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Gemeinsame Pressemitteilung des Universitätsklinikums Münster (UKM), des Polizeipräsidiums Münster und der Unfallforschung der Versicherer (UDV)

ID: 267300

(ots) - Zahl der Fahrradunfälle in Münster liegt dreimal
höher als bislang vermutet
UKM-Studie führt Daten der Polizei und der Krankenhäuser erstmals
zusammen / 20- bis 29-Jährige sind am häufigsten betroffen

Münster (ukm/dre). Die Zahl der Fahrradunfälle in Münster liegt
mindestens dreimal höher als bislang angenommen: 2.250 Fahrradunfälle
verzeichnet eine erstmals in dieser Form durchgeführte Fahrradstudie.
Polizeilich erfasst wurden davon 723 Unfälle. Über einen Zeitraum von
zwölf Monaten wurden von der Polizei und den Krankenhäusern in
Münster alle Daten gemeinsam zusammengetragen und im
Universitätsklinikum Münster (UKM) ausgewertet. Am häufigsten
betroffen ist die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen. Drei Radfahrer sind
während des Untersuchungszeitraumes an den Unfallfolgen verstorben.

Die am Donnerstag (30. September) in Münster vorgestellte Studie
hat erstmalig in dieser Form systematisch das Unfallgeschehen und die
gesundheitlichen Folgen bei Fahrradunfällen in einer deutschen
Großstadt untersucht. Sie wurde initiiert von der Klinik für Unfall-,
Hand-, und Wiederherstellungschirurgie des Universitäts-klinikums
Münster (UKM), der Polizei der Stadt Münster und der Unfallforschung
der Versicherer (UDV) in Berlin.
Die Datenerfassung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem
Clemens-Hospital, dem St. Franziskus-Hospital, der Raphaelsklinik,
dem Evangelischen Krankenhaus und dem Herz-Jesu Krankenhaus Hiltrup.
Erfasst wurden Unfälle mit Personenschaden im Zeitraum vom 1. Februar
2009 bis zum 31. Januar 2010.

"Jeden Tag sechs Fahrradunfälle mit Personenschaden"
Zwar hatten die Studieninitiatoren mit einer höheren Unfallzahl als
bisher bekannt gerechnet, diese Höhe hatten sie allerdings nicht
erwartet. "Jährlich 2.250 Fahrradunfälle mit Personenschaden
bedeuten: Es gibt jeden Tag sechs Fahrradunfälle in Münster, bei




denen sich Menschen verletzen. Jeder zehnte Patient musste sogar
stationär in einem Krankenhaus in Münster versorgt werden", betont
Prof. Dr. Michael Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand-,
und Wieder-herstellungschirurgie des UKM. Untersucht wurden auch die
Verletzungsmuster: Jeder vierte Radfahrer (25,7 Prozent) erlitt eine
Kopfverletzung. Die meisten Radfahrer, rund zwei Drittel, erlitten
Verletzungen an den Beinen oder Armen. Der Anteil der Knochenbrüche
lag bei insgesamt 17,8 Prozent.
Lediglich bei 6,4 Prozent der erfassten Patienten wurde das Tragen
eines Helmes dokumentiert. "Autofahrer sind mittlerweile gut
gesichert. Den Radfahrern fehlt aber jegliche Knautschzone oder
Airbag. Und auch in einer Fahrradstadt wie Münster hat sich der Helm
als Schutzmaßnahme noch nicht durchgesetzt", so Prof. Raschke.

In die Studie flossen von Beginn an anonymisierte Angaben aus drei
verschiedenen Quellen ein: Daten der Polizei, Daten der aufnehmenden
Krankenhäuser in Münster und freiwillige Angaben der Patienten
(Fragebogen). Nicht erfasst wurden die Daten von Patienten, die sich
bei niedergelassenen Medizinern behandeln ließen.

Ein wesentliches Ziel der Studie war es, neben der Aufhellung des
Dunkelfeldes, auch exaktere Kenntnisse über die Zielgruppen der
Präventionsarbeit zu erhalten. "Die 20- bis 29-Jährigen machen mit
27,4 Prozent die größte Gruppe aus. Blickt man zudem auf die Unfälle,
die an den Wochenendnächten passieren, liegt der Anteil dieser Gruppe
noch höher. Speziell Alkohol spielt hier sicherlich eine große Rolle,
denn Fahrradstürze ohne äußere Einwirkung ereignen sich nachts
deutlich häufiger als tagsüber. Das Fahrrad ist nach einer
durchzechten Partynacht kein sicheres Verkehrsmittel", betont der
Leitende Polizeidirektor Udo Weiss, Leiter der Verkehrsdirektion im
Münsteraner Polizeipräsidium. Diese mangelnde Normenakzeptanz bei
einem Teil der Radfahrer solle nun z.B. durch verstärkte
Alkoholkontrollen und Aufklärung begegnet werden, so Weiss. Auch das
Fahren entgegengesetzt zur Fahrtrichtung, ob erlaubt oder nicht,
stellt sich als Problem dar.

