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Internationale Bande von Online-Banking-Hackern gesprengt - Schaden von 1,2 Millionen Euro verhindert

ID: 285636

(ots) - Gemeinsame Pressemitteilung des
Landeskriminalamtes Baden-Württemberg (LKA
BW), des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen und der
Staatsanwaltschaft
Stuttgart:


Internationale Bande von Online-Banking-Hackern gesprengt - Schaden
von 1,2 Millionen Euro verhindert


Es ist eines der umfangreichsten Ermittlungsverfahren gegen
Verbreiter von
Schadsoftware und Online-Betrüger, das es bislang in Deutschland
gegeben hat. Einer gemeinsamen Ermittlungskommission der
Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen unter
dem Namen "Katusha" ist es im Auftrag der Staatsanwaltschaft
Stuttgart, Abteilung Organisierte Kriminalität, gelungen, die
Hintermänner einer international agierenden Gruppierung, die im
großen Stil Online-
Banking-Transaktionen manipuliert haben sollen, zu ermitteln. Die
Ermittlungen erfolgten in enger Kooperation mit den estnischen und
britischen Strafverfolgungsbehörden, die nach Hinweisen der deutschen
Behörden ihrerseits Ermittlungen gegen dort wohnhafte Verdächtige
einleiteten und damit wesentlich zur Zerschlagung der Gruppierung
beitrugen. Die Haupttäter sollen über 260 manipulierte Überweisungen
in Höhe von mindestens 1,65 Millionen Euro ins In- und Ausland
getätigt haben. Zuvor wurden durch die Verdächtigen Echtzeit-Trojaner
auf den PCs der Betroffenen installiert, um Online- Bankgeschäfte zu
manipulieren.

"Gegen diese Masche der Hacker hatten die betroffenen Bankkunden
kaum eine Chance. Der Ermittlungserfolg beweist, dass
länderübergreifende Kooperationen der richtige Weg sind, um auch
international agierenden Straftätern das Handwerk zu legen", stellt
Klaus Hiller, Präsident des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg,
fest. Durch umfangreiche Überwachungsmaßnahmen sowie durch Auswertung
von Servern und Kommunikation zwischen den Tatverdächtigen ist es der




Ermittlungskommission zudem gelungen, rund 470 so genannte
Finanzagenten zu ermitteln. Diese Finanzagenten haben sich bei von
den Hauptverdächtigen betriebenen fiktiven Firmen als "Finanzmanager"
beworben. Sie haben dann bei
unterschiedlichen Banken Konten eröffnet, um eingehende Gelder
abzuheben und an bestimmte Personen weiterzuleiten. Gegen sie wurden
deshalb Strafverfahren wegen Verdachts der Geldwäsche eingeleitet.

"Neben der Ermittlung von Strukturen und Straftätern verfolgten
wir von Beginn an auch präventive Ziele. Durch fortgeschrittene
Ermittlungsmethoden gelang es uns, finanzielle Schäden in Höhe von
1,2 Millionen Euro von den betroffenen Bürgern abzuwenden und den
Tätern die Gewinne zu entziehen, noch bevor diese realisiert werden
konnten. Wir waren den Tätern immer einen Schritt voraus", berichtet
Wolfgang Gatzke, Direktor des Landeskriminalamtes
Nordrhein-Westfalen. Denn sobald neue Erkenntnisse zu ausgespähten
Kunden oder neue Konten festgestellt wurden, teilte die EG "Katusha"
diese - teilweise mehrfach täglich - den Banken mit. Diese hatten
damit die Möglichkeit, bereits erfolgte missbräuchliche Überweisungen
zurückzubuchen, Konten von Finanzagenten schon vor dem Eintritt eines
Schadens zu sperren oder Konten von ausgespähten Bürgern bereits im
Vorfeld gegen
missbräuchliche Überweisungen zu sichern.

