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Ulm - Rauschgift ist Gift / Warum geht die Polizei so massiv gegen Drogenkonsum vor?

ID: 2201715

(ots) - Geldstrafen und die Entziehung der Fahrerlaubnis
drohen Rauschgiftkonsumenten. Das soll abschrecken, in eine
Rauschgiftkarriere einzusteigen. Doch der Polizei sei die Vorbeugung
mindestens genauso wichtig, berichtet jetzt das Polizeipräsidium Ulm.
Gerade der Einstieg von jungen Menschen in den Rauschgiftkonsum müsse
frühzeitig verhindert werden. Dabei gehe es auch um die Gesundheit
der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden. Die aktuell eher
verharmlosende Diskussion über Rauschgifte lasse die Hemmschwelle zum
Einstieg sinken, so die Polizei. Doch sei der Konsum so genannter
weicher Drogen wie Haschisch und Marihuana gleichermaßen mit
gesundheitlichen Folgen verbunden. Auch sie hätten massive
Auswirkungen auf Körper und Geist zur Folge, bekräftigt die Polizei.
Je jünger die Konsumenten und je exzessiver und unkontrollierter der
Konsum, umso gravierender seien die Auswirkungen.

17 Kilogramm Marihuana und fast 200 Ecstasy-Tabletten haben
Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt beschlagnahmt, dazu zig-tausende
Euro mutmaßliches Dealergeld, Waffen und gefährliche Gegenstände (wir
berichteten: ...) Der Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität ist
einer der Handlungsschwerpunkte der Polizei. Sie weiß, dass relativ
viel Rauschgift im Umlauf und dieses nahezu überall verfügbar ist.
"Junge Menschen haben heute einen relativ leichten Zugang zu den so
genannten Einstiegsdrogen, insbesondere zu Cannabis", sagt der Leiter
der Inspektion für Organisierte Kriminalität und
Rauschgiftkriminalität im Polizeipräsidium Ulm, Kriminaldirektor
Thomas Friedrich. In der öffentlichen Diskussion werde Cannabiskonsum
oft verharmlost. Zu Unrecht, meint Friedrich und verweist nicht nur
auf die steigende Zahl von Verkehrsunfällen unter Drogeneinfluss. Die
Polizei intensiviere ihre Kontrollen und Maßnahmen insbesondere, um




die Menschen zu schützen. Auch die Konsumenten. Friedrich schildert
die Geschichte eines jungen Mannes, die er selbst verfolgte und die
kein Einzelfall ist: Er nennt den Jugendlichen "Tim", freilich heißt
er in Wirklichkeit anders. Tim stammt aus gut bürgerlichem Haus,
wächst behütet auf und besucht die 9. Klasse. Er steht kurz vor der
Entscheidung, wie es in seinem Leben mit Schule, vielleicht Studium,
oder Beruf weitergeht. In dieser Phase gerät Tim über seine Freunde
an Marihuana. Das wirkt auf ihn interessant und cool, auch schon
deshalb, weil es verboten ist. Doch schon bald gewöhnt er sich an die
Wirkung und fühlt ein Verlangen, auch nur um die gefühlt weniger
coole Schule und die Regeln des Elternhauses auszublenden. Die Noten
in der Schule werden schlechter, weil er dem Unterricht nicht mehr
wie früher folgen kann. Fehltage stellen sich ein und werden
häufiger, auch ohne Wissen der Eltern. Die 100 Euro Taschengeld im
Monat reichten bisher locker für Kino, Döner und Ausflüge in die
Stadt. Aber jetzt muss er von dem Geld immer mehr seinem Kumpel
geben. Der finanziert seit einem Jahr seine Sucht durch den Verkauf
von Drogen. Tims Taschengeld ist deshalb schon am 10. des Monats
aufgebraucht. Er bedient sich erst im Geldbeutel der Mutter, dann
beginnt er, im Drogeriemarkt Parfüm zu stehlen. Das verkauft er für
wenig Geld weiter, um wieder liquide zu sein. Als die Eltern vom
Rektor erfahren, dass Tim immer häufiger in der Schule fehlt, hat der
längst den "Bock auf Schule" verloren. Wofür Schule, wofür ein
Abschluss? Jobben kann man auch so, denkt sich Tim. Seine Mutter
findet ein Plastiktütchen mit Rauschgift im Nachtkästchen des Jungen,
doch der schwört, das Tütchen nur für einen Freund aufbewahrt zu
haben. Sein Mofa, das er vom Konfi-Geld gekauft hat, habe er auch nur
einem Freund geliehen, behauptet Tim. Dabei hat er es längst weiter
verkauft. Und dass er ab jetzt etwas verwahrlost herumläuft ist
einfach sein persönlicher "Style". In dieser Phase gerät Tim in eine
Polizeikontrolle. Die Beamten finden drei Gramm Marihuana. Zusammen
mit dem Vater muss Tim zur Vernehmung zur Polizei. Doch das sei alles
halb so schlimm, behauptet Tim. "Die Bullen können mir eh nichts",
sagt er und von den Freunden habe er erfahren, dass beim ersten Mal
sowieso nichts passiert. Tims Eltern fühlen sich hilflos. Hausarrest
und nächtliches Ausgangsverbot ignoriert Tim. Über den Balkon
klettert er nachts raus. Die Freunde sind ihm eh wichtiger als die
Eltern. Sein Taschengeld bessert er längst mit kleinen Verkäufen von
Rauschgift auf. Das machen die anderen ja auch. Das drängende Angebot
der Eltern, ihn zum Arzt oder zur Drogenberatung zu begleiten und
sich mit ihm nach einer Anstellung im Betrieb eines Freundes zu
schauen, lehnt er als lächerlich ab.

