Schutzmänner für I-Dötze -
30 Polizisten sorgen für sichere Schulwege
(ots) -
(mb) Sicher ist der erste Schultag am kommenden Dienstag für 3.060
Erstklässler im Kreis Paderborn ein aufregender und spannender Tag.
Sicher ist auch, dass sich 30 Bezirksbeamte der Kreispolizeibehörde
nicht nur zur Einschulung um die Sicherheit der I-Dötze auf ihren
Schulwegen sorgen.
Überzeugt vom Erfolg der kontinuierlichen Schulwegsicherung ist
Landrat Manfred Müller. Müller: "Kinder lernen vor allem durch
Nachahmung. Wir Erwachsenen müssen jede Chance nutzen, um den Kleinen
das Hineinwachsen in den Straßenverkehr zu erleichtern und müssen mit
gutem Beispiel vorangehen. Unsere ortskundigen und erfahrenen
Polizisten sind Schultag für Schultag an den Grundschulen im
Kreisgebiet im Einsatz, um die Kinder auf die Verkehrsgefahren
hinzuweisen und sie greifen ein, um schlimme Unfälle zu verhindern."
Was vielleicht wie alltägliche Polizeiroutine klingt, ist - gerade
weil es um kleine Kinder geht - nie vorhersehbar und erfordert von
den Bezirksbeamten fortwährende Wachsamkeit. Auch in diesem Jahr
erhalten die Schutzmänner vor Ort gerade zum Schulbeginn wertvolle
Unterstützung von den sechs Verkehrssicherheitsberatern der
Paderborner Polizei.
Den meisten I-Dötzen ist "ihr" Bezirkspolizist aus dem
Kindergarten bekannt. Bereits im Vorschulalter gehen die Polizisten
auf die Kinder zu und unterstützen die Verkehrserziehungsarbeit der
Erzieherinnen. Noch spielerisch werden die Mädchen und Jungen in den
KiTas an eine sichere Verkehrsteilnahme herangeführt.
In Rollenspielen hat Polizeihauptkommissar Wolfgang Sagemüller vom
Bezirksdienst Lichtenau "seine" Kindergartenkinder an die Hand
genommen. Sagemüller: "Die Kinder wissen schon recht viel über
richtiges Verhalten im Straßenverkehr und sie lernen schnell dazu,
insbesondere dann, wenn sie das gewünschte Verhalten 'abgucken'
können." Das übt der Polizist mit den Jungen und Mädchen zunächst im
Kindergarten und dann auf der Straße. Sie prägen sich die Übungen ein
und erkennen falsches Verhalten sofort. So bekommt Sagemüller
riesigen Protest aus der Kinderschar, wenn er mal als "Hans guck in
die Luft" über die Straße gehen will. "Du musst erst links und dann
rechts gucken und dann darfst du gehen", kommt es von den Kindern
fast aus einem Mund.
Der Bezirksbeamte betont in seinen Gesprächen mit den Eltern: "Üben
Sie mit ihren Kindern den Schulweg. Achten Sie darauf, dass Sie sich
an Gefahrenstellen 'klein' machen. Beobachten Sie den Verkehr aus der
Augenhöhe Ihrer Kinder und erklären Sie aus dieser Position, denn nur
so erkennen auch Sie die jeweilige Situation wie Ihr Kind sie
tatsächlich sieht."
Dem vorbildlichen Verhalten nicht nur der Eltern, sondern aller
Erwachsenen, kommt eine wichtige Bedeutung zu. Deswegen appelliert
die Polizei jetzt an alle Verkehrteilnehmer, sich besonders in
Schulnähe - und nicht nur da - an die Verkehrsregeln zu halten, um
den neuen Schulkindern den sicheren Start zu erleichtern.