Die Infektion der Kunden-PCs erfolgte sowohl über manipulierte
PDF-Dateien als auch über so genannte Drive-by-Infections. Dabei
werden PCs über Schwachstellen des Browsers angegriffen, wenn ein
Nutzer beim Surfen im Internet auf manipulierte Webseiten gelangt.
Das Aufrufen der manipulierten Seite reicht bereits aus, um den PC zu
infizieren. Da die Täter die Schadsoftware ständig aktualisiert und
verändert haben, wurde diese selbst von aktueller Antiviren-Software
häufig nicht erkannt. Der Trojaner nistete sich auf den infizierten
PC als so genannter "Man in the Browser" ein. Sobald ein Geschädigter
eine Onlinebanking-Sitzung begonnen hatte, wurde der Trojaner aktiv.
Nachdem der Kunde eine Überweisung geschrieben hatte und zur Eingabe
einer i-TAN aufgefordert wurde, veränderte der Trojaner Betrag,
Saldo, Verwendungszweck sowie die Empfängerdaten. Der Kontoinhaber
konnte dies nicht erkennen. Erst dann wurde die Überweisung mit der
angeforderten i-TAN an die Bank übermittelt. Auch wenn der
geschädigte Bürger die Kontoübersichtsseite betrachtet hat, blieb ihm
die missbräuchliche Überweisung verborgen, da auch diese Seite vom
Trojaner manipuliert wurde. So war für die Geschädigten die
missbräuchliche Überweisung erst auf dem Papierkontoauszug erkennbar.

Im Lauf der Ermittlungen wurden weltweit rund 2,5 Millionen, davon
rund 400.000 in Deutschland, derart infizierte PC-Systeme
festgestellt. Es wird daher dringend zur Eigenvorsorge geraten,
Hilfestellung ist beispielsweise im Rahmen der Anti-Botnet- Kampage
des BSI und des ECO-Verbandes unter www.botfrei.de zu erhalten.

Bei den hauptverdächtigen Hackern handelt es sich um zwei
deutsche, einen britischen und fünf estnische Staatsbürger. Sieben
mutmaßliche Hintermänner befinden sich wegen des Verdachts des
gewerbs- und bandenmäßigen
Computerbetrugs, des Ausspähens von Daten, Datenveränderung und
Computersabotage in Untersuchungshaft. Im Zuge der Ermittlungen
wurden bereits am 03. August 2010 vier Wohnungen in Deutschland (drei
in Hessen, eine in
Nordrhein-Westfalen) und fünf Wohnungen in Estland sowie Mitte
Oktober eine Wohnung in London durchsucht. Dabei wurden EDV-Daten /
-Geräte und schriftliche Aufzeichnungen sichergestellt, die den
Verdacht erhärten. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart betreibt die
Auslieferung von vier Tatverdächtigen aus Estland.
Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Strafanzeige eines
geschädigten Bürgers im Landkreis Esslingen. Die Auswertung seines
PCs durch die Polizeidiektion Esslingen hatte erste Hinweise auf die
von den Tatverdächtigen verwendeten Server ergeben.


Die Präventionstipps der Polizei:

Grundsätzlich sollte jeder Internetnutzer auf seinem PC eine
Virenschutz-Software
und eine Firewall installieren und regelmäßig aktualisieren. Das
Betriebssystem, der
Browser und die Anwendungssoftware sollten immer auf dem aktuellsten
Stand
gehalten werden.

• Nutzen Sie die jeweils neuesten Online-Banking-Verfahren, die
Ihre Bank
Ihnen anbietet.Die Polizei empfiehlt beim Online-Banking folgende
Sicherungssysteme: HBCI bzw. i-TAN plus, Smart-TAN.
Konten, die nur mittels TAN, i-TAN, m-TAN gesichert werden, sind
allerdings
nicht ausreichend geschützt.

• Nutzen Sie die Angebote der Anti-Botnet-Kampagne des BSI und des
ECOVerbandes zur Säuberung infizierter PC-Systeme unter
www.botfrei.de

• Informationen zu Finanzagenten mit Präventionstipps finden Sie
unter
www.polizeiberatung.de/vorbeugung/betrug/dubiose_stellenangebote_fina
nzagenten_/

• Allgemeine Sicherheitsempfehlungen für PC und Internet unter
www.polizeiberatung.de/vorbeugung/gefahren_im_internet/

• Bürgerinformationen des Bundesamtes für Sicherheit (BSI) in der
Informationstechnik sind unter www.bsi-fuer-buerger.de abrufbar




Landeskriminalamt NRW
Völklinger Straße 49
40221 Düsseldorf
Pressestelle
Tel.: 0211/939-7330,-7331
Fax: 0211/939-7339
pressestelle.lka(at)polizei.nrw.de


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Datum: 29.10.2010 - 10:10 Uhr
Sprache: Deutsch
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