Wenige Tage später erwischt ihn die Polizei bei einem kleinen
Drogengeschäft. Er ist jetzt in den Augen der Ermittler bereits
Rauschgifthändler. Doch das macht ihm längst nichts mehr aus. Erst
nach wenigen Wochen gehen ihm die Augen auf. Der Jugendrichter
verpflichtet ihn zum Gang zur Drogenberatung. In einem Pflegeheim am
Ort muss Tim 50 Sozialstunden leisten. Er erkennt, dass es schwierig
sein wird, dem bisherigen Freundeskreis und dem Rauschgift zu
entkommen. Um eine Ausbildung zu bekommen, muss er wieder an eine
Schule. Der Neustart dort wird schwierig. Das Vertrauen seiner Eltern
hat Tim schwer beschädigt. Seine früheren Freunde aus Fußballverein
und Jugendfeuerwehr haben sich längst von ihm abgewandt. Tim braucht
dringend Hilfe von außen auf diesem schwierigen Weg zurück in ein
geordnetes Leben.

Wie gesagt: Für die Polizei ist diese Biografie kein Einzelfall.
Und sie ist real. "Auch deshalb, und besonders deshalb, haben wir uns
die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität auf die Fahnen
geschrieben", sagt Friedrich. "Wir tun das mit allen uns zur
Verfügung stehenden Kolleginnen und Kollegen. Und das ist es uns
wert", so Friedrich weiter. Es lohne sich für die jungen Menschen und
deren Gesundheit, für ihre Zukunft, für ihre Eltern und Familien und
für die ganze Gesellschaft, bekräftigt Friedrich. Deshalb sei es sein
Wunsch und sicher der aller Polizeibeamtinnen und -beamten, dass alle
genauer hinschauen. "Eltern, Lehrer, die Verantwortlichen in den
Vereinen, die wahren Freunde, alle müssen erkannte Feststellungen
ansprechen, sie müssen sich austauschen und auch Hilfe von außen
holen. Auch von der Polizei. Das ist allemal besser, als den Dingen
ihren Lauf zu lassen und junge Menschen wie Tim abstürzen zu lassen.
Sie können nur sehr mühsam wieder aufstehen", hofft Friedrich auf die
Unterstützung im Umfeld der Betroffenen. Die Polizei sehe sich nicht
nur als Strafverfolgungsbehörde sondern in erster Linie auch als
Helfer, als Fachkraft in diesem Thema. "Die Jugendsachbearbeiter auf
den Polizeirevieren, den Polizeiposten und bei der Kriminalpolizei
sind sehr erfahren in diesen Dingen und sind in die Netzwerke
eingebunden, um schnell Hilfe zu organisieren.

Info: Die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte in der Region
ist 2018 im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. Ihre Zahl stieg
um fast ein Viertel auf jetzt 2.683 Fälle (+517 Fälle, +24 Prozent).
Das bedeute nicht zwingend, dass tatsächlich mehr Straftaten begangen
würden. Vielmehr decke die Polizei durch ihre intensiveren
Ermittlungen in der Drogenkriminalität mehr Delikte auf. Die Zahl der
Drogenunfälle bewegte sich 2018 zwar auf niedrigem Niveau, steige
aber tendenziell an. 37 Drogenunfälle registrierte die Polizei im
Jahr 2018, den höchsten Wert im 10-Jahres-Vergleich. Das
Polizeipräsidium Ulm intensivierte seine Maßnahmen gegen Drogen im
Straßenverkehr. Rauschgiftkonsum habe viele sozialschädliche
Begleiterscheinungen: Neben den Risiken für die Gesundheit, der
Beschaffungs- und Begleitkriminalität und Gewalt seien dies auch die
Gefahren im Straßenverkehr durch berauschte Fahrer. "Illegale Drogen
sind für den Einzelnen und für die Gesellschaft gefährlich. Wir
werden alles Mögliche tun, um gegen diese Form von Kriminalität
vorzugehen", sagte die Polizei schon zu Jahresbeginn verwies dabei
auf die für den Landkreis Göppingen neu eingerichtete
Rauschgiftermittlungsgruppe. Solche Bekämpfungsansätze seien in den
anderen Landkreisen sehr erfolgreich. Gleichzeitig schule die Polizei
ihre Beschäftigten, beispielsweise des Streifendienstes, intensiv in
der Erkennung von Drogenkonsum. Damit wolle sie noch mehr Konsumenten
und vor allem die Begehung von Handelsdelikten erkennen. Durch die
intensive Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität sollen Impulse für
die Konsumenten gesetzt werden, den Weg aus dem Kreislauf der Sucht
zu finden. Damit wird deutlich, dass bei diesem Deliktsfeld letztlich
polizeiübergreifend vorzugehen ist.

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Wolfgang Jürgens, Tel. 0731/188-1111




Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Ulm
Telefon: 0731 188-0
E-Mail: ulm.pp(at)polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/

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Datum: 04.09.2019 - 16:02 Uhr
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