen der Polizei Rheinland-Pfalz sind unter Nennung der
Quelle zur Veröffentlichung frei.

Original-Content von: Polizeipräsidium Rheinpfalz, übermittelt durch news aktuell


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Datum: 23.11.2018 - 09:13 Uhr
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