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32 Stundenüben für den Ernstfall

Schreckensszenario nach Düsenjäger-Absturz

ID: 711296

(ots) - Das Einsatzgebiet erstreckte sich auf eine
Fläche von fast sechs Quadratkilometer. Überall verstreute
Trümmerfelder, Flammen, dichter Rauch, verletzte Menschen und
immer wieder Explosionen. Die Straßen durch ausgedehnte Wald- und
Flächenbrände nahezu unpassierbar, Bürger auf der Flucht vor
Flammenwalzen. Horror in Ostholstein und mittendrin 200 Helfer der
1. Brandschutzbereitschaft des Kreises Stormarn.

Mit 45 Einsatzfahrzeugen und allerlei feuerwehrtechnischem Gerät
waren sie nach Ostholstein ausgerückt um auf dem Truppenübungsplatz
Putlos den Ernstfall zu üben. Unterstützt wurde die Feuerwehr bei
der 32stündigen Großübung durch Einheiten des Deutschen Roten Kreuzes
(DRK) (Versorgung), des Arbeiter-Samariterbundes (ASB) (Krankenwagen)
und des technischen Hilfswerkes (THW) ( Pyrotechnik und technische
Hilfe). Auch der Flugdienst der Kreisfeuerwehrverbände
Segeberg/Stormarn war in die Übung eingebunden.

Das Übungs-Szenario war dramatisch und verlangte den eingesetzten
Kräften einiges ab: Anlässlich einer großen Flug-Übungs-Ausbildung
der Bundeswehr im Bereich nordwestlich von Oldenburg in Holstein,
war es zwischen Hohwacht und Heiligenhafen zu einer Kollision
gekommen, an der mehrere Flugzeuge beteiligt waren. Durch den
Flugunfall waren auf mehreren Quadratkilometer brennende
Flugzeugteile auf Ortschaften, Wald und Flur gestürzt und hatten
verheerende Schäden angerichtet. Viele Gebäude - darunter ein Bahnhof
- wurden zerstört; zahlreiche Personen erlitten Verletzungen oder
galten als vermisst. Nach Eintreffen im Katastrophengebiet wurde die
1. Brandschutzbereitschaft mit sämtlichen Kräften zunächst in ein
Dorf beordert, in dem zahlreiche Landwirtschaftliche Gebäude im
Vollbrand standen. Die Flammen drohten auf die noch nicht betroffenen
Gebäude überzugreifen. Außerdem gab es Hinweise, dass sich in den




Trümmern eines eingestürzten Hauses sechs verschüttete Personen
befinden sollten. Da die Zufahrt zum Dorf durch Flugzeugtrümmer und
Flächenbrände unpassierbar war, mussten sich die Helfer ihren Weg zum
Einsatzort mittels Koordinaten suchen. Sofort nach Eintreffen,
begannen die Kräfte nach Aufbau der Wasserversorgung mit den
Löscharbeiten und der Vermissten-Suche. Die Arbeiten in den
Einsatzabschnitten gestalteten sich schwierig, da wegen starker
Rauchentwicklung unter Atemschutz vorgegangen werden musste. Da das
Löschwasser über eine größere Distanz herangeführt wurde, kamen
neben zahlreichen Pumpen auch mehrere transportable
3000-Liter-Wasserbecken zum Einsatz. "Nur so konnten wir den Druck
auf den zahlreichen Schlauchleitungen konstant halten", erläutert
Übungsleiter Wolfgang Schramm die Maßnahme. Obwohl immer wieder
schwere Explosionen den Einsatzraum erschüttern ließen, gelangt es
den Helfern schließlich die sechs verschütteten Personen zu orten und
aus den Trümmern ihres Hauses zu retten. Sie waren verletzt und
wurden dem Rettungsdienst übergeben.

Dann plötzlich ein verzweifelter Hilferuf aus dem Rathaus: Der
Bürgermeister konnte wegen der starken Hitzestrahlung, die draußen
auf der Straße vorherrschte, seine Amtsstube nicht mehr verlassen und
bat verzweifelt um Rettung. Für die Einsatzkräfte hatte sich binnen
weniger Minuten eine neue Lage ergeben. Nur eine Wassergasse konnte
hier Hilfe bringen. Um in die Tiefe des Großflächenbrandes
vorzudringen, wurden auf einer Strecke von 100 Metern 42
C-Stahlrohre in Stellung gebracht und so ausgerichtet, dass ein
Tunnel - und damit ein Hitzeschild - zum riesigem Brandfeld entstand.
Der Bürgermeister konnte durch die Wassergasse in Sicherheit gebracht
werden.

