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Moderne Fährtenleser: Wie Kriminaltechniker Schuhspuren entschlüsseln/Mit rund 28.000 Schuhmodellen verfügt das LKA über eine der bundesweit größten Referenzmuster-Datenbanken

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(ots) - Schuhspuren sind für die Aufklärung von Straftaten
enorm wichtig, sind sie doch oftmals der einzige Beweis dafür, dass
zumindest der Schuh eines Verdächtigen am Tatort war. Der deutlich
sichtbare und vollständige Abdruck im Blumenbeet ist allerdings eher
die Seltenheit. Oft sind es nur Fragmente mit Kringeln, Quadraten
oder Zickzacklinien, hinterlassen auf Böden unterschiedlichster
Beschaffenheit und durch häufiges Tragen abgenutzt. Dann ist der
Sachverstand der Spurensicherer am Tatort und der Experten des
Kriminaltechnischen Instituts (KTI) im Landeskriminalamt
Schleswig-Holstein gefragt. Für den Sohlenvergleich greifen diese
seit kurzem auf eine neue, deutlich erweiterte Referenzdatenbank
zurück. Die vom KTI erworbene Datenbank ist mit rund 28.000
Schuhmodellen eine der bundesweit größten Sammlungen dieser Art. Sie
wird vom LKA Niedersachsen, das die Datenbank ebenfalls nutzt,
ständig erweitert.

Es gibt verschiedene Methoden, Schuhspuren zu sichern - vom
Folienabzug über Abformung bis hin zur Fotografie. Da die späteren
Untersuchungsergebnisse abhängig sind von der Qualität und Quantität
der Spuren, ist eine professionelle Sicherung besonders wichtig. In
Schleswig-Holstein landen anschließend viele dieser gesicherten
Spuren bei den Kriminaltechnikern des LKA 422. Pro Jahr bearbeiten
sie zwischen 1200 und 1500 Untersuchungsanträge mit bis zu 4500
Asservaten. Etwa drei Viertel davon sind Schuhspuren. Die restlichen
Asservate sind in der Regel Schuhe, die bei tatverdächtigen Personen
sichergestellt wurden und zu Vergleichsuntersuchungen ins LKA
geschickt werden.

Die Sachverständigen vergleichen zunächst die Musterelemente der
am Tatort gesicherten Schuhspuren mit der Referenzmustersammlung,
indem sie verschiedene wählbare Grundmuster und eventuelle
Besonderheiten eingeben - eine kniffelige Detailarbeit, für die sie




die Sohle richtig "lesen" müssen. Es gilt, Marke, Modell oder
Plagiate zu identifizieren. Die Fotos in der Datenbank zeigen jeweils
eine Abbildung der Sohle und des kompletten Schuhs. Vom Laufschuh
über Gummistiefel bis zum Arbeitsschuh ist alles dabei - 28.000
handelsübliche Schuhmodelle.

Gibt es einen Treffer, also ein passendes Referenzmuster,
informieren die Schuhspur-Forensiker die Dienstelle, die den Fall
bearbeitet. Sie erstellen außerdem eine Tatortliste, die alle Tatorte
in Schleswig-Holstein auflistet, an denen das gleiche Grundmuster
gesichert worden ist. Im Idealfall finden sie sogar Besonderheiten,
die nur zum Schuh des Täters passen. Und auch bei Durchsuchungen kann
das Referenzmuster hilfreich sein, indem es die Ermittler vor Ort auf
die richtige Fährte führt - wie zum Beispiel 2013 bei der Aufklärung
eines Mordes an einem älteren Herrn.

Der Täter hatte das Opfer, einen Pflegefall, in dessen Wohnung
getötet und anschließend den Leichnam vom Tatort entfernt und am
Kanal abgelegt. Dort wurde der Leichnam erst Tage später zufällig
gefunden. Der Täter hatte den Tatort gründlich gereinigt, aber nicht
gründlich genug: Mit besonderen Chemikalien konnten durch die
Kriminaltechniker Blutspurenreste sichtbar gemacht werden. In einer
dieser Blutspuren waren besondere Fragmente eines Schuhabdruckes
erkennbar. Diese besonderen Fragmente konnten schnell einem
Referenzmuster zugeordnet werden. Es handelte sich dabei um einen
seltenen und nicht häufig verkauften Schuh. Die Mordkommission
ermittelte anschließend, dass der Lebensgefährte der Pflegekraft im
Besitz solcher Schuhe war. Am Ende führte die Schuhspur auf die
entscheidende Fährte zur Aufklärung der Tat.




Rückfragen bitte an:

Landeskriminalamt Schleswig-Holstein
Carola Jeschke
Telefon: 0431/160-4006
E-Mail: Presse.Kiel.LKA(at)Polizei.LandSH.de

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Datum: 07.08.2019 - 09:32 Uhr
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