Zusätzlich zeichnet sich aber auch eine ganz andere Personengruppe
ab, die hauptsächlich tagsüber in die Pedalen tritt und die immer
stärker in das Blickfeld der polizeilichen Präventionsarbeit rückt.
Udo Weiss: "Bei 15 Prozent der nun erfassten Unfälle waren die
Radfahrer über 60 Jahre alt. Diese Gruppe wird sicher weiter
wachsen." Zudem bestätigte die Studie bereits bekannte lokale
Unfallschwerpunkte: So kommt es z.B. auf der Promenade vermehrt zu
Kollisionen mit anderen Radfahrern, auf viel befahrenen Straßen
dagegen überwiegen Kollisionen mit anderen Fahrzeugen.

Von besonderem Interesse war für die Projektpartner auch die Suche
nach den Unfallursachen. Dabei gibt das Verhalten der Autofahrer ein
ähnliches Bild ab wie das der Radfahrer. Die Hauptfehler der
Pkw-Benutzer bei den erfassten Unfällen sind die Nichtbeachtung der
Vorfahrt (in 34 % der Fälle), Fehler beim Abbiegen (28%), sowie
Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr (10%). Radfahrer
verursachten die Unfälle, an denen sie die Hauptschuld tragen, durch
Fahrfehler (19%), durch die Nichtbeachtung der Vorfahrt (18%), durch
ungenügenden Abstand (15%) und durch Alkoholeinfluss (12%).
Erstaunlich ist, dass in Münster ein Drittel aller Unfälle mit
Personenschaden an Ampeln, die ja eigentlich für mehr Sicherheit
sorgen sollen, passieren. Die Projektpartner werden nun zusammen mit
der Stadt Münster Konzepte erarbeiten, um die Verkehrssicherheit für
Radfahrer in Münster weiter zu verbessern.

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer
(UDV): "Autofahrer und Fahrradfahrer müssen in Münster ein anderes
Miteinander einüben, vielen Radlern ist nicht bewusst, dass sie im
Falle eines Unfalles immer die schlechteren Karten besitzen.
Verbesserungen in der Infrastruktur, wie z.B. die breitere
Dimensionierung von Radwegen, sind notwendig, aber nicht immer sofort
umzusetzen. Verbesserungen im eigenen Verhalten können aber sofort
beginnen."

Keinesfalls solle die Studie vom Radfahren abschrecken, ganz im
Gegenteil. Prof. Raschke: "Wir wollten Risikofaktoren aufzeigen und
bisherige Vermutungen wissenschaftlich absichern oder widerlegen. Das
ist uns gemeinsam mit allen Partnern erstmals gelungen. Und mit den
Daten der Studie haben wir nun auch eine große und gesicherte Basis,
um die Effektivität und Effizienz zukünftiger Präventionsmaßnahmen zu
erforschen."

Das betont auch Stadtdirektor Hartwig Schultheiß: "Diese Studie
ist ein weiterer wichtiger Baustein, um die Verkehrssicherheit in
Münster zu verbessern. Nun ist es unsere gemeinsame Aufgabe, aus den
Ergebnissen zusätzliche nachhaltige Maßnahmen zu entwickeln." Dabei
muss auch berücksichtigt werden: Das Fahrrad ist in Münster das am
häufigsten genutzte Verkehrsmittel, sein Anteil liegt bei fast 38
Prozent. Auch daher weisen alle Projektpartner auf die Notwendigkeit
hin, weitere Maßnahmen zur Minimierung des Unfallrisikos zu ergreifen
- und das gelte natürlich auch für jeden einzelnen
Verkehrsteilnehmer.

Hintergrund: Radverkehr in Münster

- Radverkehrsanteil: 37,6 Prozent, Verkehrsanteil der KFZ: 36,4
Prozent
- Länge der Radwege in Münster: 457 Kilometer
- Es gibt ca. 400.000 bis 500.000 Räder in Münsters Haushalten und
damit wesentlich mehr Räder als Einwohner (ca. 280.000). Nur vier
Prozent der Haushalte in Münster kommen ohne Rad aus.

Pressekontakt

Stefan Dreising
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Münster (UKM)
Domagkstr. 5
48149 Münster
Tel.: 0251 / 83-5 74 47
Stefan.Dreising(at)ukmuenster.de
www.ukmuenster.de





Evelin Kösters
Pressestelle
Telefon 0251-275-1010
Email Evelin.koesters(at)polizei.nrw.de


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Datum: 01.10.2010 - 08:39 Uhr
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