Nachdem im Dorf alle Brände erfolgreich bekämpft, Pumpen,
Wasserbecken und mehrere hundert Meter Schlauchleitungen auf den
Einsatzfahrzeugen verlastet waren, erhielten die Brandschützer
ihren nächsten Einsatzbefehl: Im Bahnhofsbereich von Putlos waren
durch herabstürzende Flugzeugteile ein Eisenbahnzug und mehrere
Kraftfahrzeuge getroffen worden. Im Umfeld des Zuges und im
brennenden Bahnhofsgebäude wartete eine unbekannte Anzahl von
Verletzten auf Rettung. Während die Einsatzkräfte am Bahnhof mit
Menschenrettung und Löscharbeiten beschäftigt waren, drohte auf einem
unweit entfernt gelegenen Feldflugplatz ein weiteres Desaster: Der
Waldbrand am Schassauer Holz war außer Kontrolle geraten und lief
jetzt als Flächenbrand auf den Flughafen zu. Auf dem Flugfeld
standen diverse vollgetankte, aber unbewaffnete Düsenjäger, die von
der Bundeswehr jedoch wegen extremer Hitze und Flammen nicht mehr aus
dem Gefahrenbereich herausgebracht werden konnten. Es herrschte
extreme Explosionsgefahr. Ein Übergreifen des Feuers auf die
Flugzeuge musste verhindert werden. Sofort nach dem neuen Lagebericht
wurden die am Bahnhof tätigen Einsatzkräfte umorganisiert. Zunächst
wurden mehrere wasserführende Löschfahrzeuge aus dem Einsatz
ausgelöst und zum Feldflughafen in Marsch gesetzt. Während weitere
Löschmannschaften am Flugplatz zusammengezogen wurden um den Wald-
und Flächenbrand nachhaltig zu bekämpfen, sicherten andere Einheiten
mit einem massiven Schaumangriff zunächst die stark gefährdeten
Jagdflieger. Hierzu wurden die Flugzeuge mit einer Schaumschicht
belegt. Obwohl es in diesem Einsatzabschnitt zunächst große
Schwierigkeiten mit der Löschwasserversorgung gab - es musste über
eine vier Kilometer lange Strecke gepumpt werden - konnten die
Flugzeuge in Sicherheit und der Flächenbrand unter Kontrolle gebracht
werden. "Weil die Firma Schaumlöschmittel Stahmer aus Hamburg uns
für diese Übung 200 Liter Übungsschaum kostenlos zur Verfügung
gestellt hatte, konnten wir diesen Teil der Übung sehr realitätsnah
darstellen und abarbeiten", freute sich Übungsleiter Wolfgang
Schramm.

Nachdem auch die Übungslagen am Bahnhof und Flugplatz gemeistert
waren, rückten die fünf Züge der Brandschutzbereitschaft zur
Versorgung und Einsatzpause in ihre Unterkünfte ein.

Bereits am frühen Morgen wurden die Kräfte mit einer neuen
Einsatzlage konfrontiert: Neben dem Gut Putlos standen in mehreren
Straßenzügen diverse mehrstöckige Wohnblöcke und angrenzende Flächen
in Vollbrand. Die Hitzestrahlung drohte die gegenüber liegenden
Wohnblöcke ebenfalls in Brand zu setzen. Hier wurde zunächst die
Löschwasserversorgung über Hydranten aufgebaut und eine Rettungsgasse
hergestellt, weil etliche Druckschläuche über Wege verlegt werden
mussten, über die andere Rettungskräfte zu einem weiteren
Schadensgebiet herangeführt wurden. Zu diesem Zweck bauten die
Brandschützer in aller Eile mehrere 4,60 Meter hohe Schlauchbrücken
aus Steckleitern, unter denen nachrückende Einsatzfahrzeuge dann
ungehindert hindurch fahren konnten.

"Auch bei dieser letzten Übung überzeugten die Kräfte der
Stormarner Brandbereitschaft mit Erfahrung und handwerklichem
Können", lobte der Stormarner Kreisbrandmeister Gerd Riemann, der
jede Phase der Großübung beobachtet hatte.

Sinn der sehr realistisch durchgeführten 32stündigen Übung war
eine schnelle Reaktion auf mehrere unerwartete Lagen in kurzer
Zeitabfolge, das Zurechtfinden in unbekanntem Gelände unter
schwierigen Bedingungen sowie das Zusammenspiel der Einsatzkräfte.
Ein weiterer Schwerpunkt war, dass die Führungskräfte - insbesondere
die Bereitschaftsführung - mit den Zugführern über Funk
kommunizierten, entsprechend der Einsatzlagen die Befehle aufnahmen
und diese entsprechend der Feuerwehrdienstvorschrift umsetzten.

Die Übungsleitung zeigte sich nach Abschluss zufrieden. "Ganz
viele Dinge haben geklappt; einiges müssen wir noch üben", sagte
Albert Iken, Führer der 1. Brandschutzbereitschaft Stormarn und
entließ die Kräfte in ihre Heimatwehren.




Rückfragen bitte an:

Kreisfeuerwehrverband Stormarn
Otto Heydasch
Telefon: 0177 677 31 78
E-Mail: Otto.Heydasch(at)kfv-stormarn.org

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Datum: 05.09.2012 - 10:15 Uhr
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