Schon vor den Sommerferien haben die Bezirksbeamten an sämtlichen
Grundschulen im Kreisgebiet eine Elternbroschüre der Polizei mit
Informationen zur Verkehrssicherheit zum Schulbeginn für die über
3000 Erstklässler verteilt.
Ein Dorn im Auge ist für fast jeden Bezirksbeamten der
allmorgendliche "Schülerbringverkehr". Der in Schloß Neuhaus
eingesetzte Bezirksbeamte, Polizeihauptkommissar Wolfgang Mühlhausen,
findet deutliche Worte: "Die Halte- und Parksituation durch Eltern,
die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, ist ein wesentlicher
Störfaktor, der an den Grundschulen immer wieder zu gefährlichen
Situationen führt, denn einen 'Drive in' - Schalter zum gefahrlosen
Abgeben der Schülerinnen und Schüler gibt es nicht." Falls es sich
nicht vermeiden lässt, die Kinder mit dem Auto zu bringen, sollte die
Schule mit Rücksicht auf alle anderen Kinder nicht direkt angefahren
werden, rät Mühlhausen. Sein Tipp, der die Situation vor den Schulen
entspannen würde: Etwas abseits in einer Nebenstraße oder auf einem
Parkplatz parken und die Kinder die letzten Meter zu Fuß begleiten.
Kein Pardon zeigen Mühlhausen und seine Kollegen im Kreisgebiet,
wenn die Kinder in den Fahrzeugen nicht richtig gesichert sind. Wenn
der Gurt nicht angelegt ist oder der falsche Kindersitz benutzt wird,
verhängen die Freunde und Helfer konsequent Verwarnungsgelder oder
leiten Bußgeldverfahren ein. Bis zu 50 Euro kann ein solcher Verstoß
kosten. Für Erstklässler passen Sitze der ECE-Gruppe II (15 bis 25 kg
Körpergewicht, ca. 3,5 bis ca. 7 Jahre) und die sind schon für unter
50 Euro zu haben.
Genauso konsequent gehen die Bezirksbeamten mit Rasern im Bereich
von Schulen um. "Vor den meisten Grundschulen gilt zu recht eine
Geschwindigkeitsbegrenzung, meistens auf 30 km/h", erläutert
Polizeihauptkommissar Andreas Borghoff aus Büren. Wie seine Kollegen
in den anderen Kommunen des Kreisgebiets setzt der Bezirksbeamte im
Rahmen der Schulwegsicherung nicht nur auf Prävention, sondern rückt
den Geschwindigkeitssündern mit der Laserpistole aufs Gaspedal.
Andreas Borghoff: "Es ist mehr als verwunderlich. Manchmal sind sogar
Eltern zu schnell, die ihre eigenen Kinder zur Schule bringen." In
einer 30er Zone wird bis 20 km/h Überschreitung ein Verwarnungsgeld
fällig (bis 35 Euro) und ab gefahrenen 51 km/h ein teureres
Bußgeldverfahren eingeleitet. Ab 61 km/h ist der Führerschein für
mindestens einen Monat weg, plus 160 Euro Bußgeld und Punkte. Bei
höheren Geschwindigkeiten kann das Bußgeld bis 680 Euro betragen und
der Führerschein für drei Monate entzogen werden.
Apropos "Schülerbringverkehr": In Sachen Verkehrssicherheit für
Kinder arbeiten die Bezirksbeamten eng mit den sechs
Verkehrssicherheitsberatern der Kreispolizeibehörde zusammen, um
besondere Projekte der Verkehrssicherheitsarbeit zu unterstützen oder
bei ortsbezogenen Verkehrsproblemen mögliche Lösungen zu erarbeiten.
So sind die Polizisten seit 2006 aktiv, um das in Paderborn
entstandene rojekt "Walkingbus" (gehender Bus) fortzuführen. Der
"Bus" fährt auch nicht wirklich, sondern die Kinder spielen Bus mit
Haltestellen, festen Routen und Fahrzeiten und werden dabei von
Eltern begleitet.
