32 Stundenüben für den Ernstfall
Schreckensszenario nach Düsenjäger-Absturz

(ots) - Das Einsatzgebiet erstreckte sich auf eine 
Fläche von fast sechs Quadratkilometer. Überall verstreute 
Trümmerfelder,  Flammen, dichter Rauch,  verletzte Menschen und  
immer wieder Explosionen.  Die Straßen durch ausgedehnte Wald- und 
Flächenbrände nahezu unpassierbar,  Bürger auf der Flucht vor 
Flammenwalzen. Horror in Ostholstein und mittendrin  200 Helfer der 
1. Brandschutzbereitschaft des Kreises Stormarn.
   Mit 45 Einsatzfahrzeugen und allerlei feuerwehrtechnischem Gerät 
waren sie nach Ostholstein ausgerückt um auf dem Truppenübungsplatz 
Putlos den Ernstfall zu üben.  Unterstützt wurde die Feuerwehr bei 
der 32stündigen Großübung durch Einheiten des Deutschen Roten Kreuzes
(DRK) (Versorgung), des Arbeiter-Samariterbundes (ASB) (Krankenwagen)
und des technischen  Hilfswerkes (THW) ( Pyrotechnik und technische 
Hilfe).  Auch der Flugdienst der Kreisfeuerwehrverbände 
Segeberg/Stormarn war in die Übung  eingebunden.
   Das Übungs-Szenario war dramatisch und verlangte den eingesetzten 
Kräften einiges ab: Anlässlich einer großen Flug-Übungs-Ausbildung 
der Bundeswehr im Bereich  nordwestlich von Oldenburg in Holstein, 
war es zwischen Hohwacht und Heiligenhafen  zu einer Kollision 
gekommen, an der mehrere Flugzeuge beteiligt waren. Durch den 
Flugunfall waren auf mehreren Quadratkilometer brennende 
Flugzeugteile auf Ortschaften, Wald und Flur gestürzt und hatten  
verheerende Schäden angerichtet. Viele Gebäude - darunter ein Bahnhof
-  wurden zerstört;  zahlreiche Personen erlitten Verletzungen  oder 
galten als vermisst. Nach Eintreffen im Katastrophengebiet wurde die 
1. Brandschutzbereitschaft mit sämtlichen Kräften zunächst in ein 
Dorf beordert, in dem zahlreiche Landwirtschaftliche Gebäude im 
Vollbrand standen. Die Flammen drohten auf die noch nicht betroffenen
Gebäude überzugreifen. Außerdem  gab es Hinweise, dass sich in den 
Trümmern eines eingestürzten Hauses sechs verschüttete Personen 
befinden sollten. Da die Zufahrt zum Dorf durch Flugzeugtrümmer und 
Flächenbrände unpassierbar war, mussten sich die Helfer ihren Weg zum
Einsatzort mittels Koordinaten suchen. Sofort nach Eintreffen,  
begannen die Kräfte  nach Aufbau der Wasserversorgung mit  den 
Löscharbeiten und der Vermissten-Suche.  Die Arbeiten in den 
Einsatzabschnitten gestalteten sich schwierig, da wegen starker 
Rauchentwicklung unter Atemschutz vorgegangen werden musste.  Da das 
Löschwasser über eine größere Distanz  herangeführt wurde, kamen 
neben zahlreichen Pumpen auch mehrere transportable  
3000-Liter-Wasserbecken zum Einsatz. "Nur so konnten wir den Druck 
auf den zahlreichen Schlauchleitungen konstant halten",  erläutert 
Übungsleiter  Wolfgang Schramm die Maßnahme. Obwohl immer wieder 
schwere Explosionen den Einsatzraum erschüttern ließen, gelangt es 
den Helfern schließlich die sechs verschütteten Personen zu orten und
aus den Trümmern ihres Hauses zu retten. Sie  waren verletzt und 
wurden dem Rettungsdienst übergeben.
   Dann plötzlich  ein verzweifelter Hilferuf aus dem Rathaus: Der 
Bürgermeister konnte wegen der starken Hitzestrahlung, die draußen 
auf der Straße vorherrschte, seine Amtsstube nicht mehr verlassen und
bat verzweifelt um Rettung. Für die Einsatzkräfte hatte sich binnen 
weniger Minuten  eine neue Lage ergeben. Nur eine Wassergasse konnte 
hier  Hilfe bringen.  Um in die Tiefe des Großflächenbrandes  
vorzudringen,  wurden auf einer Strecke von 100 Metern 42 
C-Stahlrohre in Stellung gebracht und so ausgerichtet,  dass ein 
Tunnel - und damit ein Hitzeschild - zum riesigem Brandfeld entstand.
Der Bürgermeister konnte durch die Wassergasse in Sicherheit gebracht
werden.
