Überregional tätige Wash-Wash-Betrüger nach schwerem Raub gefasst - Polizei sucht weitere Geschädigte (Dettenhausen, Lkrs. Tübingen/Holzgerlingen, Lkrs. Böblingen)
(ots) - Gemeinsame Pressemitteilung der
Staatsanwaltschaft Tübingen und des Polizeipräsidiums Reutlingen:
Dettenhausen (TÜ)/Holzgerlingen (BB): Einen außergewöhnlichen
Ermittlungserfolg verzeichnet das Kriminalkommissariat Tübingen mit
der Festnahme eines mutmaßlich überregional tätigen Betrügerpaares.
Die beiden Beschuldigten, bei denen es sich um einen 46-jährigen, aus
Kamerun stammenden, deutschen Staatsangehörigen und eine 42-jährige
Kamerunerin handelt, wurden am Dienstag in ihrer gemeinsamen Wohnung
in Holzgerlingen festgenommen. Der Mann befindet sich
zwischenzeitlich in Haft.
Der jetzigen Festnahme lag eine Straftat zugrunde, die sich in den
Abendstunden des 11. Februar 2019 in Dettenhausen zum Nachteil eines
in einer Reutlinger Kreisgemeinde ansässigen, 48-jährigen
Geschäftsmannes ereignet hatte. Ein zunächst unbekannter Mann, der
sich als afrikanischer Prinz mit dem falschen Namen Patrick Emmerson
vorstellte, hatte anscheinend bereits Anfang Februar mit dem
48-Jährigen Kontakt aufgenommen und Kaufinteresse an dessen Firma
vorgetäuscht. Bei weiteren Begegnungen sollen die Verhandlungen
konkretisiert worden sein, als Kaufpreis wurde eine sechsstellige
Summe in Aussicht gestellt.
Die Ermittler gehen davon aus, dass von Anfang an geplant war, das
Opfer mit einer Variante des sogenannten Wash-Wash-Tricks zu
betrügen. Bei diesem Trick wird den gutgläubigen Opfern von den
Betrügern äußerst fingerfertig vorgemacht, dass sie mit Hilfe
spezieller Chemikalien aus Papier Geldscheine herstellen oder Geld
auf andere wundersame Weise vermehren können. Bei einer anderen
Variante wird behauptet, man könne eingefärbte und deshalb nur
vorübergehend wertlose Scheine wieder in verkehrsfähiges Geld
verwandeln. Manchmal wird behauptet, dass zum Aktivieren der Prozedur
echtes Bargeld nötig sei. Für das Bereitstellen des Geldes wird dann
eine Art Provision versprochen.
Egal zu welcher Variante die Täter greifen, die Erwartung, auch
das eigene Barvermögen in irgendeiner Weise vermehren zu können,
weckt bei den Opfern die Bereitschaft, ihnen auch größere
Bargeldbeträge auszuhändigen. Die Sache geht aber immer gleich aus:
Das mitgebrachte Geld wird unbemerkt gegen wertloses Papier
ausgetauscht. Bis die Betrogenen dies bemerken, sind die Täter
bereits weg.
Im vorliegenden Fall trafen sich die Verhandlungspartner
vereinbarungsgemäß am Abend des 11. Februars 2019 in Dettenhausen.
Der angebliche Prinz hatte den 48-Jährigen vorab darauf hingewiesen,
dass das aus einem afrikanischen Land stammende Geld erst noch einer
chemischen Behandlung bedürfe und quasi erst "entsichert" werden
müsse, um als Kaufpreis für die Firma eingesetzt werden zu können.
Bei dem Treffen tat er so, als ob das Geld bereits erfolgreich
behandelt worden wäre und dem Geschäft nichts mehr im Wege stünde.
Als dem 48-Jährigen Zweifel an den Absichten des Anderen und an der
Echtheit des Geldes kamen, wurden im Fahrzeug des Geschäftsmannes
Scheine aus dessen Besitz mit Geldscheinen des Verdächtigen
verglichen. Kurz nachdem der Verdächtige mitbekommen hatte, dass sein
Opfer einen beträchtlichen Bargeldbetrag bei sich hatte, war im
Fahrzeug ein seltsamer, chemischer Geruch wahrnehmbar, worauf der
48-Jährige seinen Angaben zufolge das Bewusstsein verlor. Als er
wieder zu sich kam, waren der andere Mann und ein fünfstelliger
Bargeldbetrag des Opfers verschwunden. Lediglich Utensilien, die
üblicherweise bei Wash-Wash-Betrügereien zum Einsatz kommen, waren
zurückgeblieben.
Durch die Angaben des Opfers und die weiteren, umfangreichen
Ermittlungen konnten der 46-Jährige aus Holzgerlingen und seine
Lebensgefährtin als mögliche Verdächtige identifiziert werden. Als
sich der Tatverdacht weiter erhärtete, erwirkte die
Staatsanwaltschaft Tübingen einen richterlichen
Durchsuchungsbeschluss gegen das Paar, den die Ermittler am Dienstag
vollstreckten. Bei den Beschuldigten wurden unter anderem Teile der
Beute, Chemikalien und andere Beweismittel aufgefunden, die noch der
Untersuchung und Auswertung bedürfen. Beide Personen wurden vorläufig
festgenommen. Gegen den 46-jährigen Beschuldigten wird wegen des
Verdachts des schweren Raubes und des Betruges ermittelt. Er wurde
auf Antrag der Staatsanwaltschaft Tübingen noch am Dienstag dem
Haftrichter beim Amtsgericht Tübingen vorgeführt, der den
Beschuldigten in Untersuchungshaft nahm. Seine Lebensgefährtin, die
der Beihilfe zu den Delikten beschuldigt wird, befindet sich derzeit
auf freiem Fuß.
Die Ermittlungen des Kriminalkommissariats Tübingen dauern noch
an. Es ist anzunehmen, dass noch weitere, bislang unbekannte Personen
von den Tatverdächtigen entweder betrogen oder, wie der 48-Jährige,
beraubt wurden, aber eventuell aus Scham noch keine Anzeige erstattet
haben. Mögliche Geschädigte, die Opfer solcher Straftaten oder
Versuche wurden, werden gebeten, sich unter 07071/972-8660 oder bei
der für Ihren Wohnort zuständigen Polizeidienststelle zu melden. (ak)
Rückfragen bitte an:
Andrea Kopp (ak), Tel. 07121/942-1101
Polizeipräsidium Reutlingen
Telefon: 07121 942-0
E-Mail: reutlingen.pp.pressestelle(at)polizei.bwl.de
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Datum: 28.02.2019 - 13:25 Uhr
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