Verkehrssicherheitsberater Reinhard Graumann: "Wissenschaftliche
Untersuchungen der Uni Paderborn gehen davon aus, dass körperlich
aktive Kinder auch körperlich aktive Erwachsene werden. Schon 15
Minuten Fußweg zur Schule und von der Schule wieder nach Hause tragen
in etwa zur Hälfte der für Kinder empfohlenen Menge an täglicher
körperlicher Aktivität bei. Im Unterricht sind Kinder, die selbst zur
Schule gehen, ausgeglichener und aufmerksamer."
Im letzten Schuljahr lief der "Walkingbus" an 28 Schulen im
Kreisgebiet mit insgesamt 55 Buslinien!
Weitere Projekte zielen ebenfalls auf "bewegliche" Kinder ab. So sind
im Südkreis an vielen Grundschulen so genannte Schulwegpläne erstellt
worden, auf denen die besonderen Gefahrenpunkte der Schulwege mit
entsprechenden Verhaltensregeln aufgearbeitet sind. In Planung sind
neue Schulwegpläne im Raum Delbrück.
"Gelbe Füße" heißt ein anderes Konzept, das Kinder auf örtliche
Gefahrenpunkte im Straßenverkehr aufmerksam macht: An den
Gefahrenstellen markieren gelbe Fußabdrücke den sichersten Weg über
die Straße. In Wewelsburg und Bad Wünnenberg folgen viele Kinder
schon diesen deutlichen Hinweisen. Jetzt kommen weitere "Füße" in
Scharmede und Ostenland dazu.
Jeder Bezirksbeamte ist in seinem Einsatzgebiet Ansprechpartner
für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Einteilung der Bezirke und die
Erreichbarkeit des zuständigen Beamten sind im Internet auf
www.polizei-paderborn.de eingestellt oder über die Polizeizentrale
05251/3060 zu erfragen. Auch die Verkehrssicherheitsberater der
Kreispolizeibehörde sind unter dieser Telefonnummer erreichbar und
stehen für Fragen zum Thema Verkehrssicherheit zur Verfügung.
Unfallstatistik:
Im Jahr 2009 zählte die Unfallstatistik für den Kreis Paderborn 1466
Verunglückte (1065 Leichtverletzte, 379 Schwerverletzte, 22 Tote). 72
Verunglückte waren aktiv am Verkehr teilnehmende Kinder unter 15
Jahren. 23 dieser Kinder sind auf dem Schulweg verletzt worden,
dabei verlor ein Kind sein Leben. Die Verunglücktenzahl von 72
Kindern ist die niedrigste Rate seit 1999. Vor zehn Jahren wurden 117
verunglückte Kinder registriert.
Fotos (mb):
Bild 1:
Kastida, Jana und Nele (v.l., alle 6 Jahre alt) haben ihre Ranzen für
kommenden Dienstag schon gepackt. Polizeihauptkommissar Wolfgang
Mühlhausen sorgt in Schloß Neuhaus mit seinen Kollegen für einen
sicheren Schulweg der Mädchen.
Bild 2:
Vooorsicht! Polizeihauptkommissar Wolfgang Sagemüller ist auf
"Augenhöhe" mit Luisa, Malina, Kevin, Amelie, Sandra, Lena und Emily.
Begleitet von Kindergartenleiterin Annette Mersch erklärt der
Lichtenauer Bezirksbeamte den Kinder, worauf sie an der
Fußgängerampel achten sollen. Ihren eigenen Schulweg werden die
Mädchen und Jungen erst im nächsten Jahr antreten. Bis dahin heißt
es: Üben!
Bild 3:
So ist Verkehrssicherheitsberater Reinhard Schnitz zufrieden: Lia
(6) sitzt sicher im passenden Kindersitz
Bild 4:
(Fotomontage) Üben auf Augenhöhe! Das rät Polizeihauptkommissar
Wolfgang Sagemüller allen Eltern, die den selbständigen Schulweg mit
ihren Kindern üben wollen.
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Datum: 26.08.2010 - 12:06 Uhr
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