   Nachdem im Dorf alle Brände erfolgreich bekämpft,  Pumpen, 
Wasserbecken und mehrere hundert Meter Schlauchleitungen auf den 
Einsatzfahrzeugen verlastet  waren,  erhielten die  Brandschützer 
ihren nächsten Einsatzbefehl: Im Bahnhofsbereich von Putlos waren 
durch herabstürzende Flugzeugteile ein Eisenbahnzug und mehrere 
Kraftfahrzeuge getroffen worden. Im Umfeld des Zuges und im 
brennenden  Bahnhofsgebäude wartete eine unbekannte Anzahl von 
Verletzten auf Rettung. Während die Einsatzkräfte am Bahnhof  mit 
Menschenrettung und Löscharbeiten beschäftigt waren, drohte auf einem
unweit entfernt gelegenen Feldflugplatz  ein weiteres Desaster: Der 
Waldbrand am Schassauer Holz war außer Kontrolle geraten und lief 
jetzt als Flächenbrand  auf den Flughafen zu.  Auf dem Flugfeld 
standen diverse vollgetankte, aber unbewaffnete Düsenjäger, die  von 
der Bundeswehr jedoch wegen extremer Hitze und Flammen nicht mehr aus
dem Gefahrenbereich herausgebracht werden konnten. Es herrschte 
extreme Explosionsgefahr. Ein Übergreifen des Feuers auf die 
Flugzeuge musste verhindert werden. Sofort nach dem neuen Lagebericht
wurden die am Bahnhof tätigen Einsatzkräfte umorganisiert. Zunächst 
wurden mehrere wasserführende Löschfahrzeuge aus dem Einsatz 
ausgelöst und zum Feldflughafen in Marsch gesetzt. Während weitere 
Löschmannschaften am Flugplatz zusammengezogen wurden um den Wald- 
und Flächenbrand nachhaltig zu bekämpfen, sicherten andere Einheiten 
mit einem massiven Schaumangriff zunächst die stark gefährdeten 
Jagdflieger. Hierzu wurden die Flugzeuge mit einer  Schaumschicht 
belegt. Obwohl es in diesem Einsatzabschnitt zunächst große 
Schwierigkeiten mit der Löschwasserversorgung gab - es musste über 
eine vier Kilometer lange Strecke gepumpt werden - konnten die 
Flugzeuge in Sicherheit und der Flächenbrand unter Kontrolle gebracht
werden. "Weil die Firma Schaumlöschmittel Stahmer aus Hamburg  uns 
für diese Übung 200 Liter Übungsschaum kostenlos zur Verfügung 
gestellt hatte, konnten wir diesen Teil der Übung sehr realitätsnah 
darstellen und abarbeiten", freute sich Übungsleiter Wolfgang 
Schramm.
   Nachdem auch die Übungslagen am Bahnhof und Flugplatz gemeistert 
waren,  rückten die fünf Züge der  Brandschutzbereitschaft zur 
Versorgung und Einsatzpause in ihre Unterkünfte  ein.
   Bereits am  frühen Morgen wurden die Kräfte mit einer neuen 
Einsatzlage konfrontiert: Neben dem Gut Putlos standen in mehreren 
Straßenzügen diverse mehrstöckige Wohnblöcke und  angrenzende Flächen
in Vollbrand. Die Hitzestrahlung drohte die gegenüber liegenden 
Wohnblöcke ebenfalls in Brand zu setzen.  Hier  wurde  zunächst die 
Löschwasserversorgung über Hydranten aufgebaut und eine Rettungsgasse
hergestellt,  weil etliche Druckschläuche über Wege verlegt werden 
mussten, über die andere Rettungskräfte zu einem  weiteren 
Schadensgebiet herangeführt  wurden. Zu diesem Zweck bauten die 
Brandschützer in aller Eile mehrere 4,60 Meter hohe Schlauchbrücken 
aus Steckleitern, unter denen nachrückende Einsatzfahrzeuge dann 
ungehindert hindurch fahren konnten.
   "Auch bei dieser letzten Übung überzeugten die Kräfte der  
Stormarner Brandbereitschaft  mit Erfahrung und handwerklichem 
Können",  lobte der Stormarner Kreisbrandmeister Gerd Riemann, der 
jede Phase der Großübung beobachtet hatte.
   Sinn der sehr realistisch durchgeführten 32stündigen Übung war 
eine schnelle Reaktion auf mehrere unerwartete Lagen in kurzer 
Zeitabfolge, das Zurechtfinden in unbekanntem Gelände unter 
schwierigen Bedingungen sowie das Zusammenspiel der Einsatzkräfte.  
Ein weiterer Schwerpunkt war,  dass die Führungskräfte - insbesondere
die Bereitschaftsführung -  mit den Zugführern über Funk 
kommunizierten, entsprechend der Einsatzlagen die Befehle aufnahmen 
und diese entsprechend der Feuerwehrdienstvorschrift umsetzten.
   Die Übungsleitung zeigte sich nach Abschluss  zufrieden. "Ganz 
viele Dinge haben geklappt; einiges müssen wir noch üben", sagte 
Albert Iken, Führer der 1. Brandschutzbereitschaft Stormarn und 
entließ die Kräfte in ihre Heimatwehren.
Rückfragen bitte an:
Kreisfeuerwehrverband Stormarn
Otto Heydasch
Telefon: 0177 677 31 78
E-Mail: Otto.Heydasch(at)kfv-stormarn.org
      
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Datum: 05.09.2012 - 10:15 Uhr
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Travenbrück
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